Herbert, James - Die Brut.pdf
JAMES HERBERT - DIE BRUT
Roman
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN.
Alle Charaktere sowie die Handlung des Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten und tatsächlich stattgefundenen Ereignissen sind rein zufällig. Titel der englischen Originalausgabe: LAIR
Deutsche Übersetzung von Peter Pape, Copyright © 1979 by James Herbert © für den Auszug »Teddy Bear's Picnic« 1907. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von B. Feldman & Co. Ltd., London. Printed in Germany 1989 Umschlagzeichnung: Gerald Grace, London Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin Druck und Bindung: Elsnerdruck, Berlin
Wenn du jetzt in den Wald gehst, kannst du sicher sein, daß eine große Überraschung auf dich wartet...
aus The Teddy Bear's Picnic
von Jimmy Kennedy und John W. Bratton
Prolog
Seit fünf Tagen saß die Ratte im Keller gefangen. Sie hatte sich zum Werfen in eine finstere Ecke hinter einer Regalreihe verkrochen und herausgefunden, daß eine schwere Eisentür ihr den Weg versperrte, als sie versuchte, dem Geräusch, das ihren Kopf dröhnen ließ, auf den Grund zu gehen. Fünf lange Tage währte das Brummen und machte das Muttertier und seine winzige Brut durch seine ununterbrochene Monotonie fast irrsinnig. Dafür gab es im Keller aber Futter in Hülle und Fülle. Die Hausbesitzer hatten die Mahnung der Regierung, die Türen nicht zu verschließen, damit jedes Gebäude gereinigt werden konnte, mißachtet, weil sie damit rechneten, daß Lebensmittel in den ersten Tagen nach der Rückkehr der Stadtbevölkerung aus ihrem kurzen Exil knapp waren und ihr Laden einen Riesengewinn abwerfen würde.
Die Ratte und ihre Brut, die schon nach drei Tagen das reichlich vorhandene Futter der Muttermilch vorzuziehen schienen, suhlten sich in den Vorräten. Die Jungen wuchsen zusehends, und bald zeigten ihre drallen Rümpfe den ersten dunkelbraunen, fast schwarzen Flaum.
Nur ein Jungtier fiel aus der Rolle. Die ersten wenigen Haare auf seinem rosigen Körper waren weiß, und es beherrschte offensichtlich die anderen Jungtiere, denn sie besorgten ihm Futter und wärmten es mit ihren Körpern. Auf seiner breiten, eckigen Schulter, dicht hinter dem Kopf, schien sich ein seltsamer Höcker auszubilden.
Geduldig warteten die Tiere auf die Rückkehr der Menschen.
VORZEICHEN
1. Kapitel
»Verdammtes Ungeziefer!«
Ken Woollard fluchte laut und neigte den Kopf, um die Löcher dicht bei den Pfosten seiner niedrigen Scheune genauer zu inspizieren. Die Schmierspuren an den weißgetünchten Wänden rührten zweifellos von kleinen, pelzigen Körpern her, die vor dem Tageslicht in ihre Verstecke auf dem grobgezimmerten Boden geflüchtet waren. Die einzigen ihm bekannten Wesen, die solche Spuren hinterließen, waren Nager - Mäuse, Ratten...
Die Flecken waren zu groß für Mäuse.
»Die verdammten Katzen sind auch ihr Futter nicht wert«, knurrte Ken, trat aus dem Schatten und untersuchte den Boden ringsum auf Kotspuren. Dass er keine fand, konnte ihn nicht beruhigen. Die Mistviecher waren da, die Hecken waren der Beweis. Nun gut, dann wurde heute Abend das Gift gestreut. Warum erst warten, bis der Schaden angerichtet war? Auch ohne Schädlinge, die alles Essbare vernichteten, das sie fanden, war das Land schon schwer genug zu bewirtschaften.
Mit Fluoressigsäureamid wäre das überhaupt keine Affäre - ohne sich erst mühselig mit dem Auslegen von Ködern aufzuhalten. Eine reichliche Dosis von dem Zeug - und der Spuk war beseitigt.
Die helle Oktobersonne schien ihm direkt ins Gesicht, und er kniff die Augen zusammen. Am Scheunentor blieb er stehen. Sicher werde ich's melden müssen, dachte er.
Gemäß dem Regierungserlaß nach dem großen Ausbruch.
Man hatte damals dem elenden Viehzeug zwar mit Gas den Garaus gemacht, aber die Behörden befürchteten immer noch ein erneutes Ausbrechen dieser Plage. Außerdem war das in erster Linie in der Stadt gemacht worden, ohnehin die reinste Brutstätte von Ungeziefer aller Art - tierischem und menschlichem. Unglücklicherweise lag Epping Forest nahe genug bei London, um gleich wieder die städtischen Schnüffler am Hals zu haben. Sie würden herumstöbern und die ganze Farm unter Quarantäne stellen, bis sie sicher sein konnten, dass es sich nicht um eben jene speziellen Ratten handelte.
Zum Teufel mit ihnen! Für solchen Unsinn hatte er einfach keine Zeit. Er musste die
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