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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Detektiven zu besprechen, teilten Sie mir mit, daß sie absolut nichts gefunden hätten, was Ihren Befürchtungen eine reale Grundlage verleihen könnte.«
    »Sie haben nicht gut genug gesucht – oder aber nicht an den richtigen Stellen. Sie werden schon auf etwas stoßen.«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Warum?«
    »Weil Ihre Gefühle einer objektiven Grundlage entbehren. Seien Sie doch aufrichtig: Besitzen Sie irgendwelche Informationen, die darauf hinweisen, daß jemand Sie so sehr haßt, um Sie töten zu wollen?«
    »Ich erhalte eine Menge Drohbriefe ...«
    »So wie alle anderen Abgeordneten auch. Eine genaue Untersuchung hat ergeben, daß es sich bei allen Absendern um harmlose Irre gehandelt hat. Können Sie mir einen Beweis liefern, der Ihre Behauptung unterstützt?«
    Erikson betrachtete das Ende seiner Zigarre. »Ich habe Sie auf die Empfehlung eines Kollegen hin aufgesucht, damit Sie in meinen Gedanken und Erinnerungen etwas finden, womit meine Detektive etwas anfangen können. Vielleicht habe ich jemanden schwer verletzt oder mich mit einem folgenschweren Gesetz befaßt ...«
    »Und ich habe nichts gefunden, abgesehen von der Ursache Ihres Problems. Nun fürchten Sie natürlich, sie zu erfahren, und versuchen mich von meiner Diagnose abzulenken.«
    »Das tue ich nicht!«
    »Dann hören Sie zu. Wenn Sie wollen, können Sie nachher etwas dazu sagen, aber seit Monaten weigern Sie sich, das zu akzeptieren, was ich Ihnen mit den verschiedensten Umschreibungen gesagt habe. Jetzt werde ich es Ihnen geradeheraus mitteilen, und Sie können damit anfangen, was sie wollen.«
    »Gut.«
    »Als erstes hätten Sie gern ein paar Feinde ...«
    »Lächerlich!«
    »... denn das ist die einzige Alternative für Freunde.«
    »Ich habe eine Menge Freunde!«
    »Niemand mag es nämlich, gänzlich ignoriert zu werden, ein Objekt zu sein, das in niemandem starke Gefühle auslöst. Haß und Liebe sind die elementarsten Formen der menschlichen Beziehungen. Sie vermochten die eine nicht zu erreichen, also strebten Sie nach der anderen. Sie sehnten sich so sehr danach, daß es Ihnen gelang, sich selbst von ihrer Existenz zu überzeugen. Aber alles hat seinen Preis. Wird echtes emotionales Verlangen mit Wunsch-Surrogaten ersetzt, so entsteht keine richtige Befriedigung, sondern Unruhe, Angst. Denn was diese Dinge betrifft, so sollte die Psyche ein offenes System darstellen. Sie suchten zwar nach Gefühlen, aber nicht außerhalb von sich selbst. Sie kapselten sich ab. Sie schufen das, wonach Sie verlangten, aus Ihrem eigenen Selbst. Sie sind ein Mann, der starker Beziehungen mit anderen Menschen bedarf, und das dringend.«
    »Unsinn!«
    »Glauben Sie mir oder nicht. Ich schlage vor, Sie glauben mir.«
    »Ich habe Sie ein halbes Jahr lang dafür bezahlt, herauszufinden zu helfen, wer mich töten will. Und jetzt behaupten Sie, ich habe alles erfunden, um den Wunsch zu befriedigen, jemand möge mich hassen.«
    »Hassen oder lieben. Richtig.«
    »Das ist absurd! Ich treffe so viele Leute, daß ich stets einen Taschenrecorder und eine Miniaturkamera dabei habe, um mich an alle zu erinnern ...«
    »Ich habe nicht von der Anzahl der Leute gesprochen, die Sie treffen. Sagen Sie, hat Ihnen der Traum nicht wirklich etwas bedeutet?«
    Erikson schwieg einige Sekunden. »Ja«, gab er dann zu. »Aber Ihre Auslegung ist immer noch absurd. Angenommen jedoch, Sie haben recht – was könnte ich tun?«
    Render lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Verwenden Sie die Energie, die Sie für die Schaffung des Surrogats aufbrachten, auf andere Weise. Machen Sie Bekanntschaften als Joe Erikson und nicht als Abgeordneter Erikson. Schaffen Sie sich ein Steckenpferd, das Sie mit anderen Menschen teilen können, etwas Unpolitisches, vielleicht etwas, wo Sie wetteifern müssen – und schaffen Sie sich richtige Freunde oder Feinde. Vorzugsweise ersteres. Dazu habe ich Sie die ganze Zeit ermuntert.«
    »Dann sagen Sie mir noch etwas.«
    »Gern.«
    »Angenommen, Sie haben tatsächlich recht. Was ist der Grund dafür, daß man mich weder haßt noch liebt und dies auch nie getan hat? Ich habe eine verantwortungsvolle Position. Ich treffe stets eine Menge Leute. Warum bin ich ein so neutrales – Ding?«
    Render war inzwischen gut vertraut mit Eriksons Karriere, und er schob die richtigen Antworten beiseite, weil sie nicht die erwünschte Wirkung haben würden. Er dachte an Dantes Überlegungen, die Seelen betreffend, denen nicht nur der Himmel aus Mangel an Tugenden

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