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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geschnittenen Jacken und Kleidern hoben sich auf der Straße beinahe genauso von den Emondsfeldern ab wie Loial, aber niemand beachtete sie besonders, genausowenig wie die drei Aiel, die im Augenblick im Dorf wohnten, fremdartige, hochgewachsene Leute, ganz in Braun- oder Grautöne gekleidet. Bis vor wenigen Wochen hatten sich auch zwei Aes Sedai hier aufgehalten, und selbst bei ihnen hatte man sich lediglich höflich verbeugt oder einen Knicks gemacht. Veränderungen. Die beiden Flaggenmasten auf dem Anger unweit der Weinquelle waren über die Dächer hinweg sichtbar. Auf einer Flagge war der rotgeränderte Wolfskopf zu sehen, der Perrins Abzeichen geworden war, und auf der anderen der rote, fliegende Adler, das Wappen von Manetheren. Manetheren war während der Trollockriege vor gut zweitausend Jahren untergegangen, aber dieses Gebiet hier war ein Teil davon gewesen, und so hatten sich die Einwohner der Zwei Flüsse entschlossen, diese Flagge wieder aufleben zu lassen. Veränderungen, und sie hatten im Grunde keine Ahnung, wie stark und unerbittlich diese Veränderungen wirklich waren. Doch Perrin würde sie durch diese Zeit führen und einer Zukunft entgegen, von der niemand wußte, was sie bringen würde. Mit ihrer Hilfe würde er das erreichen.
    »Mit Gwil habe ich früher Kaninchen gejagt«, sagte Perrin. »Er ist nur ein paar Jahre älter als ich, und manchmal hat er mich auf die Jagd mitgenommen.«
    Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, worüber sie gesprochen hatte. »Gwil bemüht sich, die Aufgaben eines Lakaien zu lernen. Du hilfst ihm nicht gerade dabei, wenn du ihn aufforderst, mit dir im Stall eine Pfeife zu rauchen und über Pferde zu reden.« Sie atmete langsam durch. Das würde nicht leicht werden. »Du hast eine Pflicht diesen Menschen gegenüber, Perrin. So schwer es dir auch fällt, so sehr du es auch ablehnst aber du mußt deine Pflicht erfüllen.«
    »Ich weiß«, sagte er leise. »Ich spüre, wie er mich anzieht.«
    Seine Stimme klang so eigenartig, daß sie seinen kurzgeschnittenen Bart packte und ihn zwang, zu ihr herabzublicken. Seine goldenen Augen, die ihr immer noch genauso seltsam und geheimnisvoll vorkamen wie früher, trugen einen traurigen Ausdruck. »Was meinst du damit? Vielleicht kannst du Gwil ja gut leiden, aber er...«
    »Ich meine Rand, Faile. Er braucht mich.«
    Der Knoten in ihrem Innern, den sie zu ignorieren versucht hatte, verkrampfte sich noch mehr. Sie war überzeugt gewesen, diese Gefahr sei mit den Aes Sedai verschwunden. So töricht. Sie war mit einem Ta'veren verheiratet, einem Mann, dessen Schicksal es war, andere Leben so zu verändern, daß sie in das Große Muster paßten, und er war noch dazu mit zwei anderen Ta'veren auf gewachsen, einer davon der Wiedergeborene Drache selbst. Das war ein Teil seiner Natur, den sie mit ihm teilen mußte. Sie wollte gar nichts teilen, aber es ging eben nicht anders. »Was wirst du tun?«
    »Zu ihm gehen.« Sein Blick glitt einen Augenblick lang von ihr weg, und sie folgte ihm mit den Augen. An der Wand lehnten der schwere Vorschlaghammer eines Schmieds und eine Axt mit einer gefährlich wirkenden halbmondförmigen Schneide und einem Schaft, der bestimmt einen Schritt lang war. »Ich konnte mich nicht...« Er flüsterte nun fast: »Ich konnte mich nicht entschließen, wie ich es dir beibringen soll. Ich gehe heute nacht, wenn alles schläft. Ich glaube nicht, daß ich viel Zeit habe, und der Weg ist möglicherweise sehr weit. Meister al'Thor und Meister Cauthon werden dir helfen, was die Gemeindevorsteher betrifft, falls du sie brauchst. Ich habe mit ihnen gesprochen.« Er bemühte sich, leichthin zu sprechen, doch das mißlang ihm gründlich. »Mit den Seherinnen solltest du sowieso keine Probleme haben. Komisch: Als ich noch ein Junge war, schienen mir die Seherinnen immer so furchteinflößend, aber man kann wirklich mit ihnen umgehen, solange man fest bleibt.«
    Faile preßte die Lippen aufeinander. Also hatte er mit Tarn al'Thor und Abell Cauthon bereits darüber gesprochen, aber nicht mit ihr? Und die Seherinnen! Sie hätte ihn am liebsten einen Tag lang in ihre Haut gesteckt und gesehen, wie leicht er den Umgang mit den Seherinnen dann noch empfand. »So schnell können wir nicht abreisen. Es dauert eine Weile, bis wir eine unserem Rang entsprechende Eskorte zusammengestellt haben.«
    Perrins Augen wurden ganz schmal. »Wir? Du kommst nicht mit! Es wird...!« Er hustete und fuhr dann in milderem Tonfall fort:

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