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Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Titel: Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wenn wir jetzt rechts abbiegen, sind wir in 20 Minuten am Pier 95 in Manhattan und…«
    Thomas Taylor, der Fahrer des unheimlich aussehenden schwarzen Tanksattelzuges, schnitt seinem Beifahrer, Rich Jefferson, mit einer Handbewegung den Satz ab. »Wir biegen nicht nach rechts ab, sondern nach links, und wir sind erst um Mitternacht in Manhattan«, knurrte er.
    Taylor schwenkte mit dem Fahrzeug nach links auf die Petterson Plank Road ein. Das Scheinwerferlicht beleuchtete grell die leere Fahrbahn. Der Widerschein der Lichter von New York war jetzt nur noch in den riesigen Rückspiegeln des Sattelzuges zu sehen.
    »Blödsinn«, knurrte Jefferson unzufrieden. »Dieser verdammte Umweg! Warum dürfen wir nicht durch den Lincoln Tunnel?«
    »Weil wir 6000 Gallonen Napalm in unserem Kessel schwappen haben«, antwortete Taylor. »Und weil das ein verdammtes Feuer gäbe, wenn wir ausgerechnet im Lincoln Tunnel damit hochgehen würden.«
    »Quatsch«, brummte Jefferson uneinsichtig. »Wir sind schon mit Benzin und mit Nitro durchgefahren. Schließlich ist es doch gleich, ob 6000 Gallonen Benzin, 6000 Gallonen Napalm oder 60 Kanister Nitro im Wagen sind.«
    »Ich bin nicht der Boß«, knurrte Taylor gereizt, »erzähl das alles dem Boß, und der kann es dann den Leuten wei--tererzählen, die ihm den Auftrag mit den Sicherheitsauflagen gegeben haben. Wir fahren die Strecke, die uns vorgeschrieben ist. Außerdem…«
    Taylor zuckte zusammen, als plötzlich Jeffersons linke Hand vorwärts schoß und erregt nach seiner Rechten griff. »Tom!« stieß Jefferson hervor.
    Thomas Taylor sah die weit aufgerissenen Augen seines Beifahrers, der auf die Fahrbahn vor dem Tankzug starrte. Er folgte dem Blick. Unwillkürlich tastete sein rechter Fuß zum Bremspedal. Nach der Sicherheitsvorschrift durfte der Sattelzug ohnehin nicht schneller als 25 Meilen fahren. Das Gaswegnehmen und die Betätigung der Bremse drosselten sein Tempo bis auf Schrittgeschwindigkeit. Langsam näherte sich der Zug dem Hindernis auf der Fahrbahn.
    »Da — links neben dem Wagen —, eine tote Frau…« stammelte Jefferson.
    Zischend entwich der Überdruck aus den Bremszylindern, als Taylor das Bremspedal so weit durchtrat, daß der schwarze Sattelzug endgültig zum Stehen kam. Im gleichen Moment riß Jefferson die Tür auf der rechten Seite des Fahrerhauses auf und ließ sich hinausgleiten. Mit großen Schritten stürmte er auf die Unfallstelle zu.
    Taylor zögerte ein paar Sekunden länger. Endlich öffnete er die Fahrertür, sprang hinaus in das Dunkel. Noch im Sprung hörte er ein schabendes Geräusch. Er wollte sich danach umdrehen.
    Eine dunkle Gestalt schnellte auf ihn zu.
    »Rich, hier…«, brachte er noch heraus. Ein mörderischer Schlag traf seinen Kopf. Taylor spürte, wie er in eine bodenlose dunkle Tiefe stürzte. Ganz aus der Ferne hörte er einen Ruf, einen Schuß und einen erstickten Schrei.
    ***
    »Was hältst du von Striptease?« fragte Phil, mein Freund und Kollege, über den Schreibtisch hinweg.
    »Kommt darauf an«, knurrte ich, mit meinen Gedanken halb bei dem Fall, dessen Akten ich mir eben noch einmal angesehen hatte.
    »Ich meine nur«, sagte Phil, »daß wir uns wieder einmal in das bewußte Lokal am Harlem River begeben könnten. Du weißt doch, Victors Stammlokal. Vielleicht ist es ihm in seinem Versteck zu langweilig geworden.«
    »Unter diesen Umständen halte ich sehr viel von Striptease«, gab ich zu. Victor war ein Gangster, den wir in einer Mordsache dringend als Zeugen brauchten. Er verkehrte in einem viertklassigen Nachtlokal. Als wir ihn vor zehn Tagen holen wollten, war er unauffindbar. Irgendwie hatte er Wind von unserer Absicht bekommen, mit ihm zu plaudern.
    Jetzt hatten wir Nachtbereitschaft. Gute Gelegenheit, mal gegen Mitternacht nach Harlem zu fahren.
    »Okay«, sagte Phil. »Auf eine Tischbestellung verzichten wir wohl besser.«
    Das Telefon schlug lärmend an. Es war der Bereitschaftsleiter. »Jerry, ihr müßt mal schnell nach Union City. Verkehrsunfall auf der Petterson Plank Road zwischen Union City und North Bergen.«
    »Verkehrsunfall, was sollen wir denn da?«
    »Ja, Jerry. Das habe ich auch gefragt. Aber die Union City Police hat uns ausdrücklich angefordert. Irgend etwas stimmt da nicht.«
    »Okay«, brummte ich und schob den Aktenstapel zur Seite. Phil schaute mich interessiert an.
    »Werden wir gebraucht?«
    »Ja«, sagte ich. »Am besten nehmen wir ein Bandmaß, eine Blinklampe und weiße Kreide mit.

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