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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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streng: Mein war die Wahl; er hat nur für die Gelegenheit gesorgt.
Trotzdem fühlte er eine überwältigende Verachtung gegen sich selbst, während er durch das Zimmer ging und sich für die Reise fertigmachte. In der vergangenen Nacht war ihm etwas über sich selbst klargeworden, das er lieber nicht gewußt hätte.
In seinen sechs Jahren in Nevarsin hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, im frauenlosen Bereich des Klosters zu leben, ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden; sie hatten ihn nie gelockt, nicht einmal beim Mittsommerfest, wenn auch die Mönche frei waren, sich an den Lustbarkeiten zu beteiligen, Liebe oder ihr trügerisches Abbild in der unteren Stadt zu suchen. So war er nie in die schwierige Situation geraten, um seinen Entschluß kämpfen zu müssen – nicht zu heiraten und keine Kinder zu zeugen, die den monströsen Fluch des Laran trugen. Und doch, trotz der Abscheu und des Ekels für das Ding, das Lella war, waren bei der Berührung der auf obszöne Art weichen Fingerspitzen der Riyachiya sechs Jahre selbstauferlegten Zölibats in Minuten weggeworfen worden.
Was soll jetzt aus mir werden? Wenn ich meinem Entschluß nicht eine einzige Nacht treu bleiben kann … In den verschiedenen Zukunftsmöglichkeiten, die er vor seinem nächsten Schritt sah, gab es eine neue, und sie mißfiel ihm zutiefst: daß er eine Kreatur wie Dom Marius werden könnte, die Hochzeit tatsächlich hinnahm, um seine Gelüste später mit diesen unnatürlichen gezüchteten Freudenmädchen zu befriedigen. Er war dankbar, daß ihr Gastgeber nicht zum Frühstück erschien. Es war schon schwer genug, seinem Vater gegenüberzutreten, und die Vision seines toten Gesichts wischte die wirkliche, lebendige Präsenz des alten Mannes, der wohlgelaunt über Brot und Haferbrei saß, beinahe aus. Dem unausgesprochenen Verdruß seines Sohnes spürend (Allart fragte sich, ob er von den Dienern oder Lella erfahren hatte, ob sein Sohn zu den Männern gezählt werden konnte), blieb Dom Stephen stumm, bis sie ihre Reitmäntel überzogen. Dann sagte er: »Wir werden die Reittiere hier lassen, Sohn. Dom Marius hat uns einen Luftwagen angeboten, der uns direkt nach Hali bringt, und die Diener können sie in einigen Tagen nachbringen. Du bist nicht mehr mit einem Luftwagen geflogen, seit du ganz klein warst, nicht wahr?«
»Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt jemals mit einem geflogen zu sein«, erwiderte Allart, der gegen seinen Willen. Interesse verspürte. »Damals waren sie gewiß noch nicht sehr verbreitet?«
»Nein, sie waren sehr selten, und natürlich sind sie Spielzeuge für die Begüterten, da sie einen geschickten Laran-Fahrer erfordern«, sagte Lord Elhalyn. »In den Bergen sind sie nutzlos; Böen und Winde würden jedes Fahrzeug, das schwerer als Luft ist, gegen die Felsen schleudern. Aber hier im Tiefland sind sie ausgesprochen sicher, und ich habe gedacht, so ein Flug würde dich ablenken.«
»Ich gestehe, daß ich neugierig bin«, sagte Allart. Er überlegte, daß Dom Marius von Syrtis wohl kein Opfer scheute, um sich bei seinem Großfürsten einzuschmeicheln. Erst stellte er ihnen seine bevorzugten Freudenmädchen zur Verfügung – und jetzt das! »Aber ich habe in Nevarsin gehört, daß diese Apparate auch im Tiefland nicht sicher sind. Wenn zwischen Elhalyn und Ridenow Kriege toben, könnte man uns allzuleicht angreifen.«
Achselzuckend sagte Dom Stephen: »Wir haben alle Laran und könnten mit jedem Angreifer kurzen Prozeß machen. Nach sechs Jahren Kloster sind deine Kampffertigkeiten ohne Zweifel eingerostet, falls es zu einem Gefecht kommen sollte, aber ich hege keine Zweifel, daß du jeden, der uns aus der Luft angreift, schlagen kannst. Ich habe Feuer-Talismane.« Verschmitzt schaute er seinen Sohn an und fuhr fort: »Oder willst du mir etwa erzählen, daß die Mönche einen solchen Mann des Friedens aus dir gemacht haben, daß du nicht dein Leben und das deiner Verwandten verteidigen würdest, Allart? Mir scheint, ich erinnere mich, daß du als Junge keine Lust zu kämpfen hattest.«
Nein, denn bei jedem Hieb sah ich für mich oder einen anderen Tod oder Verderben, und es ist grausam von dir, meine kindliche Schwäche zu verspotten, die nicht mein Fehler war, sondern eine folge des verfluchten Erbes deines Blutes … Laut jedoch sagte Allart, der sich zwingen mußte, das tote Gesicht, das ständig vor seinen Augen erschien und das lebendige Gesicht seines Vaters verschwimmen ließ, zu ignorieren: »Solange ich

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