Herbst - Stadt
Überlebenden sehen konnte. Donna beobachtete ihn angespannt.
»In Ordnung«, begann er und blickte im Halbdunkel in ein Gesicht nach dem anderen, »es ist soweit. Wer nicht glaubt, dass er dem gewachsen ist, soll lieber jetzt gleich umkehren.« Er wartete ein paar Sekunden, um den Leuten Gelegenheit zu geben, ihre Entscheidung ein letztes Mal zu überdenken. »Sobald wir diese Tür öffnen, müsst ihr alle losrennen. Lauft schneller als je zuvor in eurem Leben. Bahnt euch einen Weg durch die Leichen, aber versucht nicht, mit ihnen zu kämpfen. Rammt sie einfach kräftig genug, dann kommt ihr durch.«
Phil Croft, der ein Stück weiter unten in der Reihe stand, ergriff das Wort. »Bleibt nicht stehen, wenn ihr müde werdet, sonst schafft ihr es nicht. Was immer geschieht, bleibt in Bewegung. Stehenbleiben könnt ihr erst, wenn ihr die Fahrzeuge erreicht.«
Baxter legte die Hand auf den Türknauf und wartete auf das Signal.
»Was, wenn sie uns nicht sehen?«, fragte eine nervöse Stimme irgendwo aus der Mitte der Versammelten.
»Wer?«
»Die Leute im Van, der das Fußballfeld blockiert. Was, wenn sie uns nicht kommen sehen und deshalb nicht reinlassen?«
Besorgtes Gemurmel ging durch die Gruppe der Überlebenden.
»Dann klopft der Erste, der dort eintrifft, gegen die Scheibe des Wagens, bis sie merken, was los ist, und das verdammte Ding beiseite fahren«, erwiderte Cooper.
»Aber was, wenn sie –«
»Zerbrecht euch darüber nicht den Kopf«, kam der Soldat weiteren Einwänden zuvor. »Sie werden uns sehen.«
»Aber was, wenn –«
Cooper spürte, dass die nervösen, in seine Richtung abgefeuerten Fragen lediglich unterbewusste Verzögerungstaktiken darstellten. Er ignorierte sie und nickte Baxter zu.
»Los«, sagte er mit etwas lauterer Stimme. »Öffnen Sie die Tür, Jack.«
Da Baxter wusste, dass er versuchen würde, es sich selbst auszureden, wenn er zögerte, drückte er kraftvoll den Griff nach unten und warf die Tür auf. Zusammen mit jenen Überlebenden, die direkt hinter ihm standen, verharrte er einen Moment und starrte in die Nacht hinaus. Kalter Wind und leichter Regen wehten ihm ins Gesicht. Er konnte das Fußballfeld und den Van, der den Zugang blockierte, deutlich erkennen, doch in der Dunkelheit schien beides unermesslich weit entfernt. Schlimmer noch, zwischen sich und den Fahrzeugen konnte er Leichen ausmachen. Es schienen Hunderte zu sein, die als Umrisse durch die Umgebung schlurften, wankten und stolperten. Die Wenigen, die sich ihm am nächsten befanden, hatten sich bereits umgedreht und hielten mit linkischen, aber bedrohlich entschlossen wirkenden Bewegungen auf das Gebäude zu.
»Los, Jack!«, brüllte Cooper. »Setzten Sie sich in Bewegung, verdammt noch mal!«
Sofort preschte der ältere Mann los. Hatte er sich in der Sicherheit hinter der Tür noch Gedanken und Sorgen über die anderen gemacht, raste er nun ganz auf sich konzentriert über Gras und Asphaltwege, vorerst nur auf das eigene Überleben bedacht. Er stieß erst einen wandelnden Toten aus dem Weg, dann einen weiteren und schließlich noch einen. Innerhalb von Sekunden hämmerte sein Herz heftig in der Brust, und seine Lungen brannten wie Feuer. Wenig später überholten ihn einige der jüngeren, fitteren Überlebenden. Der Van schien überhaupt nicht näher zu rücken.
Mittlerweile drängte auch der Rest der Überlebenden aus dem Universitätsgebäude. Beladen mit Taschen voll Habseligkeiten bahnten sie sich einen Weg durch die auf sie zutrottenden, verwesenden Gestalten. Männer und Frauen, jung und alt, rannten in Grauen vereint, beteten, dass sie es schaffen würden und fürchteten bei jedem Schritt, von den verseuchten Massen verschluckt zu werden. Im hinteren Bereich der Gruppe trugen einige der kräftigeren Männer und Frauen die kleinsten Kinder. Das vergnügte Glucksen eines zweijährigen Jungen wurde vom angestrengten Keuchen Erica Carters übertönt, einer Frau mittleren Alters, die es übernommen hatte, ihn auf dem Rücken zu tragen.
Paul Castle und Steve Armitage saßen vorne im Van und bekamen von all dem nichts mit. Seit sie sich freiwillig dafür gemeldet hatten, bei den Fahrzeugen zu bleiben, waren schier unerträglich langsam mehrere Stunden verstrichen. Immer noch umgaben sie Schwärme von Leichen, die der Lärm zuvor angelockt hatte. Castle und Armitage hatten keine Ahnung, wann die zum Aufbruch bereiten Überlebenden den Ausfall aus dem Gebäude wagen würden. Stumm saßen die beiden im Wagen
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