Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
frösteln. Und wieder einmal fühlte er, wie der Blitz sich um ihn herum bewegte. Mit jedem Atom seines Laran griff er hinaus, drehte etwas und schleuderte es woanders hin …
Es war fort. Donner knisterte durch seinen Körper. Er fiel wie ein Stein. Mit letzter Kraft erwischte Donal eine Strömung, die ihn knapp an den Rand des freien Feldes hinter der Feuerstation bringen konnte. Würde er es verfehlen, die Bergwand hinunterstürzen und zerschmettert tief unten enden? Halb bewußtlos sah er, wie jemand unter ihm dahinlief, auf die Stelle zu, an der er landen würde.
Er fiel schwer und taumelnd. Seine Füße berührten den Boden und Renata fing ihn in ihren Armen auf und hielt ihn, durchnäßt und bewußtlos, einen Moment an sich gepreßt, bis sein Gewicht sie umwarf. Zusammen stürzten sie hin.
Erschöpft drückte Renata den bewußtlosen Donal an ihre Brust. Sein Gesicht war vom Regen kalt, und einen schrecklichen Moment lang wußte sie nicht, ob er noch am Leben war. Dann spürte sie die Wärme seines Atems, und die Welt begann sich wieder zu bewegen. Jetzt weiß ich, wie es ist, zu lieben. Nichts vor einem zu sehen, außer dem einen …zu wissen, da ich hier knie und er in meinen Armen liegt, daß ich in einem sehr realen Sinn auch hier gestorben wäre, hätte er dies nicht überlebt … Ihre Finger zerrten an den Gurten und lösten Donal aus dem wie durch ein Wunder unbeschädigten Gleiter. Seine Augen öffneten sich. Er zog sie zu sich hinab, und ihre Lippen trafen sich in einer plötzlichen, tiefen Stille. Sie nahmen Allart und Kyril, die sie beobachteten, nicht wahr. Ein für alle Male, jetzt und für immer, wußten sie, daß sie zueinander gehörten. Was auch immer später geschehen würde: Es wäre nur die Bestätigung dessen, was sie schon wußten.

20
    Solange sie lebte, wußte Renata, würde nichts in ihrem Geist und ihrer Erinnerung die Schönheit dieser Jahreszeit je übertreffen – Hochsommer in den Hellers und Donal an ihrer Seite. In ihren Gleitern flogen sie gemeinsam die langen Täler entlang, schwebten von Gipfel zu Gipfel, verbargen sich vor den Sommerstürmen unter Felsklippen oder lagen nebeneinander in versteckten Canons. Stunde um Stunde betrachteten sie die am Himmel entlanggleitenden Wolken und wandten ihre Blicke der grünen Erde und dann einander zu.
Dorilys näherte sich von Tag zu Tag immer mehr der Beherrschung ihrer seltenen Gabe, und Renata begann immer optimistischer zu werden. Vielleicht würde alles gut werden. Wahrscheinlich sollte Dorilys niemals riskieren, ein Kind zur Welt zu bringen – mit Gewißheit zumindest nie ein weibliches –, aber die Pubertät konnte sie unbeschadet überleben. In der Flut ihrer eigenen Liebe spürte Renata, daß sie es nicht würde ertragen können, Dorilys dieses Versprechens und dieser Hoffnung zu berauben.
Und ich habe mich über Cassandra lustig gemacht! Avarra, wie jung und unwissend ich doch war!
An einem der langen, strahlenden Sommernachmittage lagen sie verborgen in einem grünen Tal und schauten zu den Höhen hinauf, wo Dorilys mit einigen Jungen aus dem Schloß wie ein Vogel schwebte und auf Aufwinden kreiste.
Donal sagte: »Ich bin mit dem Gleiter ziemlich geschickt, aber ich könnte nie wie sie auf den Winden reiten. Ich würde es nie wagen. Keiner der Jungen ist auch nur halb so geschickt oder furchtlos.« »Keiner von ihnen hat ihre Gabe«, stellte Renata fest. Als sie in die betäubend violetten Tiefen des Himmels blickte, blinzelte sie, da ihr plötzlich Tränen kamen. Manchmal schien ihr in diesem ersten und letzten Sommer der Liebe, daß Dorilys ihr eigenes Kind geworden war – das Kind, von dem sie wußte, das sie es ihrem Geliebten nie gebären würde. Aber Dorilys gehörte ihnen, und an ihnen war es, sie auszubilden, zu unterrichten und zu lieben.
Donal beugte sich plötzlich über Renata und küßte sie. Dann berührte er sachte ihre Augenwimpern mit dem Finger. »Tränen, Liebes?« Renata schüttelte den Kopf. »Ich habe zu lange in den Himmel geschaut, als ich sie beobachtete.«
»Wie seltsam das doch alles ist«, sagte Donal, während er ihre Hände ergriff und die schlanken Finger küßte. »Ich hätte nie gedacht…« Seine Stimme erstarb, aber sie standen in so enger Verbindung, daß Renata seine unausgesprochenen Gedanken verfolgen konnte.
Ich hätte nie gedacht, daß die Liebe auf diese Weise zu mir kommt. Ich wußte, daß mein Pflegevater eines Tages, früher oder später, eine Frau für mich auswählen würde,

Weitere Kostenlose Bücher