Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
herumdruckte und lauschte, sprang mit einem vierten Weinglas herbei.
    Koönnen Sie denn so lange aus der Kuöche fernbleiben?" fragte seine Mutter.
    Wenn doch der Boß im Spiel ist", mischte Karl sich ein.
    Herr Lehmann trank hastig sein Glas aus und schenkte sich gleich was nach. Ohne Alkohol ging hier gar nichts mehr.
    „Na dann."
    „Wenn ich den nicht mit Kruste mache, dann meckert die Halfte der Leute herum, daß sie den mit Kruste haben wollen" , sagte Katrin und schaute dabei Herrn Lehmann an. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was die Leute hier manchmal fur Arger machen."
    „Ach Sie Armste", sagte Herrn Lehmanns Mutter und tötschelte ihren Arm, „das kann ich mir gut vorstellen. Das ist sicher nicht leicht, fur Leute zu kochen, die man gar nicht kennt."
    Die Schweinebratenleute sind die Schlimmsten", sagte Katrin.
    „Oh, da hötte ich mal lieber nicht gefragt."
    „Nein, nein, bei Ihnen ist das in Ordnung."
    Kann ich jetzt die Essensbestellung aufnehmen?" Karl war immer noch
    da.
    Wieso willst du jetzt die Bestellung aufnehmen" , fragte Herr Lehmann aggressiv. „Was willst du denn damit machen? In die Köche bringen? Ist da jetzt jemand?"
    Das muß alles seine Ordnung haben. Das ist doch dein oberster Grundsatz, Boß."
    Das schöarft er uns immer wieder ein" , bestaötigte Katrin.
    Also ich nehm den Schweinebraten", sagte seine Mutter.
    „Ich auch", sagte Herrn Lehmanns Vater.
    Dreimal Schweinebraten" , sagte Herr Lehmann. Mit uöberschaötzter Kruste."
    Ich mach auch immer ein bißchen Knoblauch dran" , sagte seine Mutter.
    Das mache ich auch. Das ist viel wichtiger" , sagte Katrin.
    Herr Lehmann hob sein Glas und prostete seinem Vater zu. Sie stießen an. Wöhrenddessen vertieften sich die Frau, die er liebte, und die Frau, die seine Mutter war, in ein ausfuhrliches Gespröch uber Knoblauch und woran er uberall gehörte.
    „Ist hier immer so wenig los?" erkundigte sich sein Vater.
    „Nein, das richtige Geschaft ist spöter", sagte Herr Lehmann. „Üm neun ist das hier brechend voll."
    „Aber dann essen die nicht alle", sagte sein Vater.
    Nein" , gab Herr Lehmann zu, der in diesem Moment sah, daß sich Kristall-Rainer am Tresen breitgemacht hatte. Und selbst wenn sie essen, das Geld macht man immer mit dem Suff."
    „Wurde ich auch mal denken", sagte sein Vater. „Naja", fugte er hinzu, „gesoffen wird immer. So gesehen hast du es ganz gut erwischt hier."
    So, dann werde ich mal wieder in die Kuäche gehen" , sagte Katrin und stand auf.
    Das war aber nett, sich mit Ihnen zu unterhalten" , sagte Herrn Lehmanns Mutter.
    Ihr Sohn", sagte Katrin noch einmal, ist auf jeden Fall ein ganz großer Fachmann. Fur alles." Und dann ging sie.
    Was meint sie damit?" fragte seine Mutter Herrn Lehmann.
    Ich habe keine Ahnung", sagte Herr Lehmann. Manchmal denke ich, ich sollte sie alle entlassen."
    Aber Restaurant . . . ", sagte seine Mutter und beugte sich vor, um besser den Raum uberblicken zu kännen. „Das sieht doch mehr wie eine Kneipe aus. Die essen ja gar nicht alle."
    Man kann sie nicht zwingen zu essen" , sagte Herr Lehmann, den das schnelle Trinken und der Wein uäberhaupt etwas albern machten. Und Alkohol hat einen hohen Brennwert."
    „So ihr Lieben." Sein bester Freund Karl war schon wieder da und stellte ein Kärbchen mit Brot und ein Schmalztäpfchen auf den Tisch. „Hier schon mal was zum Knabbern. Und schoän Salz draufmachen. Denkt an die Elek-trolyte."
    Das ist wirklich ein netter junger Mann" , sagte Herrn Lehmanns Mutter und blickte ihm hinterher. Aber auch ein bißchen seltsam. Hat der irgendwas?"
    „Schwer zu sagen. Wie war denn die Stadtrundfahrt?"
    Schrecklich ist das." Seine Mutter machte sich uäber das Brot her. Wie kannst du hier bloß leben, mit dieser furchtbaren Mauer drumrum, das ist ja ganz schrecklich. Also ich kännte das nicht."
    „Fur uns ist das nicht so schlimm. Wir kännen ja trotzdem raus."
    „Da fuhlt man sich doch total eingesperrt. Die ist ja uberall, einmal drumrum."
    „Quatsch." Herr Lehmann hatte auf diesen Scheiß keine Lust. Es war immer dasselbe, wenn die Leute Berlin besuchten. Wenn in Bremen irgendwo eine Straße zu Ende ist, und da ist eine Mauer, dann fuhlst du dich doch auch nicht gleich eingesperrt."
    „Das ist doch ganz was anderes."
    Ja. Aber das Problem haben die anderen Leute, die im Osten. Die Idee von dem Ding ist ja nicht, daß wir nicht rauskännen, sondern daß die nicht reinkännen. Wobei es fiir die natörlich in dem Sinne dann ein

Weitere Kostenlose Bücher