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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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Wassers. Dann stürzte er hin und wälzte und wälzte sich im warmen Sand, duckte sich, den Arm zur Abwehr vorhaltend, zusammen und versuchte um Gnade zu schreien.
    Er taumelte hoch, auf weitere Schrecken gefaßt, und sah über sich eine große Schirmmütze. es war eine weiße Mütze, und über dem grünen Schild war eine Krone, ein Anker, Goldlaub. er sah weißen Drillich, Schulterstücke, einen Revolver, eine reihe goldener Knöpfe vorn an einem Uniformrock herunter.
    Ein Marineoffizier stand auf dem Sand und sah in mißtrauischem erstaunen auf Ralph herab. Hinter ihm auf dem Strand hielten zwei Matrosen einen Kutter, der mit dem Bug an Land gezogen war. Achtern stand ein weiterer Matrose an einem leichten Maschinengewehr.
    Der Kriegsschrei brach ab und verhallte.
    Der Offizier blickte Ralph zuerst zweifelnd an, dann nahm er die Hand vom revolvergriff.
    »Tag!«
    Ralph wand sich im Bewußtsein seiner verdreckten Erscheinung. »Tag –« Der Offizier nickte, als sei damit eine Frage beantwortet.
    »Habt ihr erwachsene – große Leute bei euch?«
    Ralph schüttelte stumm den Kopf. er trat verlegen von einem Fuß auf den andern. Kleine Jungen, die Leiber mit gefärbtem Lehm gestreift, spitze Stöcke in den Händen, standen im Halbkreis auf dem Strand und gaben keinen Laut.
    »Spiel und Spaß«, sagte der Offizier.
    Das Feuer erreichte die Kokospalmen am Strand und verschlang sie mit Brausen. eine Flamme brach offenbar ganz für sich allein wie ein Akrobat aus und leckte an den Palmwipfeln der Plattform hoch. Der Himmel war schwarz.
    Der Offizier grinste Ralph heiter an.
    »Wir haben euren rauch gesehen. Was habt ihr denn gemacht? Krieg gespielt oder so?«
    Ralph nickte.
    Der Offizier musterte die kleine Vogelscheuche, die da vor ihm stand. Den Kleinen mußte man baden, ihm die Haare schneiden, die Nase wischen, und ziemlich viel Salbe hatte er auch nötig.
    »Keinen umgebracht, hoffe ich? Keine Leichen?«
    »Nur zwei. Und die sind weg.«
    Der Offizier beugte sich nieder und sah Ralph scharf an.
    »Zwei? Umgebracht?«
    Ralph nickte wieder. Hinter ihm erschauerte die ganze Insel in Flammen. Der Offizier wußte aus Erfahrung, wann jemand die Wahrheit sagte. er pfiff leise vor sich hin.
    Weitere Jungen tauchten jetzt auf, manche noch ganz klein, braungebrannt, mit den aufgedunsenen Bäuchen kleiner Wilder.
    Einer von ihnen trat nahe an den Offizier heran und sah auf.
    »Ich bin – ich bin –«
    Aber nichts kam mehr heraus. Percival Wemys Madison zermarterte sich den Kopf nach der Beschwörungsformel, die einfach ausgelöscht war.
    Der Offizier wandte sich wieder an Ralph.
    »Wir nehmen euch mit. Wieviel seid ihr hier?«
    Ralph zuckte mit den Schultern. Der Offizier sah über ihn hinweg auf die Gruppe der Bemalten. »Wer ist der Anführer hier?«
    »Ich«, sagte Ralph laut. ein kleiner Junge, der die Überreste einer ungewöhnlichen schwarzen Mütze auf seinem roten Haar und die Trümmer einer Brille am Gürtel trug, wollte vortreten, besann sich dann und blieb stehen. »Wir haben euren rauch gesehen. Und ihr wißt nicht, wieviel ihr seid?«
    »Nein.«
    »Ich hätte doch gedacht«, sagte der Offizier, als er sich die Untersuchung vorstellte, die ihm bevorstand, »ich hätte doch gedacht, daß eine Bande englischer Jungs – ihr seid doch alle Engländer, oder? – in der Lage wäre, was Besseres aufzuziehen als das da – ich meine –«
    »So war’s auch am Anfang«, sagte Ralph, »Ehe alles –«
    Er stockte.
    »Da waren wir noch zusammen –«
    Der Offizier nickte verständnisvoll.
    »Ich kenne das. Nette Geschichte. Wie auf der Koralleninsel.«
    Ralph blickte ihn stumm an. eine Sekunde lang sah er das flüchtige Bild des seltsamen Zauberglanzes, der einst den Strand übergossen hatte. Aber die Insel war ausgedörrt wie totes Holz – Simon war tot – und Jack hatte … Schluchzen schüttelte ihn und die Tränen begannen zu fließen. er gab sich ihnen jetzt zum ersten Mal auf der Insel hin; er erbebte schwer unter unermeßlichem Leid, das seinen ganzen Körper zu zerreißen schien. Seine Stimme schrillte auf unter dem schwarzen rauch vor der brennenden, zerstörten Insel; und von dieser Gemütsbewegung angesteckt, begannen auch die andern Jungen zu zittern und zu schluchzen. Und mitten unter ihnen, mit verfilztem Haar, schmutzigem Leib und verschmierter Nase beweinte Ralph das Ende der Unschuld, die Finsternis in des Menschen Herz und den Todessturz Piggy’s, des guten, klugen Freundes.
    Der Offizier stand

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