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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Klima herrsche. Die Winter sind daselbst oft recht streng, so daß viele Orangenbäume durch den Frost zugrunde gehen, und es ist keine Seltenheit, das Bett des Satawba mit Eischollen erfüllt zu sehen.
    Am Nachmittage bekamen wir die Kette der Blauen Berge, die noch sechs (amerikanische) Meilen von uns entfernt waren, auf lange Strecken hin zu Gesicht. Ihr Kamm hob sich deutlich von dem fast klarblauen Himmel ab, über den nur einzelne leichte Wolken hinzogen. An ihrem unteren Teile so dicht bewaldet, daß die Äste der Koniferen sich untereinander verwirrten, trug sie auch weiter oben auf den schwärzlichen Felsmassen noch einige Bäume von recht seltsamem Aussehen. Da und dort strebten verschiedene spitze Gipfel von merkwürdiger Gestalt empor, auf der rechten Seite alle überragt von dem 2044 Meter hohen Black-Dome, dessen mächtiges Haupt zuweilen in den Strahlen der Sonne erglänzte.
    »Haben Sie diesen Dom schon jemals bestiegen, Herr Smith, fragte ich?
    – Nein, antwortete dieser, man sagt auch allgemein, daß das sehr schwierig sei. Übrigens haben einige Touristen den Gipfel wirklich erklommen, sie berichten aber, daß man von da aus auch nichts von dem Innern des Great-Eyry erblicken könne.
    – Das ist ganz richtig, erklärte der Führer Harry Horn, ich habe mich selbst davon überzeugt.
    – Vielleicht war da das Wetter gerade nicht günstig, bemerkte ich.
    – O nein, Herr Strock, im Gegenteil: sehr klar. Die Wände des Great-Eyry sind aber zu hoch und verhindern jeden Einblick.
    – Wohlan, rief Herr Smith, ich würde gar nicht böse sein, den Fuß auf eine Stelle zu setzen, die noch kein Mensch betreten hat!«
    Der Great-Eyry schien heute vollkommen ruhig zu sein, wenigstens stiegen weder Dämpfe noch Flammen daraus empor.
     

    Unsere Besteigung ging unter Vortrab der beiden Führer vor sich. (S. 37.)
     
    Gegen fünf Uhr hielt unser Wagen vor der Farm von Wildon. Die hier beschäftigten Leute beeilten sich, den Gutsherrn zu begrüßen.
    Hier sollten wir nun die letzte Nacht zubringen.
    Sofort wurden die Pferde abgeschirrt und nach einem Stalle geführt, wo sie reichliches Futter vorfanden; den Wagen schob man in einen Schuppen.
    Der Kutscher sollte in Wildon unsere Rückkehr erwarten. Herr Smith zweifelte keinen Augenblick daran, daß unser Unternehmen mit Erfolg gekrönt sein würde, wenn wir wieder nach Morganton zurückkämen.
    Der Gutsverwalter von Wildon versicherte uns auch, daß seit einiger Zeit am Great-Eyry nichts Auffallendes wahrzunehmen gewesen wäre.
    Das Abendessen nahmen wir an gemeinsamem Tische mit den Leuten der Farm ein, und unser Schlaf wurde in der ganzen Nacht auf keine Weise gestört.
    Am nächsten Tage sollte die Besteigung des Berges mit dem Morgenrot ihren Anfang nehmen. Die Höhe des Great-Eyry beträgt nur achtzehnhundert Fuß (549 Meter); sie ist also nicht bedeutend und bleibt hinter der mittleren Höhe der Alleghanies zurück. Wir konnten also voraussetzen, daß uns keine übermäßige Anstrengung bevorstünde. Einige Stunden mußten ja genügen, den oberen Rand des Bergstockes zu erreichen. Vielleicht bot der Weg freilich unvorhergesehene Schwierigkeiten, wenn wir etwa auf Abgründe stießen oder auf gefährlichen und beschwerlichen Pfaden große Umwege machen mußten. Das war uns unbekannt und bildete sozusagen die Kehrseite unseres Unternehmens.
    Die Führer hatten uns, wie erwähnt, darüber im voraus nicht aufklären können. Mich beunruhigte vor allem, daß man hierzulande den oberen Felsenkranz des Great-Eyry allgemein für unübersteiglich ansah. Bestimmt erwiesen war das freilich noch nicht, und wir konnten vorläufig annehmen, daß durch den kürzlich erfolgten Absturz eines Felsblockes eine Öffnung in dem Gesteinskranze entstanden sei.
    »Wie dem auch sei, sagte zu mir Herr Smith, nachdem er die erste Pfeife von den zwanzigen, die er tagsüber rauchte, angezündet hatte, wir wollen frisch aufs Ziel losgeben. Was die Frage betrifft, ob die Besteigung mehr oder weniger Zeit beansprucht….
    – Nun, fragte ich, ihn unterbrechend, wir sind doch nach wie vor entschlossen, was wir vorhaben, bis ans Ende durchzuführen?
    – Das versteht sich, Herr Strock.
    – Mein Chef hat mich beauftragt, diesem verteufelten Great-Eyry seine Geheimnisse auf jeden Fall zu entreißen.
    – Und wir entreißen sie ihm, er mag wollen oder nicht, erwiderte Herr Smith, der den Himmel zum Zeugen seines Versprechens anrief. Er muß sie enthüllen, wären wir selbst genötigt,

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