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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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selbstverständlich, obwohl er dann eine Frau sein müßte...« Sie lächelte wahrhaftig und schien wirklich belustigt. »Und es wäre auch in jedem anderen Land außer Murandy selbstverständlich, wenn die Dinge genauso lägen wie hier in Altara. In den tausend Jahren seit Artur Falkenflügels Zeit hat nur ein Haus den Thron fünf Generationen lang innegehabt, und Anarinas Niedergang erfolgte so jäh, daß das Haus Todande bis zum heutigen Tage für jeden, der es will, leicht zu beeinflussen ist. Kein anderes Haus hat jemals wieder zwei Regenten in Folge gestellt.
    Als mein Vater den Thron übernahm, besaßen andere Häuser einen größeren Anteil an der Stadt als Mitsobar selbst. Hätte er diesen Palast ohne Wächter verlassen, wäre er in einen Sack mit Steinen gesteckt und in den Fluß geworfen worden. Als er starb, hinterließ er mir, was ich jetzt besitze. Es ist, verglichen mit anderen Reichen, nicht viel. Ein Mann mit frischen Pferden könnte das andere Ende meines Hoheitsgebietes in einem harten Tagesritt erreichen. Ich war jedoch nicht untätig. Als die Nachricht des Wiedergeborenen Drachen kam, zweifelte ich nicht daran, daß ich Beslan zweimal soviel übergeben könnte, wie ich selbst besitze, und darüber hinaus einige Verbündete. Aber der Stein von Tear und Callandor haben alles geändert. Jetzt bin ich Pedron Niall dankbar, wenn er es bewerkstelligen kann, daß Illian ein hundert Meilen langes Band von Altara übernimmt, anstatt dort einzufallen. Ich höre Jaichim Carridin zu, und ich spucke ihm nicht ins Gesicht, wie viele Altaraner auch immer im Weißmäntel-Krieg gestorben sind. Ich höre Carridin und Teslyn und Merilille zu, und ich bete darum, daß ich meinem Sohn überhaupt noch etwas übergeben kann, anstatt an dem Tag, an dem Beslan einen Jagdunfall erleidet, ertränkt in meiner Badewanne gefunden zu werden.«
    Tylin atmete tief ein. Der freundliche Gesichtsausdruck blieb, aber ihre Stimme nahm einen scharfen Unterton an. »Nun, ich habe mich Euch offenbart. Nun beantwortet meine Frage. Warum erweisen mir vier weitere Aes Sedai die Ehre?«
    »Wir sind hier, um ein Ter'angreal zu suchen«, sagte Elayne, und während Nynaeve verwundert aufschaute, erzählte sie alles von Tel'aran'rhiod bis zum Staub in dem Raum, in dem sich die Schale befand.
    »Es wäre ein wunderbarer Segen, das Wetter wieder berichtigen zu können«, sagte Tylin zögernd, »aber das Viertel, das Ihr beschreibt, scheint mir der Rahad jenseits des Flusses zu sein. Sogar der Büttel tritt dort nur leise auf. Verzeiht - ich weiß, daß Ihr Aes Sedai seid -, aber im Rahad könntet Ihr ein Messer im Rücken haben, bevor Ihr es merkt. Wenn man edle Kleidung trägt, benutzen sie eine sehr schmale Klinge, damit nur wenig Blut fließt. Vielleicht solltet Ihr diese Suche Vandene und Adeleas überlassen. Ich glaube, sie haben solche Orte schon häufiger gesehen als Ihr.«
    »Sie haben Euch von der Schale erzählt?« fragte Nynaeve stirnrunzelnd, aber die Königin schüttelte den Kopf.
    »Sie haben nur erzählt, daß sie hierhergekommen seien, um etwas zu suchen. Aes Sedai erzählen niemals mehr, als sie unbedingt erzählen müssen.« Erneut erstrahlte Tylins Lächeln. Es wirkte recht heiter, obwohl dadurch die Narben als dünne Linien auf den Wangen sichtbar wurden. »Bis auf Euch beide zumindest. Möge die Zeit Euch nicht allzu sehr verändern. Ich wünschte mir oft, Cavandra wäre nicht in die Burg zurückgekehrt. Mit ihr konnte ich ebenfalls so offen reden.« Sie erhob sich, bedeutete ihnen aber, sitzen zu bleiben, und schlug einen Silbergong an. »Ich werde nach kühlem Minztee schicken, und wir werden uns unterhalten. Ihr werdet mir erzählen, wie ich Euch helfen kann, und vielleicht könnt Ihr mir dann auch erklären, warum sich so viele Meervolk-Schiffe in der Bucht befinden, die weder anlegen noch Handel treiben... «
    Bei Tee und Gesprächen verging die Zeit auf angenehme Weise. Dann wurde Beslan hereingeführt, ein leise sprechender Junge, der sich respektvoll verbeugte und sie mit wunderschönen schwarzen Augen ansah, die wohl Erleichterung zeigten, als seine Mutter ihn schließlich wieder entließ. Er hatte offensichtlich keinen Moment bezweifelt, daß sie Aes Sedai waren. Später kehrten Elayne und Nynaeve durch die leuchtend bemalten Gänge in ihre Räume zurück.
    »Also wollen sie selbst die Suche übernehmen«, murmelte Nynaeve, während sie sich umsah, um sicherzugehen, daß keiner der livrierten Diener nahe genug war,

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