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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ließ. Es wird sich schon etwas ergeben. Genau das hatte Terence auch immer gesagt. Er hatte ihr immer erklärt, sie müsse fröhlicher und lockerer werden und dürfe sich keine Gedanken um die Zukunft machen. Sie hatte miterlebt, daß das nicht stimmte. Nichts hatte sich so einfach »ergeben«. Sie hatte am eigenen Leibe erfahren müssen, daß es zwei Arten von Menschen gab: Menschen wie Terence, die an einen Regenbogen glaubten, und Menschen wie sie selbst, die Verantwortung übernahmen.
    Die Vorstellung, daß Bryan zur ersten Art gehörte, von der sie sich lieber fernhalten sollte, machte sie wütend. Und tief in ihrem Inneren machte es sie wütend, daß sie zur zweiten Art gehörte. Ihr Leben wäre wesentlich fröhlicher, wenn sie an einen Regenbogen glauben würde, aber sie konnte keinen finden und hätte auch nie die Zeit gehabt, ihm nachzujagen. Sie trug Verantwortung.
    Sie war wütend auf ihn. Bryan spürte die Hitze, die von ihr ausstrahlte, sah das Lodern in ihren Augen. Er hatte einen Nerv getroffen. Er machte den Mund auf, um sie zu beruhigen, aber Rachel ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Es muss schön sein, so durchs Leben zu schweben und zu glauben, daß sich alles von selbst regelt«, warf sie ihm bitter vor. »Aber das weiß ich natürlich nicht, weil ich immer zu den Leuten gehört habe, die hinter diesen Träumern herräumen dürfen und sich der Realität stellen müssen, die manche Menschen anscheinend nicht ertragen.«
    Bryan schoss aus seinem Stuhl hoch und packte sie am Handgelenk, bevor sie sich umdrehen und aus dem Zimmer stürmen konnte. »Rachel, warte ...«
    »Ich kann nicht warten, Mr. Hennessy«, fuhr sie ihn zornblitzend an. »Ich habe zu tun.« Sie riss sich von ihm los und rieb sich den Arm, als wollte sie die Erinnerung an seine Berührung wegmassieren. »Ich lasse dich jetzt weiterjonglieren«, meinte sie höhnisch.
    Bryan schloss die Augen und seufzte schwer. Er zuckte zusammen, als ihre Absätze auf dem Holzboden klapperten, bis die Schritte in der Ferne verhallt waren. Dann drehte er sich um und starrte zu dem Porträt hoch, das an der vertäfelten Wand hing.
    »Hast du irgendeinen genialen Vorschlag?« fragte er.
    Der sympathische untersetzte Mann auf dem Bild war Arthur Drake III., dem dieses Haus zuletzt gehört hatte. Doch der starrte weiter in die Leere, lächelte geheimnisvoll und hatte die offene Hand erhoben, als wollte er den Betrachter mahnen, sich das Zimmer genau anzusehen. Auf dem Rahmen war eine patinierte Messingplakette befestigt, auf der ein Zitat von Seneca eingraviert war: »Gold wird durch Feuer gehärtet, ein tapferer Mann durch Ungemach.«
    »Ich schätze, das hier kann man wohl als Ungemach bezeichnen«, brummte Bryan. »Mal sehen, wie gut ich mich mache.«
    Er sank langsam in den Drehstuhl zurück und drehte sich im Kreis, so daß sein Blick einmal durch das elegante Zimmer wanderte: über die Kirschholztäfelung, die eingelassenen Bücherregale voller vergilbter, alter ledergebundener Bände, den Kamin, der offenbar irgendwann einmal renoviert worden war, weil die Ziegel neuer wirkten als alle anderen im Haus.
    Was sollte er nur mit Rachel anfangen?
    Küssen wäre vielleicht gar nicht so schlecht.
    »In Ordnung«, stimmte er seiner inneren Stimme sarkastisch zu. »Das mache ich, sobald sie mich auch nur auf hundert Meter an sich heran lässt .«
     
    Rachel entdeckte die Rechnungsbücher schließlich in einer eichenen Eistruhe, die in dem Zimmer stand, das eigentlich Addie als
    Arbeitszimmer dienen sollte! Es war ein sonniges Zimmer auf der Vorderseite des Hauses, das mit unzähligen Stapeln alter Zeitungen und Papierkörben voller angeschlagener Glasfigürchen vollgestopft war. Der Schreibtisch enthielt Hunderte alter Spitzen-zierdeckchen. Eine Schublade war randvoll mit Kugelschreibern. Aber nicht ein Fetzen Papier mit nützlichen Informationen über das Geschäft war zu sehen. In einem Aktenschrank war sie auf Zigarrenschachteln voller Knöpfe aller Art gestoßen, aber erst als sie die Eiskiste geöffnet und unter den drei Dutzend alter Zeitschriften nachgesehen hatte, hatte sie gefunden, wonach sie suchte.
    Als sie sich in den Schreibtischsessel sinken ließ, merkte sie plötzlich, daß sie sich insgeheim davor gefürchtet hatte, die Informationen zu finden, nach denen sie so lange gesucht hatte. Es war nicht zu verkennen, daß Addie keinesfalls in der Verfassung war, ein Geschäft ordentlich zu führen. Sie fürchtete, daß die

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