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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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hervorragendste Leistung im Bereich des Scharfschießens erbracht hat.
Aber das bedeutsamste Ereignis fand im Frühling 1985 statt. An einem schwülen Nachmittag in Virginia drängte sich eine gewaltige Menschenmenge dicht an dicht an den Wänden entlang und füllte jeden Sitzplatz, um dabeizusein, wenn die Ausbilderklasse der Schule für Späher und Heckenschützen des Marine Corps verabschiedet wurde - und um die Rede eines legendären Marine zu hören.
An diesem sonnigen 3. Mai 1985 stand Carlos Hathcock auf unsicheren Beinen in spiegelblank geputzten Cowboystiefeln vor der Tür. Mit verkrümmten, steifen, von Brandnarben gezeichneten Händen zerrte er an der dunkelbraunen Krawatte um den steifen, beigen Kragen des neuen Hemds, das er zu seinem braunen Anzug trug. Jo war zum Pembroke Einkaufszentrum gefahren und hatte für diesen besonderen Anlaß das Hemd und die Krawatte gekauft. Kurz zuvor hatte er mit Lieutenant Colonel David Willis noch über den Anzug und die Krawatte gescherzt. »Sie hätten das Preisschild an der Krawatte lassen sollen«, hatte Willis zu ihm gesagt, »dann könnten Sie hinterher Ihr Geld zurückverlangen.«
Endlich, um ein Uhr an diesem Nachmittag, stand Carlos Hathcock gegenüber den Schießbahnen, die ihn während des größten Teils seiner Dienstzeit umgeben hatten, vor den Heckenschützen und ihren Familien. Er zitterte - wußte nicht, was er tun oder sagen sollte. Aber trotz seiner Nervosität, seiner Müdigkeit und seiner Muskelschmerzen war er zutiefst glücklich. Er nahm sich Zeit, jedem der Männer ins Gesicht zu sehen, dann begann er mit vor Rührung schwankender Stimme zu sprechen. Er verwendete weder Stichwortkarten, noch hielt er eine auswendig gelernte Rede, die Worte kamen direkt aus seinem Herzen.
Nach seiner kurzen Ansprache mußte Carlos gewaltig schlucken, um seine Kehle freizubekommen, dann blickte er mit verschleierten Augen durch den mit Marines, Army Rangers und Navy Seals gefüllten Raum. Alle waren zutiefst beeindruckt von dem großen Heckenschützen, von einem Heckenschützen, den sie bis heute nicht als Menschen gesehen hatten, sondern als eine Legende, mit der ihre Ausbilder ihnen beweisen wollten, wozu ein Mann imstande sein kann. Und als Hathcock sich räusperte und die Rührung zurückdrängte, die ihn jetzt zu überwältigen drohte, saßen diese Männer mit ihren Familien und all seine Freunde unter den Marines, die gekommen waren, um bei diesem Ereignis dabeizusein, still und ehrfürchtig da.
»Ich liebe euch alle«, sagte Hathcock, und dann versagte ihm die Stimme.
Die Männer und die Organisation, die er liebte, hatten ihn nicht vergessen. Heute ehrten sie ihn in der Schule, die er mit geschaffen hatte und der noch immer ein großer Teil seiner Seele gehörte.
Das Boot schwankte in den Wellen, die sich in einiger Entfernung von der Küste von Virginia Beach an den Sandbänken brachen. Hathcock hatte mitgeholfen, die ›Haisuppe‹ - Makrelen, Thunfischköpfe und Hühnerblut - zu verteilen. Nun saß er mit einer dicken, in einer stählernen Halterung steckenden Angelrute da und wartete, daß seine riesige Rolle zu singen anfing. Er war bereits ein alter Hase, denn er war schon oft mit hinausgefahren, um auf diese großen, gefährlichen Fische Jagd zu machen. Sein Gesicht war nicht mehr aschgrau, sondern gebräunt und schweißglänzend. Er war wieder hinter einem großen, tödlichen Hai her, den er wie in Der alte Mann und das Meer längsseits am Boot festmachen würde. Es war fast, als wäre er wieder als Heckenschütze im Einsatz.
Hathcock hatte diesen Sport schnell erlernt und sein rasch anwachsendes Können demonstriert, als er auf einer seiner ersten Fahrten einen 250 Pfund schweren Zitronenhai an Land zog - bei einem Haiturnier. Mit diesem Fisch, den er in zwei Meter tiefem Wasser gefangen hatte, wurde er Zweiter.
»Du siehst gut aus«, sagte Steve, während er und Carlos in dem roten und silbernen Jagdboot hin und her geschaukelt wurden, dem sie den Namen ›Shark Buster‹ gegeben hatten.
»Ich fühle mich auch gut«, sagte Carlos und blickte schräg nach oben.
»Ich habe es dir ja gesagt - entweder bringe ich dich um, oder ich mache dich gesund«, entgegnete McCarver.
»Mir geht es immer besser«, meinte Hathcock, in dem schwankenden Boot sitzend, den Buschhut in den Nacken geschoben, in dessen Band die weiße Feder steckte und sich im Wind bewegte. Als er auf den Meereshorizont hinausblickte und darauf wartete, daß die Leine sich von der Rolle

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