Herrin der Stürme
modifizierte, wie es Dom Marius’ Leronis mit diesen Riyachiyas angestellt hatte, indem sie exotische Spielzeuge für lasterhafte Männer produzierte?
Den Göttern selbst — wenn es wirklich Götter gibt — muß es bei unserem Anblick übel werden!
Das warme, luxuriöse Zimmer machte ihn krank; er wünschte sich nach Nevarsin, in die weihevolle Nachtstille zurück. Als er das Licht gelöscht hatte, hörte er fast geräuschlose Schritte. Das Mädchen Lella näherte sich ihm vorsichtig in einem dünnen Gewand.
»Ich bin zu deiner Befriedigung hier, Vai Dom.«
Ihre Stimme war ein heiseres Murmeln; einzig ihre Augen enthüllten, daß sie nicht menschlich war, denn es waren dunkelbraune Tieraugen, groß, weich und merkwürdig unerklärlich.
Allart schüttelte den Kopf.
»Du kannst wieder gehen, Lella. Ich werde heute Nacht allein schlafen.«
Sexuelle Bilder quälten ihn, all die Dinge, die er tun könnte, all die möglichen Zukunftsentwicklungen, ein unendlich großes Bündel von Wahrscheinlichkeiten, die von diesem Augenblick abhingen. Lella saß auf dem Bettrand; ihre weichen, schlanken Finger, so anmutig, daß sie keine Knochen zu haben schienen, legten sich behutsam in die seinen. Flehend murmelte sie: »Wenn ich dich nicht erfreue, Vai Dom, werde ich bestraft. Was, wünscht du, soll ich tun? Ich kenne viele, viele Arten, Freude zu bereiten.«
Er wußte, daß sein Vater auf diese Situation hingesteuert hatte. Die Riyachiyas wurden gezüchtet, ausgebildet und ausgewählt, um unwiderstehlich zu sein. Hatte Dom Stephen erhofft, sie würde Allarts Hemmungen niederreißen?
»Mein Herr wird wirklich sehr zornig sein, wenn es mir nicht gelingt, dir Freude zu schenken. Soll ich nach meiner Schwester schicken, die so dunkel ist, wie ich hellhaarig bin? Und sie ist sogar noch geschickter. Oder würde es dir Freude machen, mich zu schlagen, Herr? Ich habe es gern, geschlagen zu werden, wirklich.«
»Still, still!« Allart fühlte sich krank. »Niemand würde sich eine Schönere wünschen als dich.« Und der wohlgeformte junge Körper, das entzückende kleine Gesicht, das lose duftende Haar, das über seinen Körper fiel, waren tatsächlich verführerisch. Sie strömte einen süßen, moschusartigen Duft aus; bevor er sie berührt hatte, hatte er irgendwie geglaubt, sie würde wie ein Tier, nicht wie ein Mensch riechen.
Ich bin in ihrem Bann, dachte er. Wie sollte er widerstehen können? Mit einem Gefühl tödlicher Müdigkeit dachte er, als er ihre schmalen Fingerspitzen eine Linie über seinen nackten Hals vom Ohrläppchen zur Schulter ziehen fühlte: Was macht es schon aus? Ich habe beschlossen, frauenlos zu leben und den Fluch, den ich trage, niemals weiterzugeben. Aber dieses arme Geschöpf ist steril, ich kann mit ihr kein Kind zeugen, selbst, wenn ich wollte. Vielleicht wird Vater geneigt sein, mich nicht mehr zu verletzen oder mich einen halben Mann zu nennen, wenn er weiß, daß ich hierbei seinem Willen gefolgt bin, Heiliger Lastenträger, gib mir Kraft! Ich gebrauche nur Entschuldigungen für das, was ich tun will. Warum sollte ich nicht? Warum muß ich allein das ablehnen, was jedem Mann meiner Kaste zu Recht gegeben ist? In seinem Kopf drehte es sich. Tausend verschiedene Zukunftsmöglichkeiten rotierten vor ihm dahin: in einer packte er das Mädchen und würgte ihren Hals; in einer anderen sah er sich und das Mädchen in zärtlicher Umklammerung. Und dieses Bild wuchs, trieb das Bewußtsein der Begierde in seinen Körper. In einer weiteren Vision sah er das dunkle Mädchen tot vor sich liegen … So viele Zukunftsmöglichkeiten, so viel Tod und Verzweiflung … Krampfhaft, verzweifelt, die vielfache Zukunft auszulöschen versuchend, nahm er das Mädchen in die Arme und zog es aufs Bett nieder. Selbst als seine Lippen sich auf die ihren senkten, dachte er an Verzweiflung und Leere. Was macht das aus, wenn nur Untergang vor mir. liegt …?
Wie aus dem Nichts kommend hörte er ihre kurzen Freudenschreie und dachte in seinem Elend: Wenigstens ist sie nicht unwillig. Und dann dachte er überhaupt nicht mehr. Es war eine große Erleichterung.
5
Als er aufwachte, war das Mädchen fort, und Allart lag einen Moment lang völlig bewegungslos, von Übelkeit und Selbstverachtung überwältigt. Wie soll ich mich davon abhalten, den Mann zu töten, der das über mich gebracht hat …? Aber als das tote Gesicht seines Vaters in dem vertrauten Zimmer mit grünen und goldenen Vorhängen vor ihm auftauchte, erinnerte er sich
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