Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
das hinter sich bringen. Er stand auf, nahm sein Weinglas mit und ging zu seinem Chef hinöber, der jetzt wieder am Tresen saß, einen Pfefferminztee mit Milch trank und Kristall-Rainer nicht aus den Augen ließ. Als Herr Lehmann am letzteren vorbeikam, wurde er freundlich gegruößt und es blieb ihm nichts anderes uöbrig, als freundlich zuruöckzugruößen. Wie ist, dachte er, der eigentlich so plöotzlich in mein Leben gekommen?
    Dieser Kristall-Rainer geht mir langsam uöbel auf die Nerven" , sagte Erwin, als Herr Lehmann bei ihm ankam. „Ja", sagte Herr Lehmann, „mir auch."
    „Möchte mal wissen, was der will", sagte Erwin. Herr Lehmann betrachtete Erwin, waöhrend Erwin Kristall-Rainer beobachtete. Erwin sah irgendwie alt aus. Ünd schlechtgelaunt. Aber das tat er immer, wenn er nöchtern war.
    Hier Erwin" , sagte Heidi, die ploötzlich bei ihnen auftauchte, hab ich beim Muölleimer gefunden. Gehoört der dir?" Sie wedelte mit einem 50-Mark-Schein. Erwin hat die Preise erhöht, dachte Herr Lehmann.
    Oh ja" , sagte Erwin und steckte ihn schnell ein.
    „Wie löuft's denn so als Geschaftsfuhrer?" fragte Heidi Herrn Lehmann. „Nette Eltern aber."
    „Geschaftsfuhrer?" fragte Erwin verwirrt.
    Ich habe nichts gesagt" , sagte Heidi und ging wieder weg.
    Du wolltest mich doch nicht wegen Kristall-Rainer sprechen" , lenkte Herr Lehmann ab.
    Seit wann rauchst du denn?"
    Herr Lehmann betrachtete die Zigarette, die er sich angezuöndet hatte. „Nur so", sagte er. „Jetzt komm schon zum Punkt, Erwin."
    Es ist wegen Karl. Ich mache mir da Sorgen", sagte Erwin und rieb sich die Augen. Weißt du vielleicht, was mit ihm los ist?"
    „Was soll schon mit ihm los sein? Mit Karl ist alles in Ordnung."
    „Ich weiß nicht, irgendwie baut der ab. Das geht so nicht mehr."
    Was geht nicht mehr?"
    Ach Scheiße", sagte Erwin, Karl ist von allen Leuten, die noch bei mir arbeiten, derjenige, der am löngsten dabei ist. Karl und du", fugte er hinzu.
    Herrn Lehmann war diese Wendung unangenehm. Er mochte es nicht, wenn Erwin vertraulich wurde.
    „Wie lange arbeiten wir jetzt schon zusammen?" fragte Erwin.
    Weiß nicht, neun Jahre vielleicht", sagte Herr Lehmann. Zusammenarbeiten ist nicht ganz das richtige Wort, dachte er, aber es war nicht die Zeit fur klassenkömpferische Erwagungen. „Sag einfach, was los ist, Erwin, sentimental konnen wir immer noch werden."
    „Es ist wegen Karl", sagte Erwin, „irgendwas stimmt mit ihm nicht. Vorgestern hat er die Lieferung vergessen. War einfach nicht da. Die Abrechnungen stimmen neuerdings hinten und vorne nicht."
    Karl bescheißt dich nicht, Erwin" , sagte Herr Lehmann. Das kannst du gleich vergessen."
    „Nein, das meine ich auch nicht. Kerle, Kerle, Kerle." Erwin rieb sich wieder die Augen, als hinge sein Leben davon ab. „Ich mach mir Sorgen um ihn. Und ich kann den hier nicht die Geschafte fuhren lassen. Der baut total ab. Der sumpft nur noch rum. Guck dir nur mal an, wie er aussieht."
    Ach das mit dem Anzug" , wiegelte Herr Lehmann ab, das hat er nur gemacht, um mich mit meinen Eltern ein bißchen aufzuziehen. Das spielt ja hier nun wirklich keine Rolle. Oder meinst du, das stärt irgend jemanden?"
    Der Anzug ist mir scheißegal" , sagte Erwin, obwohl das wirklich scheiße aussieht. Aber hast du mal seine Fingernagel gesehen? Und die Halfte der Leute hat nichts zu trinken, weil er alles vergißt und so, meinst du, ich kriege so was nicht mit?"
    Komm schon, Erwin" , sagte Herr Lehmann, dem nichts Besseres dazu einfiel, wie lange arbeiten wir schon zusammen?" Jetzt werde ich selber sentimental, dachte er. „Du kennst doch Karl. Der hat halt im Augenblick verdammt viel zu tun, der hat bald die Ausstellung in Charlottenburg, ist doch logisch, daß er ein bißchen durcheinander ist."
    „Ja sicher, habe ich auch schon gedacht. Ist ja auch okay. Aber so geht das nicht. Ich will ihn ja nicht rausschmeißen", sagte Erwin. „Ich hatte nur uberlegt, ob du dich nicht in der nächsten Zeit hier um den Laden kummern konntest, und Karl arbeitet solange im Einfall."
    „Nee nee", wehrte Herr Lehmann ab. „Nee, da hab ich keinen Bock drauf. Ich meine, ich find es okay, wenn Karl im Einfall arbeitet, das ist eine gute Sache, aber hier diesen Geschaäftsfuährerquatsch machen, das ist nicht mein Ding. Außerdem gibt's doch genug andere Leute. Was ist mit Heidi?" Herr Lehmann sah zu ihr hin, und sie kam wieder zu ihnen heruäber.
    „Was gibt's denn?" fragte sie.
    „Ich hätte gerne ein großes

Weitere Kostenlose Bücher