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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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geöffnet, seit wir hier unten sind. Zwei Tage, nachdem wir angekommen waren, versuchten sie, hinauszugelangen, um das Durcheinander, das wir beim Hereinkommen verursacht hatten, wieder in Ordnung zu bringen. Sie begannen die Türen zu öffnen, doch die Leichen waren zu zahlreich. Die ersten paar Hundert verbrannten sie mit Flammenwerfern, doch Tausende rückten nach.
    Ich kann sehen, wie Cooper die Fahrzeuge überprüft, mit denen er und die anderen Leute aus der Stadt angekommen sind. Man kann alleine dadurch, dass man ihn beobachtet, feststellen, dass er einmal Soldat war. Obwohl er jetzt nichts mehr mit dem Militär zu tun hat, ist er immer noch diszipliniert und besitzt einen Grad an Beherrschung und Zuversicht, den kein anderer aufweist. Oft sehe ich ihn trainieren und manchmal, wenn die Armeemitglieder außer Sichtweite sind, trommelt er die Leute zusammen und versucht ihnen zu zeigen, wie man das herumliegende, zurückgelassene Kriegsgerät benutzt. Selten ist einer daran interessiert. Cooper überprüft den ramponierten Mannschaftswagen und den Gefängnistransporter jeden Tag mindestens einmal, um sicherzugehen, dass sie immer noch in betriebsfähigem Zustand sind. Was befürchtet er, dass ihnen zustoßen sollte? Sie werden nicht benutzt, denn abgesehen von ihm war seit Tagen niemand in ihrer Nähe. Gestern habe ich ihn danach gefragt. Er sagte mir, dass wir keine Risiken eingehen können und dass wir in der Lage sein müssen, rasch von hier zu verschwinden – sollte es notwendig werden. So sehr ich auch denke, dass Cooper übertreibt, fordere ich Michael ständig auf sicherzugehen, dass unser Fahrzeug in Schuss ist, wenn für uns letztendlich der Zeitpunkt des Aufbruchs kommt. Keiner von uns macht sich Illusionen. Wir wissen alle, dass letzten Endes die Zeit kommt, hier wegzugehen. Es könnte heute sein, es könnte morgen sein oder erst in sechs Monaten. Das Einzige, das wir mit Sicherheit wissen, ist, dass wir nicht für immer hier unten bleiben können.
    Michael rührt sich im Bett. »Was ist los?«, fragt er, als er aufwacht und bemerkt, dass ich nicht neben ihm liege. Seine Augen sind dunkel, müde und verwirrt, als er sich nach mir umsieht.
    »Nichts ist los«, antworte ich. »Ich konnte nicht schlafen, das ist alles.«
    Er setzt sich auf und winkt mich zu sich. Mir ist immer noch kalt und ich gehe zurück ins Bett.
    Michael packt mich fest, als ob wir jahrelang voneinander getrennt gewesen wären. »Wie geht’s dir?«, fragt er leise, während sein Gesicht nahe an meinem ist.
    »Ich bin in Ordnung.«
    »Tut sich was?«
    »Eigentlich nicht, es wird nur ein Nachschub an Vorräten geliefert, das ist alles. Passiert hier jemals irgendwas?«
    Während er mich immer noch eng an sich drückt, küsst er eine Hälfte meines Gesichts. »Warte noch ein bisschen ab«, murmelt er traurig. »Warte ab.«

2
    »Morgen, ihr zwei«, sagte Bernard Heath mit seiner lauten, kultivierten Stimme, als Michael und Emma in den größten der wenigen Räume traten, zu denen den Überlebenden der Zugang gestattet war.
    »Morgen, Bernard«, gab Emma zurück. »Arschkalt, oder?«
    »Ist das nicht immer so?«, seufzte er. »Holt euch etwas zu essen, die Soldaten haben uns gestern Abend ziemlich viel hiergelassen.«
    Emma hielt sich an Michaels Hand fest und folgte ihm, als er sich durch den überfüllten Raum schlängelte. Dieser war ausreichend groß, sodass ihn die Überlebenden als Schlafsaal, Versammlungsort, Küche und Speisesaal benutzen konnten. Er diente praktisch für alles. So öde, trostlos und beklemmend die düsteren grauen Wände auch sein mochten, der Raum wurde durch die Tatsache, dass er immer voll Menschen war, für jeden von ihnen zum absolut besten Platz, um seine Zeit zu verbringen. Ungeachtet der Unsicherheit und dem Unbehagen, von dem alles umgeben war, wurde der Raum durch die Wärme und die Geräusche, die von der Gruppe verängstigter und frustrierter Leute erzeugt wurden, zu einem weitaus einladenderen Ort als jeder andere. Zumindest hier blickte keiner ständig über seine Schulter. Letztendlich konnten sie vorerst damit beginnen, sich zu entspannen, wieder zu erholen und gesund zu werden.
    Nachdem sie im Bunker eingetroffen waren, war ein grundlegender Arbeitsplan aufgestellt worden. Wie zu erwarten, konnten einige Betätigungsfelder nicht abgedeckt werden. Die meisten Leute waren jedoch bereit, ihren Beitrag zu leisten und beim Kochen, der Reinigung oder anderen Tätigkeiten, die nun mal erledigt

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