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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihm völlig unvernünftig zu sein.
Wenn sie so kindisch war, machte das seine Aufgabe leichter! Er drückte die Hand, die sie vertrauensvoll in seine legte, und sagte: »Kein Mann dieser Welt würde auch nur einen Moment zögern, dir solche Nettigkeit zu erweisen, Dorilys – sich einen Augenblick mit seiner versprochenen Braut zurückzuziehen! Und wenn sie schön ist wie du, dann ist diese Nettigkeit eher Vergnügen als Pflicht.«
Dorilys fühlte, wie sie bei diesem Kompliment erneut errötete. Begierig fragte sie: »Bin ich schön? Margali sagte mir, ich sei es, aber sie ist nur eine alte Frau, und ich glaube nicht, daß sie so etwas beurteilen kann.« »Du bist in der Tat außerordentlich schön, Dorilys«, sagte Darren, und in dem düsteren Licht, das in Streifen aus dem Ballraum schien, sah sie sein Lächeln.
Sie dachte: Er meint es tatsächlich. Er ist nicht nur nett zu mir! Sie fühlte die erste kindliche Erregung des Bewußtseins ihrer Macht, der Macht der Schönheit über die Männer. Sie sagte: »Man hat mir gesagt, meine Mutter sei schön gewesen. Sie starb, als ich geboren wurde. Vater sagte, ich sähe wie sie aus. Hast du sie einmal gesehen, Darren?« »Nur, als ich ein Junge war«, erwiderte Darren. »Aber es stimmt. Aliciane von Rockraven wurde für eine der schönsten Frauen von Kadarin bis zur Mauer um die Welt gehalten. Es gab Leute, die sagten, sie hätte deinen Vater verzaubert, aber sie brauchte keine Hexerei außer ihrer eigenen Schönheit. Du bist wirklich wie sie. Besitzt du auch ihre Singstimme?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Dorilys. »Ich kann zwar gut singen, wie meine Erzieherin sagt, aber sie meint auch, ich sei zu jung, als daß man jetzt schon schließen könne, ob ich eine schöne Stimme haben werde oder nur die Liebe zur Musik und einige Kunstfertigkeit. Magst du Musik, Darren?«
»Ich verstehe ein wenig davon«, sagte er lächelnd und rückte näher an sie heran, »und es bedarf keiner schönen Stimme, um eine Frau in meinen Augen liebenswert zu machen. Komm – ich bin dein Cousin und versprochener Ehemann. Willst du mich küssen, Dorilys?«
»Wenn du es wünschst«, sagte sie entgegenkommend und wandte ihm ihre Wange zu. Darren, der sich erneut fragte, ob das Mädchen ihn aufzog oder blöde war, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, schlang beide Arme um sie und küßte sie auf die Lippen.
Dorilys, die sich dem Kuß hingab, spürte durch die alkoholbeeinflußte Verschwommenheit ihrer Gefühle eine schwache Mahnung zur Vorsicht. Margali hatte sie gewarnt. Oh, Margali versucht dauernd, mir den Spaß zu verderben! Sie lehnte sich an Darren, ließ sich von ihm fest an sich ziehen, genoß die Berührung und öffnete seinen wiederholten Küssen den Mund. Dorilys war kein Telepath, aber sie besaß Laran, und sie erfaßte den verschwommenen Fleck einer in ihm aufsteigenden Empfindung. Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht. Sie fragte sich, wieso ihn das überraschen konnte. Nun, schließlich, vermutete sie, muß es für einen jungen Mann ärgerlich sein, wenn man ihm sagt, daß er mit einer Cousine verheiratet wird, die er nicht kennt. Sie fühlte sich irgendwie glücklich, weil Darren sie für schön hielt. Er fuhr fort sie zu küssen, langsam, regelmäßig, und spürte, daß sie sich ihm nicht widersetzte. Dorilys war zu betrunken, zu unaufmerksam, um sich klarzumachen, was geschah, aber als seine Finger ihr Mieder öffneten, hineinglitten, und sich über ihre bloßen Brüste legten, fühlte sie plötzlich Scham und stieß ihn zurück.
»Nein, Darren, das ziemt sich nicht. Wirklich, das darfst du nicht«, protestierte sie und merkte, wie schwer ihre Zunge geworden war. Zum ersten Mal wurde sie sich bewußt, daß Donal vielleicht Recht gehabt hatte: Sie hätte nicht soviel trinken sollen. Darrens Gesicht war gerötet. Er schien nicht willens, sie loszulassen. Sie nahm seine Hände fest zwischen ihre kleinen Finger und schob sie weg.
»Nein, Darren, nicht!« Ihre Hände fuhren nach oben, um die entblößten Brüste zu bedecken. Mit unsicheren Händen bemühte sie sich die Schnüre wieder zuzuknüpfen.
»Nein, Dorilys«, sagte Darren mit solch schwerer Zunge, daß Dorilys sich fragte, ob auch er zuviel getrunken hatte. »Es ist alles in Ordnung. Es ist nicht unziemlich. Wir können verheiratet werden, sobald du willst. Du wärst doch gern mit mir verheiratet, oder?« Er zog sie an sich und küßte sie erneut, fest und bestimmt. Er murmelte: »Dorilys, hör mir zu. Wenn du

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