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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gefüllte Gummiblase in dem Zimmer an. Sie war mit einem kleinen Holzdübel verstopft, und diesen Dübel verbanden Sie mit der Schnur. Sobald Sie an der Schnur zogen, wurde das Hölzchen herausgerissen, und die Blase entleerte sich. Und so ertönte also nach dem Krachen und Splittern der Schrei des ›Sterbenden Schweins‹.»
    Er wandte sich wieder seinen übrigen Zuhörern zu.
    «Verstehen Sie nun, was Pilar Estravados vom Boden aufhob? Inspektor Sugden hoffte, rechtzeitig am Tatort zu erscheinen, um das Stückchen Gummi aufheben zu können, ehe es jemand bemerkte. Er nahm es dann Pilar kraft seiner Eigenschaft als Polizeibeamter sehr rasch ab. Aber er hat niemandem von dieser Sache erzählt! Das allein war verdächtig. Ich erfuhr von diesem kleinen Vorkommnis durch Magdalene Lee und befragte dann Sugden darüber. Er war auf jede Eventualität vorbereitet. Er hatte ein Stück aus einem Toilettenbeutel des Verstorbenen herausgeschnitten und zeigte mir das, zusammen mit einem Holzstift. Oberflächlich betrachtet entsprachen diese beiden Gegenstände durchaus den authentischen: ein kleines Stück Gummi und ein kleines Hölzchen. Beides schien mir zu jenem Zeitpunkt vollkommen bedeutungslos zu sein. Aber statt mir zu sagen: diese Dinge ergeben keinen Sinn, also können sie nicht im Mordzimmer gefunden worden sein, also lügt Inspektor Sugden mich an – bemühte ich Narr mich, eine Erklärung für sie zu finden! Erst als Mademoiselle Estravados mit einem Ballon spielte, der dann zerplatzte, erst als sie ausrief, einen solchen zerplatzten Ballon habe sie in Simeon Lees Zimmer gefunden – erst da sah ich klar.
    Bemerken Sie nun, wie sich alles ineinander fügt? Der unbegreifliche Kampf, der nötig war, um eine falsche Todesstunde festzuhalten; die verschlossene Tür, die Unbefugte hindern sollte, den Leichnam vorzeitig zu entdecken; und der Schrei des Sterbenden. So gesehen, war dieses Verbrechen durchaus logisch und sinnvoll ausgedacht gewesen.
    Aber von dem Augenblick an, da Pilar Estravados laut verkündet hatte, der zerplatzte Ballon gleiche dem Gummi im Zimmer des Toten, war sie dem Mörder ein Dorn im Auge. Und wenn er diese Bemerkung gehört hatte, was leicht möglich war, denn die Fenster des Hauses standen offen, dann befand sie sich sogar in großer Gefahr. Sie hatte nämlich dem Mörder schon früher einen argen Streich gespielt. Vom alten Herrn sprechend, hatte sie bemerkt: ›Er muss in jüngeren Jahren sehr gut ausgesehen haben.‹ Und zu Sugden gewandt, hatte sie erklärend noch beigefügt: ›So wie Sie!‹ Sugden wusste genau, dass sie das wörtlich gemeint hatte. Kein Wunder, dass er rot anlief und beinahe zu ersticken drohte. Diese Feststellung traf ihn unerwartet, und sie schien ihm äußerst gefährlich zu sein. Von diesem Augenblick an versuchte er Pilar zu verdächtigen; aber das war gar nicht so leicht, weil sie als Enkeltochter des alten Herrn nichts zu gewinnen hatte durch seinen Tod und ihr damit jeder vernünftige Mordgrund abgesprochen werden musste. Später, als er ihre Bemerkung wegen des Ballons hörte, entschloss er sich zu ernsteren Maßnahmen. Während wir beim Essen saßen, brachte er die Falle in Pilars Zimmer an. Glücklicherweise, fast wie durch ein Wunder, versagte sie.» Sugden fragte ganz ruhig: «Seit wann wussten Sie es?»
    «Ich war meiner Sache nicht ganz sicher, bis ich einen falschen Schnurrbart kaufte und ihn auf Simeon Lees Jugendbildnis ausprobierte. Da sah mir Ihr Gesicht aus dem Rahmen entgegen.»
    «Mag seine Seele in der Hölle schmachten! Ich bin froh, dass ich ihn getötet habe!»

28. Dezember
     
    « P ilar, ich glaube, dass es das Beste ist, wenn du vorläufig bei uns bleibst, bis wir endgültig wissen, was mit dir geschehen soll», sagte Lydia Lee.
    «Du bist sehr gut zu mir, Lydia», antwortete das Mädchen. «Du verzeihst einem, ohne viel Wesens davon zu machen.»
    Lydia lächelte. «Ich nenne dich immer noch Pilar, obwohl du wahrscheinlich anders heißt.»
    «Ich bin Conchita Lopez.»
    «Conchita ist auch ein sehr hübscher Name.»
    «Wirklich, du bist fast zu lieb, Lydia! Aber ihr müsst euch meinetwegen keine Sorgen mehr machen. Ich heirate Stephen, und dann fahren wir zusammen nach Südafrika.»
    Lydia lächelte noch immer.
    «Nun, dann wäre ja alles in schönster Ordnung.»
    «Weil du so nett zu mir bist, Lydia», sagte Pilar fast schüchtern, «glaubst du, werden wir dich einmal besuchen dürfen – vielleicht zu Weihnachten, und dann all die guten

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