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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Donal vorwurfsvoll. Der Rest ihrer Unterhaltung wurde nicht mit Worten geführt.
    Der Sommer ging dahin. Die Blätter begannen sich zu verfärben, Dorilys feierte ihren Geburtstag, und die erste Ernte wurde eingebracht. Eines Tages waren alle Bewohner von Aldaran hinausgegangen, um die großen Wagen zu bestaunen, die, mit Säcken voller Nüsse und Krügen mit gepreßtem Öl beladen, in eine der weiter draußen liegenden Scheunen gebracht wurden. An diesem Tag traf Allart in einem abgelegenen Teil des Innenhofs Renata.
»Wirst du den Winter über bleiben, Cousin? Ich werde Dorilys nicht allein lassen, bis sie die Pubertät sicher überstanden hat, aber was ist mit dir?«
»Donal hat mich gebeten, zu bleiben. Und Dom Mikhail ebenso. Ich bleibe, bis mein Bruder mich rufen läßt.« Hinter seinen Worten spürte Renata Erschöpfung und Resignation. Allart sehnte sich schmerzlich nach Cassandra; in einer geheimen Depesche hatte er die Erlaubnis zur Rückkehr erbeten, die Damon-Rafael aber nicht gestattete.
Renata lächelte ironisch. »Jetzt, da dein Bruder einen legitimen Sohn hat, scheint es ihm nicht mehr wichtig, daß du deine Frau wiedersiehst und vielleicht Söhne zeugst, die seinen Anspruch auf das Reich streitig machen.«
Allart seufzte. Für einen jungen Mann wie ihn, dachte Renata, klingt es ein wenig zu abgespannt. »Cassandra wird mir keine Kinder gebären«, sagte Allart. »Ich werde sie dieser Gefahr nicht aussetzen. Und ich habe bei den Feuern von Hali geschworen, daß ich den Anspruch der Söhne meines Bruders – seien sie nun legitim oder Nedestro – auf das Reich unterstütze.«
Renata fühlte jetzt ihre seit Tagen nahe der Oberfläche befindlichen Tränen aufwallen und in ihren Augen überfließen. Um Allart zurückzuhalten, ließ sie ihre Stimme herb und ironisch klingen. »Auf das Reich – ja, das hast du geschworen. Aber auf die Krone, Allart?«
»Ich will keine Krone«, erwiderte Allart.
»Oh, das glaube ich dir.« Renatas Stimme klang scharf. »Aber wird dein Bruder das jemals glauben?«
»Ich weiß es nicht.« Allart seufzte erneut. Glaubte Damon-Rafael wirklich, daß er der Verlockung nicht widerstehen konnte, das Reich – oder die Krone – seinen Händen zu entwinden? Oder wollte er wirklich nur den mächtigen Fürsten Aldaran an Elhalyn verpflichten? Damon-Rafael würde Verbündete brauchen, wenn er sich dazu entschloß, mit Prinz Felix um den Thron von Thendara zu streiten.
Aber dies würde noch eine Weile auf sich warten lassen. Der alte König Regis klammerte sich noch ans Leben, und der Rat würde ihn auf dem Totenbett nicht behelligen. Aber wenn er neben seinen Vorvätern in einem schmucklosen Grab von Hali lag, wie es Sitte war, dann würde der Rat nicht zögern, Prinz Felix aufzufordern, seine Tauglichkeit unter Beweis zu stellen.
»Ein Emmasca könnte zwar einen guten König abgeben«, sagte Renata, die seinen Gedanken mühelos folgte, »aber er kann keine Dynastie gründen. Felix wird nicht Erbe werden. Ich habe die letzte Depesche gelesen. Cassilde hat sich nach der Geburt ihres Sohnes nicht richtig erholt und ist wenige Dekaden später gestorben. Dein Bruder hat also einen legitimen Sohn, sucht aber jetzt nach einer Frau. Nun bedauert er sicher schon, daß er es so eilig hatte, dich mit Cassandra zu vermählen.«
Allarts Mund verzog sich angewidert. Ihm fiel ein, was Damon-Rafael über dieses Thema bemerkt hatte: »Wenn Cassilde stirbt – und sie war dem Tod in den vergangenen Jahren bei jeder Geburt sehr nahe –, werde ich frei sein, um Cassandra selbst zu heiraten.« Wie hatte sein Bruder nur auf diese Weise über die Frau sprechen können, die ihm ein Dutzend Kinder geboren hatte?
Allart sagte: »Vielleicht ist es besser so«, aber es klang so verzweifelt, daß Renata ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Behutsam legte er eine Hand unter ihr Kinn. »Was ist, Cousine? Du bist immer begierig darauf, meine Sorgen zu zerstreuen, aber du hast nie von deinen eigenen gesprochen. Was quält dich?« Seine Arme umfingen sie, aber es war die liebevolle Berührung eines Bruders und Freundes, nicht die eines Liebhabers, und Renata wußte es. Sie schluchzte, und Allart hielt sie sanft in seinen Armen.
»Sag’s mir, Chiya«, sagte er so sanft, als sei sie in Dorilys’ Alter. Renata kämpfte gegen ihre Tränen an.
»Ich habe es Donal nicht gesagt. Ich wollte sein Kind haben. Wenn es so um mich stände, dachte ich, könnte mein Vater mich nicht zwingen, nach Edelweiß heimzukehren und

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