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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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machte einen hastigen Knicks. »Ich danke Euch, Lady Faile. Sicher habe ich mindestens fünfzig Leuten das Gleiche gesagt, aber wenn es von Euch kommt, dann ist es ... irgendwie...« Ein lautes Räuspern von Daise ließ sie verstummen. Das ging ihr wohl langsam zu weit. Milla errötete noch stärker.
    »Das ist aber sehr hübsch gearbeitet, Lady Faile.« Elwinn beugte sich vor und befühlte den engen Hosenrock, den Faile als Reitbekleidung bevorzugte. »Drunten in Devenritt gibt es eine Schneiderin aus Tarabon, die Euch möglicherweise ein noch besseres anfertigen könnte. Falls Ihr mir das nicht übel nehmt. Ich habe sie mir vorgeknöpft, und nun näht sie nur noch anständige Kleider, außer gelegentlich für verheiratete Frauen.« Das mütterliche Lächeln kehrte auf ihre Züge zurück, nachsichtig, aber gleichzeitig mit Eisen unterlegt. »Oder etwas gewagter, falls sie sich gerade einen Mann angeln wollen. Schöne Sachen macht sie. Es wäre bestimmt eine Ehre für sie, bei Eurem Teint und Eurer Figur etwas für Euch zu entwerfen.«
    Daise begann, selbstzufrieden zu lächeln, bevor die andere noch ausgeredet hatte. »Therille Marza, gleich hier in Emondsfeld, fertigt der Lady Faile bereits ein halbes Dutzend Kleider an. Und dazu das schönste Abendkleid, das Ihr Euch vorsteilen könnt.« Elwinn richtete sich steif auf und Edelle schürzte die Lippen. Selbst Milla blickte nachdenklich drein.
    Soweit es Faile betraf, war damit die Audienz vorüber. Die Domanischneiderin mußte man genau kontrollieren und ständig ihre Fortschritte überwachen, sonst kleidete sie Faile für den Hof in Ebou Dar ein. Das Abendkleid war Daises Idee gewesen, eine echte Überraschung für sie, doch obwohl es mehr im Stil Saldaeas gehalten war und nicht wie bei den Domanifrauen, hatte Faile noch keine Ahnung, wo sie das jemals tragen sollte. Es würde noch lange dauern, bis an den Zwei Flüssen Bälle oder sonstige Tanzveranstaltungen stattfinden würden. Wenn man es ihnen überließ, würden die Seherinnen bald darum wetteifern, welches Dorf sie einkleiden durften.
    Sie bot ihnen Tee an mit der ganz zwanglos vorgebrachten Begründung, sie könnten sich darüber unterhalten, wie man den Menschen am besten des Wetters wegen Mut machte. Nach den Gesprächen der letzten paar Minuten traf das die anderen unter der Gürtellinie, und so überschlugen sie sich fast mit ihren Beteuerungen, sie hätten Pflichten zu erfüllen, die ihnen kein Verweilen gestatteten.
    Nachdenklich blickte sie ihnen nach. Milla ging wie üblich hinter den anderen her, wie ein Kind, das den älteren Geschwistern nachtrödelt. Vielleicht war es möglich, mit einigen Mitgliedern des Frauenzirkels von Taren-Fähre ein paar ruhige Worte zu wechseln. Jedes Dorf brauchte in diesen Zeiten einen starken Gemeindevorsteher und ebenso eine Seherin, die eine starke Führungspersönlichkeit darstellte, um ihre jeweiligen Interessen zu vertreten. Ruhige, sorgfältig gewählte Worte. Als Perrin herausfand, daß sie vor der Wahl zum Gemeindevorsteher in Taren-Fähre mit den Männern dort gesprochen hatte - wenn ein Mann den Verstand besaß, sie und Perrin energisch zu unterstützen, warum sollten dann die Männer, die zur Wahl gingen, nicht erfahren, daß sie und Perrin diese Unterstützung erwiderten? - als er das herausfand... Er war ein sanfter Mann, der nicht so schnell wütend wurde, aber um ganz sicherzugehen, hatte sie sich dann doch in ihrem Schlafzimmer verbarrikadiert, bis sein Zorn abgekühlt war. Das war nicht geschehen, bis sie versprochen hatte, auf keinen Fall mehr in einen Wahlkampf einzugreifen, weder offen noch hinter seinem Rücken. Letzteres hatte sie von ihm als äußerst unfair empfunden. Und auch als ziemlich lästig. Zum Glück war ihm nicht eingefallen, die Wahlen zur Versammlung der Frauen zu erwähnen. Nun, was er nicht wußte, war nur gut für ihn. Und auch für Taren-Fähre in diesem Fall.
    Der Gedanke an ihn erinnerte sie an ihr Versprechen sich selbst gegenüber. Der Federfächer schlug nun erheblich schneller. Heute war noch keineswegs der schlimmste Tag gewesen, was den Unsinn betraf, den man vor sie brachte, und auch was die Seherinnen betraf, hatte es schlimmere Tage gegeben. Dem Licht sei Dank, daß ihr nicht wieder die Frage gestellt wurde, wann Lord Perrin denn einen Erben erwarten durfte! Vielleicht hatte die nicht nachlassende Hitze ihren Zorn nun soweit angestachelt... Perrin würde seine Pflicht tun, oder...
    Donner grollte über dem Herrenhaus

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