Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
Vom Netzwerk:
draußen liegen lassen«, hielt Grady dagegen.
    Callow nickte kurz. »Da haben Sie natürlich Recht. Royle soll bei ihm bleiben, bis wir zurückkommen.«
    Royle schaute drein, als habe man ihm eine Ohrfeige versetzt. »Ich?«
    »Jawohl. Er hätte Sie bereitwillig nach Hause begleitet, oder nicht? Zudem hat Ihr Pferd ihn auf dem Gewissen, also sollte man doch erwarten können, dass Sie ihm diesen Dienst nur zu gern erweisen. Wenn es auch sonst nichts bringt, so werden Sie so zumindest Zeit finden, um sich darauf vorzubereiten, seine Witwe über die Tragödie in Kenntnis zu setzen.«
    Royle bekam den Mund nicht mehr zu.
    »Und vertreiben Sie die Stechmücken von seiner Leiche«, fügte Callow hinzu, ehe er sein Pferd wendete.
    Mansfield grämte sich nun noch mehr. Callow wirkte von dem Tod des Gastwirtes nicht im Geringsten beeindruckt. Schlimmer noch, er erkannte, dass Grady erneut richtiglag, denn auch die Unruhe, die den Freibauern zuvor geplagt hatte, schien sich verflüchtigt zu haben. Es war, als habe er sich in der Tat hinter der Maske eines Schauspielers versteckt, die nun abgerutscht war, um ihn in seinem Gleichmut bloßzustellen.
    »Sir, wenn ich bitten …«, hob Grady an. »Das ist nicht rechtens; Laws war ein Freund. Jemand sollte ihn ins Dorf zurückbringen. Er darf nicht hier draußen liegen bleiben.«
    »Daraus schließe ich, dass Sie sich dieser Aufgabe freiwillig annehmen.«
    »Genau.«
    »Gut, dann tun Sie es, aber ich dulde keine Verzögerungen mehr. Wir befinden uns nicht auf der Jagd, Gentlemen. Das Leben meiner Frau und das meines ungeborenen Kindes stehen auf dem Spiel.« Er sah Royle an. »Helfen Sie Grady mit dem Leichnam. Dann steigen Sie auf Ihr Pferd und führen es der Witwe im Ort vor. Ich bin mir sicher, sie weiß es zu schätzen, einen Blick auf den Mörder ihres Gatten werfen zu dürfen.«
    Vorübergehend schien Royle Einwände bekunden zu wollen, doch stattdessen murmelte er vor sich hin und schritt Grady zu Hilfe.
    »Täten wir nicht gut daran, alle zurückzukehren?«, fragte Mansfield. »Was gerade geschehen ist, stimmt für den Rest des Tages nicht unbedingt zuversichtlich. Wenn man vielleicht die Konstabler in …«
    »Dafür ist es zu spät, aber falls jemand von Ihnen zurückreiten will, nur zu. Ich finde sie auch allein, wenn es sein muss«, unterbrach Callow.
    Mansfield spielte mit dem Gedanken, genau dies zu tun, wusste aber, dass er ab dann für immer den Stichen seines Gewissens unterworfen war. Wie er sah, hatte Fowler vor lauter Furcht eine graue Gesichtsfarbe bekommen. Dennoch räusperte sich der Krämer und nickte. »Ich bleibe und tue gute Dienste. Wo wir schon so weit gekommen sind …«
    Sie bestiegen ihre Pferde wieder.
    »Seien Sie vorsichtig«, mahnte Mansfield Grady, der noch winkte, bevor er sich bückte und Laws Schultern packte.
Royle verzog das Gesicht und bemühte sich, den Toten nicht anzufassen, bis der Bedienstete ihn böse anschaute.
    Callow führte Mansfield und Fowler zügig weiter.
    Letzterer wunderte sich irgendwann: »Was er wohl gesehen hat?«
    »Wer?«, fragte Mansfield.
    »Laws. Bevor das Pferd ihn erwischte, zeigte er hinaus in den Nebel. Meinte er nicht noch, dort sei etwas?«
    »Vielleicht die Bestie von Brent Prior?«, sagte Callow über seine Schulter.
    Fowler schien diesen Bezug nicht wirklich lustig zu finden. »Ich fasse es nicht, dass er tot ist. Die arme Sarah wird am Boden zerstört sein.«
    »Das wird sie«, stimmte Mansfield zu, »aber die Tatsache, dass er schnell starb, wird ihr Trost spenden. Gelitten hat er bestimmt nicht.« Als der Weg leicht abfiel und die Hufe der Tiere auf dem steinernen Untergrund der Talmulde knirschten, ehe er wieder weicher wurde, zweifelte Mansfield an sich selbst. Glaubte er dies wirklich? Eine grässlich gähnende Leere tat sich in ihm auf, und er stellte fest, dass er das Fox & Mare noch lange Zeit nach diesem Tag mit der Erwartung betreten sollte, Laws dort anzutreffen, der wie ehedem Witze erzählte und Gläser putzten musste. Jedes Mal allerdings sollten ihn die fahlen Gesichter im Schatten der Taverne sowie die Trauerfalten in Sarahs Antlitz darauf stoßen, was sich in Wirklichkeit an diesem Tag abgespielt hatte.
    Sie ritten schneller in den Nebel, die feuchte Erde hinter ihnen spritzte in die Höhe.
    »Callow!«
    Der Jagdmann schaute zurück zu Mansfield. »Wie weit ging sie normalerweise spazieren?«
    Callow antwortete nicht. Da er nun den Ton angab, fühlte sich Mansfield in seinem Verdacht

Weitere Kostenlose Bücher