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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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Assoziation verschwieg er der Zooassistentin. Die Erinnerung daran, wie sie als Kinder am Strand regelrechte Quallenschlachten ausgefochten hatten. Alle paar Jahre hatte es Invasionen der Gallerttiere gegeben. Die Urlauber saßen in der brütenden Hitze am Strand und ekelten sich. Die einheimischen Kinder ekelten sich auch, aber trotzdem warfen sie sich mutig in das Quallen-Wasser-Gemisch und zogen ein paar Bahnen. Die Quallen strichen einem am Körper entlang, mit den Händen schob man sie vor sich auseinander. Ein Gefühl, als würde man durch Eintopf schwimmen. Sie hatten Quallen nicht als Tiere wahrgenommen, und allgemein gefürchtet waren nur die Feuerquallen. Die Schlachten waren brutal. Denn selbst wer eine ungefährliche Ohrenqualle mitten ins Gesicht bekam, ging abends mit brennenden Wangen nach Hause.
    »Übrigens hat der Zoo auch einen zweiten Eingang, näher am  Darwineum . Vielleicht kannst du dort mal deine Morgen-bis-Mittag-Tour starten.«
    Jeanette und Gregor verließen das  Darwineum  und liefen quer über das Gelände zum Verwaltungstrakt. Die Rußspuren an den Wänden waren übertüncht, und auch im Treppenhaus deutete nichts mehr auf die dramatischen Ereignisse von vor wenigen Wochen. In Jeanettes Büro ließ sich Gregor auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch fallen.
    »Also gut. Ich schreibe die Story über die neuen Probebohrungen, die jetzt nötig werden, und fühle dem Senator ein bisschen auf den Zahn. Aber ich brauche auch mal wieder etwas Exklusives. Wie war das eigentlich mit diesen eigenartigen Finanztransaktionen?«
    Jeanette schloss die Bürotür.
    »Sagen wir mal so: Ich habe die Zeit genutzt, als Evelyn im Krankenhaus lag. Also habe ich mich schon mal etwas eingearbeitet.«
    »Du hast allen Ernstes die Unterlagen deiner Chefin durchwühlt?«
    »Ich war kommissarische Zoodirektorin. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich früher oder später offiziell berufen werde. Es sah zu Anfang nicht danach aus, dass Evelyn jemals wiederkommen würde.«
    Gregor sah Jeanette an. Offen und ehrlich wirkte sie. Wenn sie sich verstellte, dann war sie sehr erfolgreich darin. Er beschloss, ihr zu glauben.
    Sie sprach weiter: »Den Verdacht hatte ich ja damals schon, aber jetzt weiß ich, dass hier einige Sachen nicht ganz richtig gelaufen sind.«
    »Zinsen aus unerlaubt angelegten Spenden- und Fördergeldern, ich weiß.«
    »Richtig, aber dabei bleibt es nicht. Ich habe verdeckte Überweisungen bemerkt, die an eine eigenartige Firma gingen. Da sind in unregelmäßigen Abständen größere Beträge überwiesen worden. Von der Firma kamen immer wieder größere Beträge zurück. Ich habe aber keine einzige identische Summe gefunden. Ich gehe davon aus, dass bei den jeweiligen Rücküberweisungen so etwas wie eine Rendite dabei war.«
    »Und das geht einfach so von den Zookonten ab?«
    »Nein, ich musste schon eine Weile graben. Das Ganze ging über Unterkonten und in Teilsummen für ganz verschiedene Zwecke. Aber simpel gesagt war das Prinzip: 100 000 Euro überweisen, 120 000 Euro zurückbekommen.«
    »Und wie viele solcher Transaktionen hast du bemerkt?«
    »Ziemlich viele. Der Gewinn dürfte im sechsstelligen Bereich liegen.«
    »Könntest du das alles beweisen?«
    »Sicher. Es ist ja alles in unserer Buchhaltung abgelegt.«
    »Wie hieß denn die Firma, der das Geld am Ende überwiese› wur‹e?«
    »Irgendetwas mit ‚Immo’. Warte mal.« Jeanette verließ das Büro. Auf dem Flur hörte Gregor ein Schlüsselbund klappern, dann wurde eine Tür geöffnet. Nach einem Moment der Stille hörte Gregor ein Rumpeln. Irgendetwas war zu Boden gegangen. Danach noch einmal. Und noch einmal. Dann hörte er Jeanette fluchen. Gregor sprang auf und folgte den Geräuschen. Er fand Jeanette in einem Raum voller Stahlregale mit hunderten von Aktenordnern. Sie stand vor einem der Regale, einen Berg leerer Ordner auf dem Boden vor sich, einen weiteren leeren hielt sie in der Hand. »Das gibt’s nicht«, sagte sie und zeigte Gregor den Ordner.
    »Hortet ihr hier leere Aktendeckel? Für schlechte Zeiten?«
    Jeanette lachte nicht. »Alles weg!«
    »Das weiß ich bereits«, sagte Gregor. Das Wiederkäuen von bekannten Tatsachen begann ihm auf die Nerven zu gehen. »Der Brand hat Akten vernichtet. Ich war dabei, vergessen?«
    »Nicht die Buchhaltung. Aber jetzt ist sie weg. Sämtliche Ordner von 2003 an sind leer.«
    »Wie ist das denn möglich?«, fragte Gregor verwundert. »Wer hat denn einen Schlüssel zu

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