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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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Pferden zu tun, um zu wissen, dass die rote Schleife an Lightnings Schwanz nicht als Schmuck diente. Er ließ sich ablenken, das ist alles. Ein typischer Fall von ›zur falschen Zeit am falschen Ort‹.«
    »Aber sein Kopf … haben Sie gesehen, was Lightning mit seinem Kopf angestellt hat?«
    »Das habe ich.«
    »Wie bringe ich es seiner Frau bei? Was soll ich ihr erzählen? «
    »Die Wahrheit«, antwortete Grady. »Dass er unachtsam gewesen ist und das Pferd ihn getreten hat.«
    »Mehr nicht?«
    »Was denn noch?«
    »Eine Menge.«
    »Versuchen Sie, nicht weiter daran zu denken«, riet Grady.
    »Glauben Sie, die anderen bleiben wohlauf?«
    »Ja. Ich hätte sie nicht zurückgelassen, wäre ich mir dessen unsicher.«
    Da sie nun wieder auf Steine getreten waren, wusste der Dienstmann, dass sie Hay Tor erreicht hatten, obwohl es unmöglich war, die markante Formation im Dunkeln zu sehen. Dennoch war es ein guter Ort zum Rasten, zumal sich Grady daran orientieren konnte; sie befanden sich auf dem richtigen Weg. Gewiss bestand auch die Möglichkeit, dass sie im Kreis geritten und auf ihrer Suche schließlich am selben Felsen wie zuvor angekommen waren. Doch andererseits glaubte er nicht, seine Spürnase habe derart nachgelassen, seitdem er sie zuletzt eingesetzt hatte.
    »Verschnaufen wir ein wenig«, entschied er, schlang die Zügel seines Pferdes bereits um einen kleinen Wacker und nahm darauf Platz.
    Royle, der Lightnings Zügel fest mit der Faust umschloss, setzte sich ihm gegenüber auf einen fauligen Baumstumpf, von dem Grady befürchtete, er halte seinem Gewicht nicht stand.
    Wie eine Geisterparade zog der Nebel an ihnen vorüber. Ein- oder zweimal warf der rundliche Mann einen Blick auf den zugedeckten Leichnam, der bäuchlings über Gradys Ross hing, wandte sich jedoch stets rasch wieder ab.
    »Der Schatten des Todes«, sprach Grady, nachdem er sich niedergelassen hatte.
    »Was?«
    »Laws meinte, etwas in dem Gewaber gesehen zu haben, und war Sekunden später weg vom Fenster. Es geschieht selten, dass Todgeweihte davon künden, was sie ereilt, ehe es passiert. Ich denke, wäre ihm eine weitere Minute geblieben, hätte er uns schildern können, wie der Schnitter aussieht. Was das betrifft, dürfen wir uns wohl glücklich schätzen.«
    Royle grunzte abwertend, doch seine Miene zeugte von Unsicherheit. »Glauben Sie wirklich an solchen Nonsens?«
    Grady zuckte mit den Achseln, antwortete allerdings nicht.
    »Dann nehme ich an, Sie rechnen tatsächlich damit, dass ein Dämon sein Unwesen in unserem Moor treibt.«
    »Nein, keineswegs. Die Bestie von Brent Prior ist nichts als ein Märchen.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    Grady schüttelte den Kopf. »Ein Riesenhund reißt das Vieh eines Bauern; man erkennt ihn nur vage im Dunkeln und hört sein Geheul mitten in der Nacht; seine Augen reflektieren bedrohlich, wenn man ihm mit der Laterne nachspürt, aber bei Tag trifft man ihn selten an. Das alles wirkt ausreichend mysteriös, um Mutmaßungen anzustellen und geerdeten Menschen Aberglauben einzuflößen. »Aberglauben, Mr. Royle, hält sich ohnehin latent, und Altweibergeschichten wie verdrehte historische Tatsachen schüren ihn weiter. Geben Sie unseren hartgesottenen Bauern ein Raubtier, das sich nicht zeigt, sowie eine Reihe zerfetzter Schafe, und sie nehmen Legenden statt Logik für bare Münze.«
    »Und was ist mit denen, die angeblich mehr als nur einen flüchtigen Blick von diesem Wesen erhascht haben?«, fragte Royle. »Jim Potter sah es eines Nachts Richtung Dorf streunen, als er gerade die Vorhänge in seinem Wohnzimmer zuzog, denn es tappte geradewegs durch das Licht, das die Fenster nach draußen freiließen. ›Ein dunkler Leib von langem Wuchs, fast wie eine Echse‹, so hat er es beschrieben, und nicht nur ihm ist es aufgefallen. Sie wissen doch, der alte Dan McGowan … er besteht darauf, dieses abscheuliche Ding habe sein Haus wie ein Geier umkreist, bis er irgendwann nachts seine Winchester-Büchse genommen und ein paar beträchtliche Löcher in seinen Pelz gebrannt habe.«
    »Geschichten«, wiegelte Grady ab und blickte kurz hinüber zu seinem Pferd sowie dem gekrümmten Körper auf dessen Rücken. »Nichts als blumige Umschreibungen, die kaschieren sollen, dass vorgebliche Helden zu echten Hasenfüßen geworden sind. Solches Zeug muss nur einmal an die Öffentlichkeit gelangen, und Sie können sicher sein, dass jeder, der es mitbekommen hat, hinterher selbst mit dem Unheimlichen konfrontiert

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