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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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gewissenhafte Bürohilfe. Da wir uns von Anfang an prima verstanden haben, heuerte ich sie kurzerhand an. Vor zwei Jahren trat dann Bo in mein Leben und kaufte sich in die Detektei ein, indem er den restlichen Kredit für das Kontor ablöste. Seitdem haben wir uns in der Branche einen respektablen Namen erarbeitet.
    Das einzige Problem stellt Oma Jansens getigerter Kater Sniggle dar, der einen ausgeprägten Freiheitsdrang verspürt und ab und an ihrer urigen Wohnung entkommt. Ich vertrete ja die Meinung, dass der Kater absichtlich abhaut, damit Bo ihn anschließend einfangen muss und er ihm ungeniert die Krallen ins Fleisch schlagen kann. Die beiden hassen sich. Sogar Louisa unterdrückt an ihrem Schreibtisch ein Lachen, während Bo kommentarlos die Augen verdreht und seinen Kaffee austrinkt.
    „Eines Tages …“, sagt Bo, lässt sich allerdings von mir unterbrechen:
    „Du wirst Sniggle nicht mit der Heckler & Koch einfangen, Tweety. Und zieh dich vernünftig an. Oma Jansen bekommt ansonsten bestimmt einen Herzinfarkt.“ Ich habe die alte Dame nämlich lieb und möchte sie mir noch lange erhalten. Mit einem lasziven Lächeln kommt Bo auf mich zugeschlendert.
    „Was stört dich an meinem Outfit?“, fragt er und küsst meine sensible Stelle hinterm Ohr.
    „Soll ich Berliner holen?“, höre ich Louisas Stimme wie aus weiter Ferne. Berliner holt sie immer, wenn die Raumtemperatur extrem ansteigt. So wie in genau diesem Moment.
    „Ich könnte dich auf der Stelle auf diesem Schreibtisch vernaschen“, haucht Bo verführerisch in mein Ohr. Louisa schnappt sich bereits ihre Handtasche.
    „Nix da“, sage ich und schiebe ihn energisch von mir. Louisa stoppt in der Tür und schaut sich fragend um.
    „Anziehen! Kater fangen!“, kommandiere ich und deute mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung Tür. Bo seufzt theatralisch, trotzdem tigert er brav davon.
    „Was ist los mit dir?“ Louisa sieht mich fragend an. „Du bist doch sonst nicht so.“
    Ich seufze.
    „Zwei Kilo“, erkläre ich. Louisa versteht nicht und daher werde ich deutlicher: „Die vielen Berliner, Isa. Männer können vom Sex ebenfalls dick werden.“
    Hamburgs Supergirl lacht, obwohl sie meinen Körper hinter dem Schreibtisch einer eingehenden Musterung unterzieht.
    „Keine Sorge, Robin. Man sieht nichts und du warst ohnehin zu dünn.“ Sie füllt ihren Kaffeebecher auf und vertieft sich erneut in den Stapel Abrechnungen.
    Zu dünn? Ich sehe an mir herunter, lupfe ein wenig das Shirt und prüfe mein Bäuchlein. Sixpack, wenn auch nicht derartig ausgeprägt wie bei meinem Mann. Aber schließlich bin nicht ich bei einem Spezialkommando der Bundeswehr beschäftigt gewesen, sondern muss in meiner knapp bemessenen Freizeit in ein Fitnessstudio joggen.
    „Du bist perfekt, Robin“, versichert mir Louisa, die meine selbstkritische Prüfung mitbekommt.
    „Wirklich?“ Ich bin skeptisch. Es fällt mir schwer mit Bo mithalten zu können. Außerdem habe ich Sommersprossen. Keine Massen und nur dezent auf den Wangenknochen und dem Nasenrücken verteilt, andererseits genug, um sie zu verabscheuen. Der Sommersprossen wegen nennt mich Bo immer Dot … für Tüpfelchen. Eigentlich hat Louisa recht. Ich kann mit mir ganz zufrieden sein.
    Inzwischen offeriert mir mein Rechner endlich ein Ergebnis bezüglich meiner Suchanfrage. Mein Kunde scheint mit seinem Verdacht, dass ein Mitarbeiter Belege fälscht, mitten ins Schwarze getroffen zu haben. Ich vergleiche noch einmal die Bilanzen mit den einzelnen Buchungsbelegen und Auftragslisten, bis mich ein lautes Kreischen vor der Tür aufschrecken lässt.
    „Sniggle.“ Louisa schmunzelt und sieht nicht einmal auf. Die schrecklichen Geräusche klingen überhaupt nicht nach Katze, sondern eher nach einem Kleinkind, das auf einen Spieß gesteckt wird. Gleich darauf kann ich Bos Stimme und die von Oma Jansen hören, die sich im Hausflur miteinander unterhalten. Er muss diesen pelzigen Ausreißer in Rekordzeit gefunden zu haben. Schon erscheint er wieder im Büro und streift sich die dicken Handschuhe ab, die er sich extra wegen Sniggle gekauft hat. Sein ärmelloses Shirt hat Risse in dem weißen Stoff, der an den zerfetzten Stellen gerade braunfleckig wird und sogar über sein Jochbein zieht sich eine blutige Spur. Extrem angefressen schnauft Bo:
    „Das nächste Mal erlebt das Vieh den Sonnenaufgang nicht mehr. Oma Jansen hin oder her. Mein Gesicht fühlt sich ziemlich entstellt an.“
    Er zieht sich das Shirt aus

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