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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Day
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ihn sogar in Kauf genommen.
    „Es
wird dir keine Befriedigung verschaffen, mich umzubringen.“ Ich versuchte neutral
zu sprechen, wie jemand, der sich mit seinem Schicksal abgefunden und nichts
mehr zu verlieren hatte, dabei hatte ich die Hosen voll. Für einen Moment
stutzte sie, als dachte sie wirklich über meine Worte nach. Ich witterte meine
Chance.
    „Solange
ich lebe, hast du ein Ziel. Nämlich mich zu bestrafen. Bin ich tot, dann bleibt
dir nichts mehr. Nur noch Schmerz und die Erinnerungen an ein Leben, das es
nicht mehr gibt.“
    „Und
wem verdanke ich das?“ Und zum ersten Mal sah ich einen Funken von dem
Menschen, den ich damals in diese Gasse gelockt hatte. „Warum habt ihr mich
nicht einfach sterben lassen? Das wäre besser gewesen, als das, was ich jetzt
bin.“
    Es war
irrsinnig. Diese Frau war im Begriff, mir das letzte bisschen Leben zu nehmen,
das ich noch besaß. Und doch hatte ich Mitleid mit ihr. Ihrem Schmerz, ihrer
Verzweiflung. Ich hatte nach meiner zweiten Geburt wenigstens Isobell gehabt,
die mich gedrängt hatte, weiterzumachen. Nicht vor der Leere zurückzuschrecken,
die unweigerlich eintrat, wenn einem sonst nichts mehr blieb. Doch Olivia? Was
blieb ihr?
    Fast
behutsam legte sie die Hände um meinen Hals.
    „Sieh
genau hin“, flüsterte sie – und die Umgebung löste sich in Wohlgefallen auf.
Diesmal wusste ich, was geschah. Olivia war in meinen Kopf eingedrungen. Würde
sie mich wieder mit Wahnvorstellungen foltern? Mir den Tod all jener vorführen,
die genau in diesem Moment um ihr Leben kämpften?
    Doch
ich irrte mich.
     
    Ich selbst war nicht mehr
Teil der Szenerie, bloß ein gestaltloser Zuschauer, der auf ein kleines rothaariges
Mädchen hinabblickte. Sie schluchzte, während ihre Eltern lauthals stritten.
Doch es war mehr als ein gewöhnliches Wortgefecht. Der Mann verpasste der Frau
eine Ohrfeige.
    Wieder
änderte sich das Bild.
    Das
Mädchen war nun im Teenageralter, vielleicht fünfzehn. Das kurze Haar stand ihr
krause vom Kopf ab. Um den Kopf hatte sie einen grausamen Metallapparat, der
mit ihrer Zahnspange verbunden war. Sie beobachtete einen Jungen, der lässig
neben einem Motorroller stand. Entschlossen presste sie ihre Hände zusammen,
bereit auf den Jungen zuzulaufen, doch da tauchte ein anderes Mädchen mit
kurzem Rock auf, und die Rothaarige versteckte sie hinter einem Baum. Obwohl
ich nur Zuschauer war, spürte ich ihren rasenden Herzschlag.
    Ein
erneuter Wechsel.
    Nun
sah ich Olivia so, wie ich sie kennengelernt hatte. Strahlend schön, einem Mann
mit Brille gegenüber sitzend in einem kleinen Kaffee. Der Mann hielt ihre Hand
und versprach ihr, sie niemals zu verlassen. Ein kleiner silberner Ring
schimmerte an ihrer Hand.
    Als nächstens
sah ich sie in einem schwarzen Kleid vor einem bekannten Haus stehen, in dem
ein Speed-Dating stattfinden sollte. Eine Horde kichernder Frauen in
gleichfarbigen T-Shirts, die sich hinter einer Häuserecke versteckte. Olivia
lächelte unsicher und verstaute den Ring in ihrer Tasche, während die
Junggesellinnen sie anfeuerten. Sie betrat den Raum und flirtete mit einem
Jungen, der voll auf ihre Annäherungsversuche einstieg. Meine Wenigkeit. Etwas
nahm von ihr Besitz. Schmerzen erschütterten ihren Körper, während sich spitze
Zähne in ihren Hals bohrten. Dann eine Ohnmacht.
    Ich
sah wie sich der frischgeborene Vampir aufrappelte, benommen gegen einen
Müllcontainer torkelte – und zum ersten Mal Blut witterte. Der Mann mit der
Brille. Er war gekommen um seine Verlobte abzuholen.
    Mir
graute es. Ich versuchte die Augen zu schließen, doch Olivia ließ mich nicht
wegschauen. Ein kleiner silberner Ring in einer blutigen Handfläche. Eine
zerbrochene Brille auf dem Asphalt.
    Der
Nebel löste sich auf.
    „Wer
sagt, dass ich beabsichtige, hiernach noch weiter zu leben?“ Tränen füllten
ihre roten Augen- dann drückte sie zu. Vampire können nicht ersticken. Ganz
einfach weil wir schon tot sind. Und doch gehört das Atmen zu den Dingen, die
der Körper niemals vergisst. Leiden. Sie wollte mich leiden lassen, wie ich und
Nero sie hatten leiden lassen. Ihre Fingernägel rammten sich wie Nägel in meine
Kehle. Ich versuchte ihre Arme weg zu biegen, doch es gelang mir nicht.
    Dies
war er. Der Moment, der die Wendung brachte. Olivia schrie auf, ließ von mir
ab. Ich konnte nur erstaunt zu ihr aufschauen. Was war los? Ich rappelte mich
auf, taumelnd, während ich mir den Hals rieb. Da sah ich es.
    Nichts.
    Dort
wo eigentlich meine

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