Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
Vom Netzwerk:
Wind peitschte über seine grüne Nylonjacke. Seine Augen hefteten sich auf den Kreis aus gelben Buchstaben auf der linken Brustseite der Jacke, die die Worte ›U.S. Marine Corps Shooting Team‹ ergaben. Auch nach sechs Jahren in Pension vermißte er das Marine Corps noch immer.
Das Ausscheiden aus dem aktiven Dienst war Hathcock entsetzlich schwergefallen. Anfangs hatte er das Gefühl, das Marine Corps habe ihn einfach ausgestoßen, und so saß er den Rest des Jahres 1979 und einen großen Teil des Jahres 1980 die meiste Zeit in einem dunklen Raum in seinem Haus in Virginia Beach - in einem Raum voller Andenken an das Marine Corps und voll quälender Erinnerungen - und grübelte. Er nannte diesen Raum den Bunker, und dort welkte er dahin, er sprach nicht, er verlangte nichts. Er quälte sich wegen der 610 Dollar Monatsgehalt, die er nach neunzehn Jahren und zehn Monaten aktiven Dienstes erhielt, eine kärgliche Summe, alles, was er seiner Familie zu bieten hatte. Als Frühpensionär konnte er keine bezahlte Arbeit annehmen, ohne seine Rente zu verlieren.
Dieses Gefühl, abgewiesen, unzulänglich und nutzlos zu sein, schleuderte ihn direkt in eine tiefe Depression. Die Flamme, die einst in seiner Seele gelodert und ihn immer und immer wieder hatte aufleben lassen, wurde kleiner und drohte zu erlöschen.
Jo Hathcock sah, wie ihr Mann um den Verlust seiner Karriere trauerte und hoffte, daß wie bei einem Todesfall die Trauer vorübergehen und Carlos das Leben wiederentdecken würde. Aber nach mehr als einem Jahr packte sie ihre Koffer und erklärte ihm zornig, sie habe genug davon, mit einem Toten zu leben.
Ihr Entschluß, ihn zu verlassen, weckte Hathcock auf. Er dachte nicht länger an seine Vergangenheit, als die Zukunft abrupt über ihn hereinbrach. Ein Leben ohne Jo und Sonny konnte er sich nicht vorstellen. Hathcock bat selten um Hilfe und verlangte niemals Trost, aber diesmal tat er es, und diese Bitte war so bedeutsam, daß sie Jo überzeugte und sie ihre Koffer wieder auspackte.
Zuerst suchte Hathcock die Freude am Leben in der Gartenarbeit wiederzufinden, aber die Hitze und die Belastung führten oft dazu, daß er bewußtlos auf dem Rasen zusammenbrach. Damit erschreckte er nur die Nachbarn, und für ihn war diese Tätigkeit nicht von großem Reiz. So suchten er und Jo nach etwas anderem.
Als das Boot von einem Wogenkamm zum nächsten raste, weg von der Küste von Virginia Beach, und dabei Gischtkaskaden himmelwärts schickte, warf Hathcock einen Blick auf seinen Freund, der das Boot entspannt und mit leichter Hand steuerte - und er lächelte.
Steve McCarver wandte sich Hathcock zu und schrie über das Brausen des Windes hinweg: »Was von Sonny gehört?«
»Der ist unten in Jacksonville, Florida, und geht auf eine neue Schule«, sagte Hathcock. Er war stolz auf seinen Sohn der jetzt als Lance Corporal bei den Marines in Cherry Point stationiert war und es geschafft hatte, dort ins Schützenteam aufgenommen zu werden - ins gleiche Team, bei dem Carlos seine offizielle Auszeichnung erworben und eine Nationalmeisterschaft im Schießen gewonnen hatte. Sonny war aus freien Stücken dem Corps beigetreten, und Hathcock freute sich darüber. »In ein paar Wochen kommt er nach Hause... auf Urlaub.«
»Freue mich schon darauf, ihn zu sehen«, sagte Steve und wandte das Gesicht wieder der aufgehenden Sonne entgegen.
Hathcock hatte Steve McCarver in der Bait Barn, einem von Dutzenden von Anglerläden nahe der Hafeneinfahrt kennengelernt. Er hatte sich willkürlich ein Geschäft ausgesucht und war hineingegangen, weil er hoffte, etwas zu finden, das ihm half, die Leere auszufüllen, die sein Abschied vom Marine Corps hinterlassen hatte. Vielleicht würde sich bei einem Gespräch über das Angeln in dieser Leere ein Funke entzünden.
Mehrere Männer saßen und standen um die Theke herum. Männer mit Baseballmützen, auf denen Namensschilder von Angelschnurherstellern, Bootsverleihern und Tabakfirmen aufgenäht waren. Die Männer mit den schwieligen Händen sprachen tatsächlich vom Fischen. Carlos hatte schon Barsche, Brassen und Forellen geangelt, aber diese lachenden Männer in den kurzärmeligen Hemden und den Khakihosen, diese Männer mit den gebräunten, sommersprossigen Armen und den harten Fingern redeten nicht von Barschen, Forellen, Brassen oder Crappies. Sie redeten von Haien.
Hathcock setzte sich in einen Liegestuhl und sah sich die Angelruten und die riesigen Haken an, die Netze, die Tabletts mit den

Weitere Kostenlose Bücher