Herrin der Stürme
nehmen müßte. Ich könnte ihn weiterhin, nachdem er sich dermaßen erdreistet hat, zum Gesetzlosen erklären. Sag meinem Bruder weiterhin, daß – was meine Tochter Dorilys angeht – sie bereits durch die Catenas vermählt ist und er sich keine Sorgen machen muß, wie er ihr anderswo einen Gatten findet. Und zu Lord Damon-Rafael von Elhalyn: Sag ihm, daß ich nicht weiß, wer die Tiefländer jenseits des Kadarin regiert, und daß es mich auch nicht kümmert. Denn in diesem Reich erkenne ich keine Herrschaft außer der meinigen an. Aber wenn er, der König von Thendara werden will, mich als Gleichgestellten einlädt, seiner Krönung beizuwohnen, werden wir bei dieser Gelegenheit den Austausch diplomatischer Höflichkeiten diskutieren. Was meinen Verwandten und Gast Allart Hastur betrifft: Er ist in meinem Haushalt willkommen und mag Lord Elhalyn selbst die Antwort geben, die er für richtig hält. – Oder überhaupt nicht antworten.«
Allart befeuchtete die Lippen. Zu spät fiel ihm ein, daß auch diese Geste unverfälscht von dem Botschafter, der vor ihm stand, wiederholt werden würde. Er wünschte, dieses kleine Zeichen von Schwäche nicht gezeigt zu haben.
Schließlich sagte er: »Sag meinem Bruder Damon-Rafael, daß ich als sein gehorsamer Untertan nach Aldaran ging und getreulich alles ausführte, was er mir aufgetragen hat. Jetzt, da meine Mission beendet ist, nehme ich das Recht in Anspruch, mein Domizil zu wählen, wie ich es will, ohne ihn um Rat zu fragen.« Eine dürftige Antwort. Er dachte über die beste Art weiterzusprechen nach. »Sag weiterhin, daß das Klima von Hali der Gesundheit meiner Frau nicht zuträglich war und ich sie um ihrer Gesundheit und Sicherheit willen von dort entfernt habe.« Darüber soll Damon-Rafael nachdenken!
»Sag ihm schließlich«, fuhr Allart fort, »daß ich ein treuer Untertan von Felix, dem Sohn des verstorbenen König, Regis, bin und weit davon entfernt, gegen die Krone zu intrigieren. Sollte Felix, der gesetzmäßige König von Thendara, mich irgendwann auffordern, seine Krone gegen Verschwörer zu verteidigen, stehe ich unter seinem Befehl.« Jetzt, dachte er, ist es getan, und unwiderruflich. Ich hätte meinem Bruder eine Botschaft der Unterwerfung schicken können, daß ich als Aldarans Gast nicht die Hand gegen ihn heben kann. Statt dessen habe ich mich zu seinem Widersacher erklärt.
Allart widerstand der Versuchung, einen Blick in die Zukunft zu tun, um zu sehen, wie Damon-Rafael und Lord Scathfell die Botschaft aufnahmen. Es konnte hundert Möglichkeiten geben, von denen nur eine eintreffen würde. Es war unvernünftig, den Verstand mit den übrigen neunundneunzig zu plagen.
Es war still in dem Empfangsraum, während der Parlamentär die Botschaft in sich aufnahm. Dann sagte er: »Meine Lords – diejenigen die mich entsandten, sahen eine Antwort wie diese voraus und trugen mir auf, darauf folgendes zu sagen: Donal von Rockraven, genannt Delleray, wird in diesem Reich zum Gesetzlosen erklärt. Jeder, der ihn tötet, kann das von diesem Tag an ohne Bestrafung tun.
Allart Hastur, dem Verräter, bieten wir nichts außer der Gnade seines Bruders, sollte er vor Sonnenuntergang dieses Tages kommen und sich unterwerfen.
Mikhail von Aldaran fordern wir auf, daß er sich mit allen, die sich in seiner Burg befinden, bis zur letzten Frau und zum letzten Kind, sogleich ergibt; oder wir werden kommen und sie einnehmen.« Wieder kam es zu einem langandauernden Schweigen. Schließlich sagte Aldaran: »Ich habe nicht vor, mein Reich in der nahen Zukunft zu bereisen. Wenn mein Bruder Scathfell während der Saatzeit und der Ernte nichts besseres zu tun hat, als wie ein Hund vor meinen Toren zu sitzen, mag er so lange, wie es ihm gefällt, dort bleiben. Sollte er jedoch Mann oder Frau, Kind oder Tier, die gesetzmäßig unter meinem Schutz stehen, verletzen, oder die Reihen meiner bewaffneten Männer weiter als um den Durchmesser meines kleinsten Fingers übertreten, werde ich das zum Grund nehmen, ihn und seine Truppen zu vernichten und sein Lehen für verwirkt erklären. Was ihn selbst angeht, werde ich ihn hängen, wenn ich ihn auf meinem Grund festnehme.«
Stille. Als offensichtlich war, daß er nichts mehr zu sagen hatte, verbeugte sich der Parlamentär.
»Mein Fürst, die Botschaft wird im Wortlaut ihres Ausspruchs übermittelt werden,« sagte er. Dann entfernte er sich, die Waffenstillstandsflagge vor sich hertragend, aus dem Raum. Noch bevor er die Tür erreicht
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