Herrin des Blutes - Thriller
kranken Absichten zu schützen.« Er lachte auf. Es war ein kurzes, durchdringendes, bitteres Geräusch. »Eins muss man ihm lassen. Ich wette, dass diese arroganten Arschlöcher zu keinem Zeitpunkt Verdacht geschöpft haben.«
Allyson runzelte die Stirn. »Okay. Aber wie genau hat er das angestellt?«
Chad sah sie an. »Du hast doch die dicke Jacke gesehen, die er trug, oder? Der Lastwagen war vollgestopft mit Waffen und Munition. Ich wette, er hat sich großzügig bei den Granaten bedient, bevor er ins Haus ging, und sie in die Taschen gestopft. Dann musste er nur noch unauffällig den Sicherungsstift aus einer von ihnen herausziehen und sich ein paar Sekunden gedulden. Bumm! «
Allysons Augen wurden feucht. »Das … Scheiße, dafür hat er wirklich Mut gebraucht.«
Chad nickte. »Ja.«
Sie fuhren mehrere Meilen weiter, beide tief in Gedanken versunken. Der Verkehr verdichtete sich, als sie sich der Ausfahrt näherten, die auf die Interstate führte. Als sie den Blinker setzte, fiel Allyson noch etwas anderes ein. »Er hat gesagt, wir sollten für eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Was glaubst du, was er damit meinte?«
Chad schüttelte den Kopf. »Jim ist selbst den größten Teil seines Lebens abgetaucht. Wahrscheinlich dachte er … na ja, dass es auch für uns das Beste wäre.«
»Vielleicht befürchtete er aber auch, dass wir nach wie vor in Gefahr schweben. Dass uns entweder der Orden bedroht oder … derjenige, der jetzt über das Haus regiert, das wir grade in Schutt und Asche gelegt haben. Wer immer das sein mag.«
Chad wusste nicht, was er davon halten sollte. »Könnte sein.«
Allyson lenkte den Jeep über die kurvige Auffahrt zur Interstate. »Was meinst du, was wir jetzt am besten tun?«
»Jetzt?« Chad schnaubte. »Fahren wir einfach weiter und denken später darüber nach. Alles, was ich im Moment will, ist irgendein Hotel, möglichst eins, das mindestens hundert Meilen von hier entfernt liegt, dann eine Dusche, ausgiebigen Sex mit dir und hinterher den ganzen Tag im Bett bleiben und schlafen.«
Allyson lächelte. »Klingt verlockend.«
Der Jeep rollte auf die Interstate und Allyson drückte das Gaspedal voll durch.
Epilog
Sechs Monate später
Dream saß auf einem hohen Thron aus Gold im Hauptpavillon der Pyramide. Zu ihrer Linken hatte sich der Meister auf einem identischen Thron niedergelassen. Er sah prachtvoll aus mit seinem langen zerzausten Haar und den feinen Gewändern. Er spürte, dass sie ihn mit Blicken regelrecht verschlang, und lächelte.
Dream wandte ihre Aufmerksamkeit den Menschenmassen zu, die sich unter ihnen versammelt hatten. Sie hockten mit gesenkten Köpfen in langen Sitzreihen. Vollkommen reglos. Wagten es nicht, sich zu rühren, bevor sie ausdrücklich dazu aufgefordert wurden. Sie fürchteten sich zu Recht. Sie waren die Bewohner von Razor City, der florierenden Sklavenstadt, die von Giselle Burkhardt aus der Taufe gehoben worden war. Sie fristeten ein grausames Dasein. Lebten ohne die Hoffnung auf eine Zukunft, weil sie sich nie sicher sein konnten, dass man sie nicht im nächsten Moment für ein Opferritual einbestellte oder sie von einem kaltblütigen Mitglied der Gemeinde hinterrücks erstochen wurden.
Sie hatten sich versammelt, um ihrer neuen Königin und ihrem neuen Meister offiziell zu huldigen. Einige von ihnen würden schon bald zum Altar gerufen werden, der sich auf halbem Weg zwischen dem Auditorium und den beiden Thronpodesten befand. Ihr Blut würde fließen, um den Todesgöttern die Ehre zu erweisen und die Herrschaft ihrer neuen Regenten zu preisen. Bewaffnete Männer in Schwarz säumten das Gelände um den Pavillon. Früher waren sie als Schwarze Brigade bekannt gewesen, aber Dream hatte beschlossen, sie zur Palastgarde umzutaufen. Das klang in ihren Ohren besser. Ein Begriff wie aus einem Märchen, der einer Königin gut zu Gesicht stand.
Es war jedoch bei Weitem nicht die einzige Veränderung, die sich in den Monaten seit ihrer Wiederbegegnung mit dem Meister vollzogen hatte. Sie konnte ihre Kräfte besser kontrollieren als je zuvor, war in der Lage, Kreaturen und Gegenstände heraufzubeschwören und das Gefüge der Realität mit erstaunlicher Präzision zu manipulieren. Sich selbst hatte sie die Gestalt ihres jüngeren Ich zurückgegeben. Ihr fließendes Haar glänzte erneut in verführerischem Goldblond, die Haut erstrahlte im von der Sonne geküssten braunen Teint. Auch die Altersfalten um ihre Augen und Mundwinkel waren
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