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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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konnte. Nur wenig vergrößern mussten sie ihn, danach konnte der Junge ohne ihre Hilfe ein und aus gehen und brauchte für den Weg durch die Gruft keine Kerze mehr.
    Diesmal blieb er kürzer oben. »Es ist um Mittag. Sie stellen alles Zeug aus dem Haus auf dem Hof zusammen. Bauer Schwarke hilft schleppen.«
    Die Lage in der dunklen Kammer wurde unterdessen schwieriger. Die Kinder waren nun wach und steckten sich gegenseitig mit dem Weinen an. Tilde Flügge hatte ihnen anfänglich noch Geschichten erzählt, aber auch ihre Geduld versiegte langsam. Marie Schwarke saß zusammengekauert auf dem Boden und wiegte sich vor und zurück, manchmal wimmerte sie leise.
    Alle trieb es wieder und wieder vor die Tür, was den Kindern nur erlaubt war, wenn sie sich erleichtern mussten. Dierk saß mittlerweile nur noch neben dem verschlossenen Durchgang und wartete auf die Erlaubnis, nach oben zu gehen.
    Schließlich ließ Ada ihn.
    Nur Augenblicke später kehrte er zurück, außer Atem. »Das Haus brennt. Sie haben das Haus angezündet.«
    Ada half ihm, den Stein vorzuschieben, obwohl alles in ihr schrie, dass sie nach draußen musste.
    »Sie wollen Euch heraustreiben«, sagte Luise hinter ihr. »Geht ihnen nicht auf den Leim.«
    »Aber das Haus … die anderen Leute!«
    »Das Haus ist alt und zu groß.« Luise umschloss mit der Hand ihren Arm.
    »Sie soll gehen.« Tilde war die paar Stufen zu ihnen heraufgestiegen und krallte eine Hand in Adas Rock. »Ihr müsst gehen und ihm geben, was er will, ich bitte Euch, gnädige Frau. Wenn der Graf Euch hat und die Schuldscheine, dann wird er abziehen, und wir können heraus. Bitte, geht! Bitte.« Ihre Hand rüttelte flehentlich an Adas Kleid, und ihre Stimme brach.
    »Unsinn, Tilde. Halt den Mund. Was ihr dann geschieht, das wünschst du ihr doch nicht. Das kennst du so gut wie ich. Setz dich wieder hin.«
    »Bitte, bitte«, schluchzte Tilde, ohne auf Luise zu hören.
    »Ich gehe«, sagte Ada.
    Luises Griff wurde fester. »Das tut Ihr nicht.«
    »Sie werden mich nicht umbringen. Märtens und mein Pate brauchen mich lebend.«
    Ein kaltes Auflachen kam von Luise. »Das zeigt wieder, wie wenig Ihr vom Kriege wisst. Ist Umbringen das Schlimmste, was Euch einfällt? Sie werden Euch dazu bringen, mehr herzugeben und zu verraten, als Ihr jetzt denkt. Am Ende auch uns.«
    »Das werde ich nicht. Und es wird nicht schlimmer sein, als hier unten mit euch zu sterben.«
    Ada versuchte, ihren Arm zu befreien, und Luise ließ los. »Das habe ich damals auch gedacht. Am nächsten Tag war ich anderer Ansicht.«
    Ada machte sich auch noch von Tildes Hand frei und drückte gegen den Stein. »Aber du warst nicht schuld an allem.«
    Einen Augenblick schwieg Luise, dann legte sie ihre Hand behutsam wieder auf Adas Schulter. »Ich habe, bei Gott, am Anfang nicht gedacht, dass ich das einmal zu Euch sagen würde: Aber Ihr sollt nicht nur deshalb nicht gehen, weil Ihr uns verraten könntet. Es würde mir leidtun, wenn Ihr zu Schaden kämet, und solange ich noch einen Ton sagen kann, soll niemand wagen, Euch die Schuld für den Wahnsinn der Männer zu geben.
    Mein Leben lang habe ich mir angesehen, wie die Herrschaften hier gehandelt und gestritten haben, und glaubt mir, ich habe eine Meinung davon, was Schuld ist und was nicht. Ihr seid anders als die alten Herrschaften. Bleibt!«
     
    Die Glocke wurde wild geläutet, als Lenz und Christopher mit den Männern in Sichtweite des Wachturms kamen. Schwarze Rauchfetzen wehten über die Mauer, und man hörte den Lärm erregter Menschen. Das Alarmgeschrei des Wächters kündigte ihnen an, dass nicht nur ein Feuer zu bekämpfen sein würde.
    Umso überraschender war es, dass sich das Tor für sie öffnete, als sie ankamen. Sie hielten nicht inne, um zu überlegen, sondern trieben die Pferde im Galopp hinein. Der Wächter schrie gellend, fand jedoch bei seinen mit dem Feuer beschäftigten Kumpanen zu spät Gehör.
    Es war Jakob, der das Tor geöffnet hatte. »Jagt sie raus, Herr. Das ist der Graf Ferdinand mit seinen Katholiken!«
    Einen Augenblick später wurde auf dem ganzen Anwesen gekämpft.
    Curds Söldner und die selbstsicheren Schweden waren den Eindringlingen gewachsen, doch nicht eindeutig überlegen. Lenz wagte nicht, sich um etwas anderes als den Kampf zu kümmern, obwohl er angesichts des brennenden Hauses halb verrückt war vor Angst.
    Er stach seinen Gegner mit dem stumpfen Rapier nieder, das ihm noch immer diente, und sah sich nach dem nächsten Feind um.

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