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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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worden.
    Kurz vor sieben Uhr hatte plötzlich ein metallisch krachendes Geräusch die Stille zerrissen. Da alles andere so still und lautlos war, hatte der klappernde Laut scheinbar ewig gebraucht, um ins Nichts zu verhallen. Einige Sekunden lang hatte es Jack, vor nervlicher Anspannung wie gelähmt, nicht gewagt, sich zu rühren. Er hatte ängstlich darauf gewartet, dass etwas passieren würde, und als es nun endlich geschehen war, hatte er sich beinahe zu sehr gefürchtet, um loszugehen und nachzusehen, was es war. Als seine Neugier und die Belastung der Isolation allmählich seine Angst überwogen, machte er sich auf den Weg nach unten vor das Haus, öffnete, nachdem er durch den Briefschlitz gespäht hatte, die Tür und trat vorsichtig nach draußen. Auf der Mitte der Straße rollte ein metallener Mülleimer abwärts. Merkwürdig erleichtert hatte sich Jack ein paar Schritte vom Haus, bis ans Ende der Auffahrt, entfernt und die ausgestorbene Straße auf und ab geschaut. Doch sie war nicht ausgestorben. Im Schatten der Bäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte er gerade noch eine einsame weibliche Gestalt ausmachen können, die sich langsam entfernte. Plötzlich zuversichtlicher war er über die Straße gerannt und hatte die Schulter der Frau gepackt. Augenblicklich hörte sie auf, sich zu bewegen und blieb mit dem Rücken zu Jack einfach stehen. Ein banges Gefühl war ihn überkommen und er hatte nicht aufgehört, sich zu fragen, warum sie ihn nicht hörte oder auf andere Weise auf ihn reagierte. Kurzerhand hatte er sie einfach zu sich herumgedreht, während er sich inständig wünschte, jemanden zu sehen und mit jemandem zu sprechen, der wie er überlebt hatte. Doch es war sofort offensichtlich gewesen, dass diese arme Seele dem Albtraum nicht entkommen war, sondern ein weiteres Opfer der Geißel darstellte, die über die Stadt gekommen war. Sie mochte sich zwar bewegen, war jedoch ebenso tot wie der Rest der Leichen, die immer noch die stillen Straßen übersäten.
    Jack hatte auf der Suche nach einer Erklärung in ihre schwarzen, kalten und emotionslosen Augen gestarrt. Im schwachen Licht erschien ihre Haut straff gespannt, grau, wächsern und durchscheinend. Ihr Mund stand offen, als ob sie nicht mehr länger die Kraft hätte, ihn zu schließen und ihr Kopf hing schwer auf eine Seite. Er hatte den Körper losgelassen und war unverzüglich in die dem zuvor eingeschlagenen Weg entgegengesetzte Richtung davongestolpert. Jack hatte sich umgedreht, war zu seinem Haus zurückgerast und hatte die Tür hinter sich zugeworfen und verriegelt. In einem versteinerten, tranceartigen Zustand war er durch sein Haus gewandert und hatte eine lange Zeit in der Küche gegen das Spülbecken gelehnt verbracht, während er in den Garten hinaus starrte und versuchte, irgendeinen Sinn in diese groteske neue Entwicklung zu bringen. Seine düsteren und unzusammenhängenden Gedanken waren durch das jähe Erscheinen seines toten Nachbarn am Fenster unterbrochen worden. Der leblose Körper war durch ein Loch in der Hecke, das Jack bereits die letzten drei Sommer reparieren wollte, getrippelt. Der unbeholfene Leichnam des alten Mannes hatte sich beständig durch den Garten geschleppt, stets die Richtung ändernd, wenn er in Berührung mit der Hecke, dem Zaun oder dem Haus gekommen war.
    Seit Jack den ersten sich bewegenden Körper an diesem Morgen gesehen hatte, waren mehr als zwölf Stunden vergangen. Er hatte den Rest des Tages im Obergeschoss verbracht, wo er sich panisch wieder in seinem Schlafzimmer versteckt hatte. Er packte eine Tasche mit Kleidung und Nahrungsmitteln zusammen, doch als er zum Abmarsch bereit war, war er zu verängstigt, um fortzugehen. Er wusste, dass er letztendlich nach draußen musste, doch vorerst war die Vertrautheit und verhältnismäßige Sicherheit seines Heims alles, das ihm geblieben war.
    Selbst jetzt konnte er gelegentlich den Körper seines unmittelbaren Nachbarn ziellos und unermüdlich im Hintergarten umherpoltern hören.

3
    Eine weitere endlose Nacht und der darauffolgende Morgen waren mehr, als Jack ertragen konnte. Er saß am Kopfende der Treppe und kam zum unvermeidlichen Entschluss, dass es Zeit wurde, nach draußen zu gehen. Je früher er losging, so dachte er sich, desto eher konnte er auch wieder zurückkommen. Sein Rucksack war längst gepackt, als er kurz nach ein Uhr nachmittags nervös sein Zuhause verschloss und nach draußen trat. Ein paar herrliche Augenblicke lang

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