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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gepackt. Donal mußte an ein kleines Kaninchen denken, das vor einem Raubtierrudel in den Bergen saß. Sie setzte sich auf die niedrige Bank neben ihn. Er streckte seine Hand nach ihr aus, und ihre kleinen Finger ergriffen sie und packten sie mit schmerzendem Druck. Sie wischte ihr verschmiertes Gesicht mit dem Ärmel ihres Gewandes ab.
Margali nahm die Matrix aus dem um ihren Hals hängenden seidenen Beutel, blickte einen Augenblick in den blauen Edelstein, und dann war ihre leise, klare Stimme in der Stille des Empfangszimmers deutlich zu hören – obwohl sie beinahe flüsterte.
»Im Licht des Feuers dieses Edelsteins, laß die Wahrheit den Raum, in dem wir stehen, erhellen.«
Donal, der die Anwendung des Wahrzaubers viele Male gesehen hatte, war mit Ehrfurcht erfüllt. Der kleine Edelstein begann zu glühen. Das Licht überschwemmte langsam das Gesicht der Leronis, kroch in den Raum hinein und stahl sich nach und nach auf jedes Gesicht. Donal spürte, wie der Schimmer auch ihn erfaßte, sah ihn auf dem fleckigen Gesicht des neben ihm sitzenden Kindes, auf den Zügen Rakhal Scathfells, und denen des Friedensmannes, der bewegungslos hinter ihm stand.
In dem blauen Licht sah Mikhail von Aldaran mehr denn je wie ein alter, bewegungslos auf seinem Klotz hockender Raubvogel aus. Als er den Kopf hob, waren die Kraft und die Bedrohung wieder da, still, aber vorhanden.
Margali sagte: »Es ist getan, mein Fürst. Allein die Wahrheit möge hier gesprochen werden, solange dieses Licht andauert.«
Donal wußte: Wenn unter dem Wahrzauber die Unwahrheit gesprochen wurde, verschwand das Licht vom Gesicht des Sprechers und zeigte sofort an, daß er log.
»Jetzt«, sagte Mikhail von Aldaran, »mußt du uns sagen, was du weißt, Dorilys. Wie ist Darren zu Tode gekommen?«
Dorilys hob den Kopf. Sie sah bedauernswert aus. Erneut wischte sie ihre Nase an den kunstvollen Ärmeln ihres Gewandes ab. Sie klammerte sich so fest an Donals Hand, daß er ihr Zittern spüren konnte. Aldaran hatte die Befehlsstimme noch nie zuvor bei seiner Tochter angewandt. Nach einem Augenblick sagte sie: »Ich habe nicht gewußt, daß er tot ist.« Ihre Augenlider klapperten heftig, als wolle sie wieder zu weinen anfangen.
Rakhal von Scathfell sagte: »Er ist tot. Mein ältester Sohn ist tot. Daran gibt es keinen Zweifel, du …«
»Still!« Beim Klang der Befehlsstimme ließ selbst Lord Scathfell seine Stimme ersterben. »Und jetzt, Dorilys, erzähle uns, was zwischen dir und Darren vorgefallen ist. Wie kam es, daß der Blitz ihn traf?« Allmählich gewann Dorilys die Gewalt über ihre Stimme wieder. »Wir waren vom Tanzen erhitzt. Er sagte, wir sollten auf den Balkon hinausgehen. Er begann mich zu küssen, und …« Unkontrolliert bebte ihre Stimme. »Er hat mein Mieder aufgeschnürt und mich angefaßt, und wollte nicht aufhören, als ich ihn darum bat.« Sie blinzelte heftig, aber das Wahrlicht auf ihrem Gesicht schwankte nicht. »Er sagte, ich solle zulassen, daß er mich nimmt, damit Vater die Heirat nicht verzögern könne. Und er hat mich sehr grob geküßt und mir wehgetan.« Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und wurde erneut von einem Schluchzen geschüttelt.
Aldarans Gesicht war wie versteinert. Er sagte: »Hab keine Angst, meine Tochter; aber du mußt unseren Verwandten dein Gesicht sehen lassen.«
Donal griff nach Dorilys’ Hand. Er konnte die Qual der Angst und des Entsetzens so deutlich spüren, als pulsiere sie durch ihre kleinen Hände.
Stammelnd, dem nichtflackernden Schein des Wahrlichts ausgesetzt, sagte Dorilys: »Er … er hat mich geschlagen, als ich ihn zurückstieß. Er hat mich niedergeschlagen. Und dann kniete er neben mir am Boden, und ich hatte … ich hatte Angst und habe ihn mit dem Blitz geschlagen. Ich wollte ihm nicht weh tun. Ich wollte nur, daß er seine Hände von mir nimmt!«
»Du! Du hast ihn also umgebracht! Du hast ihn mit deinem Hexenblitz getroffen, du Satan aus der Hölle!« Scathfell stand auf, ging auf sie zu, die Hand wie zum Schlag erhoben.
»Vater! Laß nicht zu, daß er mir weh tut!« schrie Dorilys entsetzt. Ein blauer Blitzstrahl zuckte auf, und Rakhal von Scathfell stoppte mitten im Schritt zurück, taumelte und faßte sich ans Herz. Der Friedensmann kam hinzu und stützte den schwankenden Fürsten, bis er wieder in seinem Sessel saß.
Donal sagte: »Meine Herren, wenn Dorilys ihn nicht niedergestreckt hätte, hätte ich ihn gefordert! Ein elfjähriges Mädchen zu vergewaltigen!« Seine Hand

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