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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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blickten grinsend und hechelnd wie Hunde zu Ralph auf. Sie waren Zwillinge, und der Anblick solch lustiger Verdoppelung war für das Auge verwirrend. einer atmete wie der andere, ihr Grinsen war das gleiche, und sie waren beide stämmig und lebhaft. Sie streckten Ralph ihre feuchten Lippen entgegen, es schien, als habe die Natur ihnen nicht genug Haut mitgegeben, so daß ihre Profile verschwommen waren und ihr Mund immer ein wenig offenstand. Piggy’s Brillengläser neigten sich blitzend zu ihnen hinunter, und zwischen zwei Hornstößen konnte man hören, wie er ihre Namen wiederholte:
    »Sam, Eric, Sam, Eric.«
    Er kam durcheinander; die Zwillinge schüttelten den Kopf und deuteten aufeinander, und alles lachte.
    Endlich hörte Ralph auf zu blasen und setzte sich hin. Der Kopf fiel ihm auf die Knie, und die Muschel war seiner Hand halb entglitten. Wie sich die Echorufe des Horns verloren, so erstarb das Lachen unter den Harrenden, und es wurde still.
    Im funkelnden Flimmer über dem Sand kam etwas Dunkles herangetappt. Ralph sah es zuerst, und bald hatte sein angestrengtes Ausschauen die Blicke aller in die gleiche Richtung gezwungen. Jetzt trat die Gestalt aus dem Bereich der Luftspiegelungen heraus und hob sich gegen den Sand ab, und sie sahen, daß der dunkle Fleck nicht nur Schatten war, sondern zum größten Teil von Kleidungsstücken herrührte. Was da näherkam, war eine Gruppe von Jungen, die in Zweierreihen, mühsam Gleichschritt haltend, heranmarschierte. Sie waren sonderbar gekleidet. Shorts, Hemden und verschiedene andere Sachen trugen sie über dem Arm, aber alle hatten sie eine viereckige schwarze Mütze auf mit einem silbernen Abzeichen. Und alle steckten in langen schwarzen Mänteln, auf deren linker Brustseite ein großes silbernes Kreuz angebracht war. Die Mantelkragen liefen in eine Krause aus. Die Hitze der Tropen, der Absturz, die Suche nach Nahrung und jetzt der Marsch in Schweiß und Glut den Strand entlang, alles das gab ihnen das Aussehen frisch gewaschener Pflaumen. Ihr Anführer war in der gleichen Weise gekleidet, doch hatte er ein goldenes Abzeichen an seiner Mütze. Als die Gruppe noch etwa zehn Meter von der Plattform entfernt war, gab er ein lautes Kommando, und sie standen still und keuchten und schwitzten, und ihre Körper schwankten ermattet in der grellen Sonne hin und her. Der Anführer trat näher, schwang sich mit fliegendem Mantel auf die Plattform und war von dem plötzlichen Dämmer wie geblendet.
    »Wo ist der Mann mit der Trompete?«
    Ralph merkte, daß er sonnenblind war und antwortete:
    »Hier gibt’s keinen Mann mit einer Trompete. Geblasen hab ich.«
    Der Junge kam näher und schaute mit angestrengten Augen hinunter zu Ralph. Was er von dem Blonden mit der Muschel auf den Knien erkennen konnte, schien ihn nicht zu befriedigen. er wandte sich ungestüm um, daß sein Mantel flatterte.
    »Ist denn hier kein Schiff?«
    In seinem wehenden Mantel stand er groß, hager und knochig da, unter der schwarzen Mütze drängte sich rotes Haar hervor. er hatte ein verzerrtes, sommersprossiges, häßliches, aber durchaus nicht einfältiges Gesicht. Aus dem starren Blick seiner hellblauen Augen sprachen ärgerliche Enttäuschung und beginnender Zorn.
    »Ist denn überhaupt kein erwachsener hier?«
    Ralph antwortete dem Rücken vor ihm.
    »Nein. Wir halten hier eine Versammlung ab. Setzt euch zu uns.«
    Die Gruppe der Bemäntelten wollte sich auflösen. Der Große schrie sie an. »Chor stillgestanden!« Unwillig formierte sich der Chor wieder und die Körper der Jungen schwankten erschöpft in der Sonnenglut, Doch einige begannen zögernd aufzumucken. »Aber, Merridew – Bitte, Merridew … dürfen wir nicht …?«
    Da fiel einer von ihnen vornüber in den Sand. Die Formation brach auseinander. Sie hoben den Bewußtlosen auf die Plattform und legten ihn zu Boden. Starren Blicks suchte Merridew seine Autorität zu retten.
    »Na gut, setzt euch hin. Laßt ihn gehen.«
    »Aber Merridew –«
    »Der fällt ewig in Ohnmacht«, sagte Merridew. »Immer das gleiche, in Gibraltar, in Addis Abeba, und sogar bei der Frühmesse, da ist er auf den Vorsänger gefallen.«
    Bei dieser letzten Bemerkung kicherten die Jungen vom Chor, die sich wie schwarze Vögel auf den umherliegenden Stämmen niedergelassen hatten und Ralph aufmerksam musterten. Piggy fragte sie nicht nach ihren Namen. Ihre uniformierte Überlegenheit und die ungezwungene Autorität in Merridews Stimme hatten ihn eingeschüchtert.

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