Hell's Angels (German Edition)
Angeles, und ihre Frauen klammerten sich an die Lederrücken dieser Hunde fressenden Idioten mit dem prallen Schritt und fuhren mit ihnen nach Norden, zur alljährlichen Party mit den Hell’s Angels, die den »Haufen aus L. A.« schon damals mit freundlicher Herablassung betrachteten, was die Slaves nicht störte, weil sie dadurch die anderen Clubs aus dem Süden ungestraft von oben herab behandeln konnten – die Coffin Cheaters, Iron Horsemen, Galloping Gooses, Comancheros, Stray Satans und obdachlose Randelemente menschlichen Abschaums, derart abscheuliche Gestalten, dass nicht einmal die Outlaw-Clubs – weder des Nordens noch des Südens – sie für sich beanspruchten, es sei denn, eine zusätzliche Kette oder Bierflasche hätte einmal den Ausgang einer Schlägerei entscheiden können.
Wieder und wieder habe ich betont, dass kein Weg aus der gegenwärtigen Sackgasse herausführt. Wären wir wirklich wach, so würden wir vom Horror des Alltagslebens überwältigt. Wir würden unser Werkzeug fallen lassen, unsere Stelle kündigen, unseren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, keine Steuern mehr zahlen, kein Gesetz mehr befolgen und so weiter. Könnte irgendjemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, die verrückten Dinge tun, die jetzt in jedem Augenblick von uns verlangt werden? – Henry Miller, The World of Sex, (Privatdruck von J.N.H. in einer Auflage von 1.000 Exemplaren, »für die Freunde Henry Millers«, 1940)
Die Leute müssen eben lernen, uns aus dem Weg zu gehen. Wir machen jeden platt, der sich uns in den Weg stellt. – Ein Hell’s Angel im Gespräch mit der Polizei
Lieber in der Hölle herrschen als im Himmel dienen. – John Milton, Das verlorene Paradies
Am Morgen des Monterey Run zum Labour Day 1964 erwachte Terry the Tramp nackt, und alles tat ihm weh. In der Nacht zuvor war er vor einer Kneipe in Oakland von neun Mitgliedern der Diablos, einem rivalisierenden Motorradclub aus der East Bay Area, zusammengetreten und mit Kettenpeitschen geschlagen worden. »Ich hatte einem von denen früher mal eine geknallt«, erklärte er, »und das hat ihnen nicht gepasst. Ich war mit zwei anderen Angels da, aber die sind kurz vor mir gegangen, und kaum waren die weg, haben sich die verdammten Diablos vor dem Laden auf mich gestürzt. Sie haben mich ganz schön übel zugerichtet, und dann haben wir die halbe Nacht nach ihnen gesucht.«
Doch die Suche blieb erfolglos, und kurz vor Tagesanbruch kehrte Terry zu Scraggs’ kleinem Haus in San Leandro zurück, wo er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wohnte. Scraggs, ein 37-jähriger ehemaliger Boxer, der einmal gegen Bobo Olson gekämpft hatte, war damals der älteste aktive Angel und hatte selbst eine Frau und zwei Kinder. Als Terry in diesem Sommer mit seiner Familie aus Sacramento hergekommen war, um sich in der Bay Area einen Job zu suchen, hatte Scraggs sie bei sich aufgenommen. Die beiden Frauen verstanden sich gut, die Kinder spielten miteinander, und Terry fand in einer nahe gelegenen General-Motors-Fabrik einen Job am Fließband –
eigentlich ein erstaunliches Beispiel dafür, was in der amerikanischen Arbeiterbewegung auf praktischer Ebene an menschlicher Flexibilität noch möglich ist, denn Terry sieht auf den ersten Blick hoffnungslos uneinstellbar aus, wie eine Mischung aus Joe Palooka und dem Ewigen Juden.
Er ist 1,88 groß, wiegt 95 Kilo, hat mächtige Arme, einen Vollbart, schulterlanges schwarzes Haar und eine ungehobelte, brummige Art, die nicht dazu angetan ist, einen Personalchef in entspannte Stimmung zu versetzen. Darüber hinaus hat er in seinen 27 Lebensjahren eine umfangreiche Polizeiakte gefüllt: zahlreiche Festnahmen – von Diebstahl und Körperverletzung bis hin zu Vergewaltigung, Drogendelikten und Cunnilingus in der Öffentlichkeit –, das alles jedoch ohne eine einzige strafrechtliche Verurteilung, offiziell also lediglich dessen schuldig, was auch jeder andere temperamentvolle Staatsbürger unter Alkoholeinfluss oder in einem anderweitig schwachen oder aggressiven Moment möglicherweise verbricht.
»Ja, aber diese ganze Liste ist doch Bullshit«, beharrt er. »Die meisten dieser Anschuldigungen sind erstunken und erlogen. Ich habe mich nie als Verbrecher gesehen. Ich leg’s nicht darauf an; dafür bin ich nicht gierig genug. Ich plane das nicht, es passiert einfach.« Und dann, nach kurzer Pause: »Aber ich glaube, ich lasse es schon darauf ankommen, auch wenn ich kein Verbrecher bin.
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