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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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manchmal, dass Polizisten auch Menschen sind, dass sie Frauen, Mütter, Kinder haben –» Nach einer kleinen Pause fügte er bei: «Und Väter!
    Bedenken Sie Simeon Lees Ruf: ein Mann, der seiner Frau das Herz brach mit seinen Weiberaffären. Ein außerehelich geborener Sohn könnte manches von ihm geerbt haben. Seine Züge, zum Beispiel, und sogar seine Bewegungen. Er kann aber auch seinen Stolz und seine Rachsucht geerbt haben.»
    Nun erhob Poirot seine Stimme.
    «Ihr ganzes Leben lang, Sugden, haben Sie unter dem Unrecht gelitten, das Ihnen Ihr Vater angetan hatte. Sie waren seit langem entschlossen, ihn umzubringen. Sie kommen aus der nächsten Grafschaft. Zweifellos konnte Ihre Mutter dank des Geldes, das Simeon Lee ihr großzügig zur Verfügung stellte, einen Mann finden, der sie heiratete und ihrem Kind seinen Namen gab. So war es leicht für Sie, dem Polizeikorps von Middleshire beizutreten und auf Ihre große Gelegenheit zu warten. Ein Polizeiinspektor hat Chancen zu töten, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.»
    Sugden war kreidebleich geworden.
    «Sie sind ja wahnsinnig!» Seine Stimme war ein heiseres Flüstern. «Ich war außer Haus, als er getötet wurde!»
    «Nein, Sie ermordeten ihn, bevor Sie das Haus verließen, nachdem Sie zum ersten Mal gekommen waren. Niemand hat Simeon Lee nachher mehr lebend gesehen. Es war alles so einfach für Sie. Wohl hatte der Verstorbene Ihren Besuch erwartet, aber nicht, weil er Sie hatte kommen lassen! Sie riefen ihn an und machten unklare Bemerkungen über einen möglichen Raub. Sie schlugen ihm vor, um acht Uhr unter dem Vorwand, für das Waisenhaus zu sammeln, bei ihm vorzusprechen. Simeon Lee war ahnungslos. Er wusste nicht, dass Sie sein Sohn waren. Sie kamen, erzählten ihm von Diamanten, die eventuell die seinigen sein könnten und die Sie irgendwo aufgestöbert hätten. Er öffnete den Safe, um Ihnen zu beweisen, dass seine Steine wohl verwahrt dort lägen. Sie entschuldigten sich, gingen mit ihm zurück zum Kamin, und dort packten Sie ihn von hinten, schnitten ihm die Kehle durch und hinderten ihn am Schreien, indem Sie ihm die Hand auf den Mund pressten. Ein Kinderspiel für einen Menschen von Ihrer Körperkraft. Dann begann Ihre Inszenierung. Zuerst nahmen Sie die Diamanten an sich. Dann stapelten Sie Tische, Stühle, Lampen, Vasen und Nippsachen aufeinander, und schließlich zogen Sie ein dünnes Seil, das Sie eigens dafür mitgebracht hatten, kreuz und quer durch diese Pyramide. Ferner hatten Sie eine Flasche mit frischem Tierblut mitgebracht, welchem Sie ein Quantum zitronensaures Natrium beigefügt hatten. Dieses Blut verspritzten Sie über das ganze Zimmer, und in die Blutlache, die aus Simeon Lees Wunde geflossen war, schütteten Sie ebenfalls Natrium. Dann schürten Sie das Feuer, damit der Körper warm bleiben sollte. Die Enden des Seils schoben Sie durch den schmalen Spalt beim Fenster und ließen sie an der Hauswand herunterhängen. Sie schlossen die Tür von außen mit dem Schlüssel zu. Das war ein wesentlicher Punkt, damit ja niemand vielleicht zufällig das Zimmer betreten sollte.
    Hierauf gingen Sie hinaus und versteckten die Diamanten in dem kleinen Ziergarten. Hätte man sie früher oder später gefunden, dann würde das den Verdacht nur noch mehr auf eines der Familienmitglieder gelenkt haben, und das war Ihre Absicht. Kurz vor neun Uhr fünfzehn schlichen Sie sich unter das Fenster und zogen an dem Seil. Dadurch geriet das sorgfältig errichtete Gebilde ins Wanken und stürzte schließlich krachend und splitternd zusammen. Sie nahmen das Ende des Seils und wickelten es unter der Jacke und dem Mantel um den Körper.
    Aber Sie hatten noch an etwas anderes gedacht!»
    Hercule Poirot wandte sich den anderen zu.
    «Erinnern Sie sich, wie Sie alle den Schrei Mr Lees ganz verschieden schilderten? Mr Alfred Lee kam er vor wie der Schrei eines Menschen in Todesangst. Mrs Lydia und Mr David Lee sagten: ›Eine Seele im Fegefeuer.‹ Mrs Hilda Lee wiederum erklärte: ›Ein Schrei von jemandem, der keine Seele hat - unmenschlich, wie ein Tier.‹ Harry Lee kam der Sache weitaus am nächsten, als er feststellte; es habe geklungen, als würde man ein Schwein abstechen.
    Kennen Sie diese hellroten Gummiblasen, die man auf Jahrmärkten verkauft und die man ›Sterbende Schweine ‹ nennt? Sobald die Luft aus ihnen entweicht, ertönt ein schauerliches Geheul.
    Das, Sugden, war Ihr krönender Einfall! Sie brachten eine solche mit Luft

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