Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
Vom Netzwerk:
die Zähne zusammen und begann, mit Händen und Füßen Vorsprünge ertastend, hinaufzuklettern. Der Stock, der einen Schädel getragen hatte, behinderte ihn, aber er wollte sich nicht von seiner einzigen Waffe trennen. er war mit den Zwillingen fast auf gleicher Höhe, als er wieder leise rief.
    »Samneric –«
    Er hörte einen erstickten Schrei und bestürztes Aufschrecken vom Felsen. Die Zwillinge umklammerten einander angstschnatternd.
    »Ich bin’s – Ralph –«
    Aus Furcht, sie könnten davonlaufen und Alarm schlagen, zog er sich hoch, daß er mit Kopf und Schultern über den Rand der Klippe hervorschaute. Tief unter seiner Achsel sah er das helle Gesprüh um den Felsen.
    »Ich bin’s nur – Ralph –«
    Schließlich beugten sie sich vor und starrten ihm ins Gesicht.
    »Wir haben gedacht, es wär’ –«
    »– wir haben nicht gewußt, was – wer es war –«
    »– wir haben gedacht –«
    Sie wurden sich ihrer neuen, schmachvollen Untertanenschaft bewußt. Eric schwieg, aber Sam wollte seine Pflicht tun.
    »Du mußt fort, Ralph! Du mußt jetzt weg –«
    Er schüttelte mit gezwungenem Ungestüm seinen Speer.
    »Du haust jetzt ab, klar?«
    Eric nickte zustimmend und reckte seinen Speer in die Höhe. Ralph stützte sich auf die Arme und wollte nicht gehen.
    »Ich hab euch zwei sehen wollen –«
    Seine Stimme klang gepreßt. Die Kehle tat ihm plötzlich weh, obwohl er dort nicht verletzt worden war. »Ich hab euch zwei sehen wollen –« Worte konnten nicht sagen, wie dumpf das alles schmerzte. er fiel in Schweigen, während die glitzernden Sterne ausgesät wurden und umhertanzten.
    Sam trat unruhig von einem Fuß auf den andern.
    »Wirklich, Ralph, es ist besser du gehst.«
    Ralph schaute wieder auf.
    »Ihr zwei seid doch nicht bemalt. Wie könnt ihr –? Wenn’s hell wär’ –«
    Wenn es hell wäre, würde die Scham sie verbrennen, erinnerte man sie an das alles. Aber die Nacht war dunkel. Eric nahm jetzt das Wort, und dann begannen die Zwillinge ihre Wechselrede.
    »Du mußt fort, du bist hier nicht sicher –«
    »– sie haben uns fertiggemacht. Sie haben uns geschlagen –«
    »Wer? Jack?«
    »Nein, nicht der –« Sie neigten sich zu ihm vor und dämpften ihre Stimme. »Geh weg, Ralph –«
    »– wir sind jetzt ein Stamm –«
    »– sie haben uns fertiggemacht –«
    »– wir haben nichts machen können –« Als Ralph wieder sprach, klang seine Stimme leise und wie außer Atem. »Was hab ich denn getan? Ich hab ihn doch gemocht – und ich hab doch nur gewollt, daß wir gerettet werden –«
    Wieder ergossen sich die Sterne über den Himmel. Eric schüttelte ernst den Kopf. »Ralph, du mußt nicht dran denken, was vernünftig ist. Das ist vorbei.«
    »Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wer Anführer ist –«
    »– du mußt um deinetwillen fort.«
    »Der Häuptling und Roger –«
    »– ja, Roger –«
    »Die hassen dich, Ralph. Die wollen dich kaltmachen.«
    »Morgen wollen sie dich jagen –«
    »Aber warum denn nur?«
    »Keine Ahnung. Und – Ralph, Jack, der Häuptling, sagt, es wird sicher gefährlich –«
    »– und wir sollen uns in acht nehmen und mit dem Speer werfen wie bei einem Schwein.«
    »Wir machen eine Kette und ziehen über die ganze Insel –«
    »– an dem ende hier fangen wir an –«
    »– bis wir dich finden.«
    »Wir müssen so Rufzeichen geben–«
    Eric hob den Kopf und stieß einen leisen Indianerruf aus, indem er sich mit der Hand auf den offenen Mund schlug. Dann blickte er sich unruhig um.
    »So ungefähr –«
    »– nur lauter natürlich.«
    »Aber ich hab doch gar nichts getan«, flüsterte Ralph eindringlich. »Ich hab doch nur ein Feuer anhalten wollen!«
    Er stockte einen Augenblick und der Gedanke an den kommenden Tag machte ihn elend. etwas ungeheuer Wichtiges fiel ihm ein.
    »Was habt ihr –?«
    Er brachte es zunächst nicht über sich, ohne Umschweife zu reden; aber dann überkamen ihn Angst und Alleinsein. »Wenn sie mich finden, was wollen sie dann machen?«
    Die Zwillinge schwiegen. Unter ihnen erschäumte wieder der Todesfelsen. »Was haben sie – oh Gott, was hab ich Hunger –!« Der riesige Fels schien unter ihm zu schwanken. »Sagt doch – was –« Die Zwillinge beantworteten seine Frage auf Umwegen. »Du mußt jetzt fort, Ralph!«
    »Es ist für dich am besten –«
    »Bleib weg von hier. So weit du kannst.«
    »Wollt ihr nicht mit mir kommen? Zu dritt – können wir uns vielleicht halten –« ein kurzes Schweigen. Sams Stimme

Weitere Kostenlose Bücher