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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte, wußte Allart, daß es keinen Irrtum darüber gab, was die Zukunft bringen würde.
Krieg.
Aber darüber hatte er nie einen Zweifel gehegt.
    Es dauerte nicht lange, bis sie losschlugen. Kaum eine Stunde nach dem Aufbruch des Parlamentärs flog ein Schwarm von Feuerpfeilen zu ihnen hinauf. Die meisten fielen ohne Schaden anzurichten auf den Steinboden, aber einige landeten auf Holzdächern oder in Futterballen, die man für die Tiere innerhalb des Hofes aufgestapelt hatte. Ehe Waschfässer wurden erneut eingesetzt, bevor das Feuer sich ausbreiten konnte. Nachdem es gelöscht war, herrschte wieder Stille. Aber sie war unheilverkündend. Der Unterschied, dachte Allart, zwischen drohendem und ausgebrochenem Krieg. Donal ordnete an, alle Futterstapel mit Wasser aus den Schloßbrunnen zu tränken. Aber die Feuerpfeile waren nur die förmliche Antwort auf die Herausforderung gewesen. »… sollte er die Reihen meiner bewaffneten Männer weiter als um den Durchmesser meines kleinsten Fingers übertreten …«
Im Hof war alles vorbereitet, einer Belagerung zu trotzen. Bewaffnete Männer waren am Ende eines jeden nach oben führenden Pfades postiert, für den Fall, daß jemand den äußeren Ring um den Berg durchbrechen sollte. Lebensmittel und Tierfutter hatte man schon seit langem eingelagert, und innerhalb der Umfriedung der Burg gab es mehrere Brunnen, die aus den Felsen sprangen. Es gab nichts zu tun als abzuwarten … Es dauerte drei Tage. Die Männer auf den Wachttürmen berichteten über keinerlei Aktivität im Lager der Angreifer. Dann hörte Donal eines Morgens entsetzte Schreie aus dem Hof und eilte hinaus.
Die Wächter bereiteten ihre Morgenmahlzeit rund um die Feuer, die man auf Kaminplatten entzündet hatte. Aber die Köche und jene, die die Tiere zu tränken im Begriff waren, starrten voller Angst auf das aus den Leitungen fließende Wasser: Es war dick und zähflüssig und von einer Farbe, die nicht nur wie frisch geronnenes Blut aussah, sondern ebenso roch. Allart, der heraneilte, blickte in die geängstigten Gesichter der Soldaten und wußte, daß es ernst war. Die Erfolgsaussichten, eine Belagerung zu überstehen, hingen fast vollständig von der Wasserversorgung ab. Wenn Scathfell es geschafft hatte, die Brunnen zu verseuchen, konnten sie nicht länger als ein oder zwei Tage aushalten. Vor Sonnenuntergang würden die ersten Tiere sterben; daraufhin die Kinder. Dann gab es keine Alternative mehr, außer sich zu ergeben.
Allart betrachtete die Flüssigkeit. »Ist es nur dieser Brunnen? Oder ist der andere, der in die Burg läuft, auch verseucht?« fragte er. Einer der Männer ergriff das Wort: »Ich war in den Küchenräumen, Dom Allart, und dort ist es genauso.«
Dom Mikhail, eilig herbeigerufen, beugte sich über das Naß, ließ es in seine Hand rinnen und verzog angesichts des Geruchs das Gesicht. Dann hob er die Hand zum Mund, um die Flüssigkeit probehalber zu schmekken. Nach einem Moment zuckte er die Achseln und spuckte sie aus. »Ich frage mich, wie sie an die Brunnen gekommen sind. Die Antwort lautet: Sie sind es gar nicht! Es ist unmöglich.« Er berührte die Matrix an seinem Hals, nahm einen weiteren Schluck, und als er es wieder ausspuckte, rann die Flüssigkeit klar von seinen Lippen.
»Eine Illusion«, sagte er. »Eine bemerkenswert realistische und widerwärtige Illusion, aber nichtsdestotrotz eine Sinnestäuschung. Das Wasser ist rein und gesund. Sie haben es verzaubert, damit es wie Blut aussieht, schmeckt und – das Schlimmste von allem – auch so riecht.« Allart bückte sich, um das Wasser zu probieren. Er spürte eine Welle von Übelkeit, denn von der äußeren Erscheinung her trank er von einem Strom frischen Blutes … aber trotz des Übelkeit erregenden Geruchs und Geschmacks war es, wenn er seinen Sinnen trauen konnte, Wasser.
»Wird es also ein Hexenkrieg?« fragte der Wächter mit fassungslosem Kopf schütteln. »Dieses Zeug kann niemand trinken.«
»Ich sage euch, es ist Wasser, sehr gutes Wasser«, sagte Aldaran ungeduldig. »Sie haben es nur dazu gebracht, wie Blut auszusehen.« »Jawohl, Fürst, und so zu riechen und zu schmecken«, sagte der Koch. »Ich sage Euch: Niemand wird davon trinken.«
»Ihr werdet es trinken oder verdursten«, sagte Donal unwillig. »Es ist alles nur in deinem Kopf, Mann. Deine Kehle wird es als Wasser fühlen, ganz gleich, wie es aussieht.« –
»Aber die Tiere werden es auch nicht trinken«, sagte einer der Männer. Tatsächlich konnte man

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