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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Eingangs. Sekunden später folgte ihm Richards.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Richards stützte sich mit beiden Händen auf den Knien ab und rang nach Luft.
    »Alles klar«, erwiderte er.
    Das mittlerweile vertraute, dumpfe Klatschen von Körpern gegen die Außenseite der Tür ließ die beiden Männer aufschauen. Rasch begann Holmes, Tische, Stühle, Zigarettenautomaten und alles sonstige, was er finden konnte, vor den Eingang zu schieben, um die widerlichen Kadaver daran zu hindern, ins Innere zu gelangen. Richards drang indes tiefer ins Gebäude vor. Der Pub erwies sich als leer. Das Lokal hatte geschlossen gehabt, als die Katastrophe ausgebrochen war.
    »Was willst du trinken?«, fragte Richards und ging hinter die Bar.
    »Was immer du in die Finger kriegst«, gab Holmes zurück, der gerade mit dem Blockieren des Eingangs fertig wurde. Er spähte durch eine Lücke in dem Berg von Möbeln, den er aufgetürmt hatte, und beobachtete, wie die verseuchten Leichen auf der Straße vergeblich versuchten, sich in das Gebäude zu kämpfen.
    Während Richards hinter der Bar beschäftigt war, zog Holmes zwei Ledersessel quer durch den Raum und stellte sie vor einem Kamin ab. Dann zerschlug er einen Stuhl und einen Tisch und zündete mit dem gesplitterten Holz ein Feuer im Kamin an.
    Richards trug mehrere Flaschen mit Alkohol zu den Sesseln, nahm auf einem davon Platz und schenkte ihnen beiden einen Drink ein.
    »Zigarre?«, fragte Holmes, ging zur anderen Seite des Schankraums und ergriff eine Handvoll Zigarren und ein Streichholzheftchen aus einem Schaukasten hinter der Bar.
    »Ich rauche nicht«, seufzte Richards.
    »Du solltest damit anfangen«, erwiderte Holmes grinsend. »Letzte Chance, Kumpel.«
    Richards nahm sich eine Zigarre, wickelte sie aus der Zellophanverpackung und zündete sie an. Holmes tat es ihm gleich.
    Die beiden Männer lehnten sich im trüben, orangefarbenen Schein des Kaminfeuers zurück und genossen ihre Drinks.
    »Besser kann es nicht werden«, meinte Holmes leise. In seiner Stimme schwang keine Spur der Streitlust und des Gifts der vergangenen Tage und Wochen mit. »Alles, was wir noch tun müssen«, fuhr er fort, »ist trinken, rauchen und entspannen. Trink auf jeden Fall genug, denn irgendwann werden sie hier reinkommen. Und falls wir es bis morgen Früh schaffen, trinken wir einfach weiter.«
    Richards weinte wieder, doch der Alkohol begann rasch, den Schmerz zu lindern.
    »Verflucht noch eins, sie sind schon an den Fenstern«, stellte er fest. Holmes schaute auf und sah, dass sich auf der anderen Seite des Glases tatsächlich unzählige Schemen tummelten. Immer noch war das Pochen der Leichname zu hören, die gegen die Vordertür klopften. Wenn das Geräusch sie nicht anlockte, würde es zweifellos das Licht des Feuers tun.
    »Trink aus«, meinte er, »und schätz dich glücklich. Heute Nacht sind alle anderen entweder tot oder auf der Flucht. Wir sind am besten Ort, an dem man sein kann.«
    Richards war nicht sicher, ob er dem beipflichten konnte. Je mehr er jedoch trank, desto weniger kümmerte es ihn.
    Es dauerte über eine Stunde, bis die Masse draußen dermaßen anschwoll, dass der schiere Druck ihr einen Weg ins Gebäude ebnete. Ein Fenster auf Straßenhöhe rechts hinter Holmes und Richards zerbarst in tausend Scherben, und Hunderte Leichen quollen in den Pub. Die beiden Männer, bereits zu betrunken, um zu reagieren oder zu kämpfen, blieben auf den Sesseln sitzen und tranken einfach weiter, während das Gebäude sich mit verwesendem Fleisch füllte.

47
    Fast fünf Uhr. Das Prasseln schweren Regens auf das Dach des Wohnmobils weckte Michael, der vor wenigen Minuten eingeschlafen war. Er lag immer noch neben Emma auf dem kalten, harten Boden. Das Geräusch des Regens war ohrenbetäubend. Michael rollte sich vorsichtig herum und spähte unter der Decke hervor, unter der sie sich verbargen, seit sie vor vielen Stunden gezwungen worden waren, außer Sicht zu verschwinden. Es herrschte trübes Licht. Langsam rappelte Michael sich auf die Beine. Seine Glieder schmerzten, als er sich aufrichtete. Das über die Fenster strömende Wasser ließ den Blick auf die Welt draußen verschwimmen. Der Regenschleier und der unerwartete, aber in diesem Fall willkommene Lärm boten genug Deckung, um sich gefahrlos innerhalb des Wohnmobils zu bewegen. Rasch arbeitete er sich die Wände entlang vor und verhüllte alle Fenster mit schweren Vorhängen und Brettern. Emma, die ebenfalls wach war, setzte sich

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