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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Prolog
    Leichen.
    Abertausende der kalten, ranzigen, verwesenden Leichen, die vormals nahezu über die gesamte Spanne des toten Landes verstreut gewesen waren, drängten sich nun auf der Fläche von nur wenigen Quadratmeilen. Unerbittliche, bösartige und nicht aufzuhaltende Gestalten. Kreaturen ohne Richtung. Kreaturen ohne Ziel. Grausame, von Instinkt getriebene und von Insekten heimgesuchte Kadaver. Leere, verrottende, skelettartige Hülsen, von denen einst jede eine eigenständige Persönlichkeit, ein eigenes Leben und Gründe für ihre Existenz besessen hatte. Nun waren sie nichts weiter als eine teilnahmslose Ansammlung aus zerlumpten Fetzen, graugrünem, schmierigen Fleisch, verkümmerten Muskeln und brüchigen Knochen.
    Das Leben jeder dieser erbärmlichen, gequälten Geschöpfe war innerhalb von Sekunden zu Ende gegangen. Siebenundvierzig Tage zuvor hatte die Krankheit grundlos und ohne Warnung zugeschlagen und Milliarden getötet. Die grausamste und gnadenloseste Infizierung, die je das Angesicht des Planeten verwüstet hatte, wütete unaufhaltsam schnell und heftig unter der wehrlosen Bevölkerung Sie ließ lediglich einige Unglückliche unbehelligt. Selbst jetzt, mehr als anderthalb Monate später, machten sich die Auswirkungen des tödlichen Krankheitserregers immer noch bemerkbar.
    An der entlegensten Ecke eines kalten, nassen, nichtssagenden Feldes hob der zerfledderte Kadaver, der einmal ein wohlhabender, dreiundfünfzig Jahre alter Anlagebankier gewesen war, seine dunklen, getrübten Augen. Die Überreste des einst mächtigen, vermögenden und recht angesehenen Mannes – umgeben von Hunderten ähnlich verschmutzter und grauer Kadaver – schleppte sich ungelenk vorwärts. Er torkelte und schlitterte durch den aufgewühlten Morast, hob seine kraftlosen Arme und griff plump nach den Körpern, die ihm im Weg standen. Der Leichnam wusste nicht, was ihn zu diesem Feld zog, er wusste nicht, weshalb er sich hier befand, was er hier wollte. Ihm war nur klar, dass er hier sein musste . Überlebende.
    Obwohl er keine Ahnung hatte, was sie waren, konnte er sie hören und fühlen. Sie waren anders, hielten sich unter der Erde – tief unter den Füßen der Kreatur – voll Furcht verborgen. Und sie versuchten, im unnatürlichen Halbdunkel ihres unterirdischen Stützpunktes eine Art von Leben zu führen. Doch sie konnten nicht existieren, ohne ihre Niederlassung preiszugeben. Die Welt war ein lebloser, leerer Ort geworden und die Geräusche, die von den Menschen unter der Erde erzeugt wurden, hallten durch die zerbrechliche Stille. Die Hitze, die sie ausstrahlten, glühte wie Feuer, so dass die Leichen in dem kalten und grauen Land wie Motten von einer Flamme angezogen wurden.
    Die Krankheit – falls diese tatsächlich der Grund für das Dilemma war – hatte einem Drittel der Opfer einen Schlag von unvorstellbarer Grausamkeit zugefügt. Alle, die davon befallen worden waren, starben Sekunden nach der Infizierung. Die meisten Leichen – die glückliche Mehrheit – blieben regungslos und untätig, sie verrotteten dort, wo sie hingefallen waren. Die anderen hingegen waren zu einer unnatürlichen, andauernden Existenz voll unbarmherzigen Leidens verurteilt. Der Krankheitserreger hatte ein entscheidendes Areal im Gehirn dieser Kreaturen verschont. Aus irgendeinem Grund hatte ein Funke primitiven Instinkts die Seuche unbeeinträchtigt überstanden. Die Körper waren physisch tot, doch der Zwang, sich zu regen, bestand weiterhin. Sie waren leblos, aber unaufhörlich in Bewegung. Und als das Fleisch, das diese taumelnden, umherstolpernden Kreaturen bedeckte, verfault und verwest war, schienen die unbehelligten Regionen ihrer Gehirne an Kraft zu gewinnen und sie weiterhin anzutreiben. Als sich der Verstand langsam erholte, kehrten stufenweise fundamentale Wahrnehmungen, gefolgt von einem Maß an Kontrollgewinn, zurück. Zu guter Letzt erfasste die Kadaver etwas wie niedere Gefühlsregungen und animierte die verzweifelten Gestalten, sich weiterhin zu bewegen. Sie wussten nicht, was oder wo sie waren, auch nicht, weshalb sie existierten oder was sie wollten. Es gab in ihnen kein Bedürfnis zu essen oder zu trinken, eine Pause zu machen, zu schlafen oder zu atmen. Während sie dazu verurteilt waren, jede Minute damit zu verbringen, sich sinnlos durch die leere Landschaft zu schleppen, genügte selbst das schwächste Geräusch oder die geringste Bewegung, um ihre beschränkte – jedoch tödliche – Aufmerksamkeit zu

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