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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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wirkte der Herbsttag auf beruhigende Weise normal an. Es war typisch kalt und gegenwärtig noch trocken, obgleich es bedrohlich trüb und bewölkt aussah. Ein lebhafter, böiger Wind blies frisch und angenehm, durchbrach die Stille und vertrieb den allgegenwärtigen, schwer in der Luft hängenden Gestank nach Verwesung und Brand.
    Nach weniger als fünfzig Metern seiner Reise drehte sich Jack um und tat ein paar zögerliche Schritte zurück in Richtung seines Hauses. Dort sah es verlockend sicher und zuverlässig aus. Er wusste genau, was ihn hinter der abgeschlossenen Tür erwarten und wo sich alles befinden würde. Hier im Freien konnte er nicht einmal vorhersehen, was ihn hinter der nächsten Ecke erwarten würde. Er wusste nicht, welchen Weg er einschlagen sollte, denn obwohl er zwar zu verängstigt war, um sich vorwärts in das Unbekannte zu stürzen, fürchtete er sich gleichermaßen davor, den Schwanz einzuziehen und sich alleine für Tage, unter Umständen sogar Wochen in seinem Haus zu verbergen. Er stand in der Mitte der Straße und weinte wie ein Kind, das seine Eltern verloren hatte.
    Jack schaffte es allmählich, sich selbst durch einen Kompromiss zu beruhigen. Er entschied sich, ein Stück weit in die Stadtmitte zu gehen und nach einer Stunde oder zwei umzukehren und zurück nach Hause zu gehen. Am nächsten Tag würde er sich ein wenig weiter wagen, den Tag darauf noch ein bisschen weiter und so fort, bis er auf weitere Überlebende stoßen würde. Es musste noch andere geben, dessen war er sich sicher. Mit einem etwas befreiteren Gefühl begann er, zum Ende der Straße zu gehen, während er sich wünschte, er hätte Autofahren gelernt wie alle anderen, die er kannte, bevor sie zwanzig geworden waren. In einem Auto hätte er sich bei weitaus sicherer gefühlt.
    Jack blieb auf halbem Weg die Turnhope Street hinunter stehen, als der erste sich bewegende Körper, den er seit Verlassen seines Zuhauses sah, taumelnd in Sichtweite kam. Mit den Leichen, die den Boden übersäten, konnte er gerade noch zurechtkommen, doch diejenigen, die sich bewegten, waren immer noch zu viel für ihn. Ungeachtet der Tatsache, dass sie auf nichts zu reagieren schienen, fühlte er sich unbestreitbar durch ihre widernatürliche Präsenz bedroht. Als sich der Körper, die uniformierten Überbleibsel eines Polizeihelfers, näherte, blieb er instinktiv stehen und presste sich in der Hoffnung, mit der Umgebung zu verschmelzen und unbemerkt zu bleiben, gegen die Seitenwand des nächsten Gebäudes. Seine Ängste waren unbegründet. Die Leiche schwankte vorbei, ohne auch nur den Kopf zu heben. Sie schleppte ihre Füße quälend langsam über den Boden und Jack beobachtete, wie sie sich teilnahmslos weiter und weiter entfernte, die Arme hingen schwer an den Seiten herunter und schwangen mit den übrigen unkoordinierten Bewegungen mit. Die vollkommene, undurchlässige Stille des Morgens war erdrückend. Die Dunkelheit der letzten Nacht war ziemlich ähnlich gewesen – beklemmend, unnachgiebig und nicht einmal von einer einzigen Straßenlaterne durchbrochen. Außer den gelegentlichen Windböen, die Schrott und Unrat durch die öden, verwüsteten Straßen bliesen, rührte sich hier nichts. Keine Autos. Keine Flugzeuge. Keine Musik. Keine Stimmen. Nur eine unheilvoll schwere, peinigend leere Stille. Die Geräusche, die seine über das Straßenpflaster schleifenden Schuhe erzeugten, klangen, als ob sie tausendfach verstärkt würden. Ein- oder zweimal räusperte er sich und schickte sich an, nach Hilfe zu rufen, aber im letzten Moment verlor er stets die Nerven und entschied sich dagegen. Ebenso sehr, wie er die Aufmerksamkeit von jedem, der überlebt hatte, erregen wollte, war er verzweifelt bemüht, von nichts anderem bemerkt zu werden. Und obgleich es nicht den Anschein hatte, als wäre da noch etwas anderes übriggeblieben, das ihn bemerken konnte, hatte er nicht den Mumm, es darauf ankommen zu lassen. Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass er verängstigt war. Nein, er war nicht nur verängstigt, er war verdammt noch mal in Panik.
    Die Portdown Park Road ging in die Lancaster Road über, die in die Haleborne Lane führte, und die wiederum verschmolz mit der Ayre Street, der Straße, die sich schlussendlich verbreiterte und zu einer der Hauptstraßen wurde, die in das Herz der Stadt führten. Innerhalb einer Stunde hatte Jack den Großteil von drei Meilen bewältigt und abgesehen von weiteren zwanzig oder dreißig der stummen,

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