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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Frau, die nicht unter dem Wahrheitszauber schwören kann, daß sie dir gutgesonnen ist. Ein böser Wunsch kann dem Kampf eines neugeborenen Kindes um das Leben ein plötzliches Ende geben.«
»Gewiß ist diese Kraft des Laran selten, mein Fürst.«
»Nicht so selten, wie ich es wünschte«, sagte Mikhail. »Und seit kurzem habe ich merkwürdige Gedanken. Ich halte diese Gaben für eine Waffe, die meine Hand abschneiden können. Ich habe Zauberei benutzt, um Feuer und Chaos auf meine Feinde zu schleudern; jetzt fühle ich, daß sie die Kraft dazu besitzen, sie auch gegen mich zu richten. Als ich jung war, empfand ich das Laran als eine Gabe der Götter; als hätten sie mich berufen, dieses Land zu beherrschen und mir diese Gabe verliehen, um meine Herrschaft zu stärken. Aber jetzt, da ich älter werde, halte ich es für einen Fluch, nicht für einen Segen.«
»So alt bist du nicht, mein Fürst, und sicher würde niemand deine Herrschaft bedrohen.«
»Offen wagt es niemand, Aliciane. Aber ich bin allein unter denen, die darauf warten, daß ich kinderlos sterbe. Ich werde noch manchen Kampf auszufechten haben… Mögen die Götter geben, daß dein Kind ein Sohn ist, Carya.«
Aliciane begann zu zittern. »Und wenn nicht… mein Fürst…« »Nun, dann, Schatz, wirst du mir ein weiteres gebären«, sagte Lord Aldaran freundlich. »Selbst, wenn du das nicht tust, werde ich eine Tochter haben, deren Begabung mein Vermögen sein wird und mir starke Verbündete verschafft. Selbst ein weibliches Kind würde meine Stellung stärken. Und dein Sohn wird ihr Pflegebruder und Friedensstifter sein, ein Schild im Streit und ein starker Arm. Ich liebe deinen Sohn aufrichtig, Aliciane.«
»Ich weiß.« Wie konnte sie auf diese Weise in eine Falle geraten … herauszufinden, daß sie den Mann liebte, den sie zuerst nur mit den Vorzügen ihrer Stimme und ihrer Schönheit zu betören gedachte? Mikhail war freundlich und ehrenhaft, er hatte ihr den Hof gemacht, als er sie als gesetzmäßiges Opfer hätte nehmen können, und ihr ungefragt versichert, daß Donals Zukunft gesichert sei, selbst wenn es ihr mißlingen sollte, ihm einen eigenen Sohn zu schenken. Bei ihm fühlte sie sich sicher. Sie hatte ihn lieben und um ihn zu fürchten gelernt.
In meiner eigenen Falle gefangen!
Beinahe lachend sagte sie: »So viele Versicherungen benötige ich nicht. Ich habe nie Zweifel an dir gehegt.«
Er akzeptierte es mit der lächelnden Höflichkeit eines Telepathen. »Aber Frauen sind in solchen Tagen furchtsam, und jetzt ist es gewiß, daß Deonara mir kein Kind mehr gebären wird, selbst wenn ich sie nach so vielen Tragödien darum bäte. Weißt du, wie es ist, Aliciane, wenn du die Kinder, nach denen du dich sehntest und die du schon liebtest, bevor sie geboren wurden, sterben siehst, noch ehe sie einen Atemzug getan haben? Als wir verheiratet wurden, habe ich Deonara nicht geliebt. Ich hatte ihr Gesicht nie gesehen, denn wir wurden einander wegen eines Familienbündnisses versprochen. Aber wir haben zusammen viel ertragen, und auch wenn es dir merkwürdig erscheint, mein Kind: Liebe kann aus geteiltem Leid ebensogut entstehen, wie aus geteilter Freude.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ich liebe dich sehr, Carya Mea, aber es lag weder an deiner Schönheit noch der Pracht deiner Stimme, daß ich dich erwählte. Wußtest du, daß Deonara nicht meine erste Frau ist?« »Nein, mein Fürst.«
»Zum ersten Mal wurde ich verheiratet, als ich ein junger Mann war; Clariza Leynier gebar mir zwei Söhne und eine Tochter, alle gesund und stark … Schwer ist es, Kinder bei der Geburt zu verlieren, aber es ist noch schwerer, Söhne und Töchter zu verlieren, die fast zu Erwachsenen herangereift sind. Und doch verlor ich sie – einen nach dem andern, als sie heranwuchsen. Ich verlor alle drei beim plötzlichen Einsetzen des Laran – sie starben an Krämpfen, der Geißel unseres Geschlechts. Ich selbst war kurz davor, an tiefer Verzweiflung zu sterben.«
»Mein Bruder Caryl ist so gestorben«, flüsterte Aliciane.
»Ich weiß. Aber er war nur einer aus eurer Linie, und dein Vater hatte viele Söhne und Töchter. Du selbst hast mir gesagt, daß dein Laran nicht während der Pubertät zum Vorschein kam, sondern daß du von Kindesbeinen an langsam in es hineingewachsen bist, wie viele vom Geschlecht der Rockraven. Und ich weiß, daß dies in deiner Familie dominant ist. Donal ist kaum zehn Jahre alt, und wenn ich auch nicht glaube, daß sein Laran schon voll

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