Herrin wider Willen
Lage ist, mir …«
Mit einem Knall landete Lenz’ Faust auf dem Tisch. »Es reicht. Ihr seid es, der etwas begreifen sollte. Es macht mir nicht das Geringste aus, Euch nackt vor die Tür zu setzen und zum Teufel zu jagen, Junker. Ihr nehmt mir meine Gemahlin nicht, so groß Ihr Euch auch aufplustert. Sie bleibt bei mir, und ich sage Euch, niemand wird es wagen, ihren oder meinen Stand anzuzweifeln. Euch bleibt nur …«
Kampfbereit sprang Dietrich auf und zeigte mit dem Finger auf Lenz. »Schweigt! Ich lasse mir das nicht bieten! Sie gehört nicht Euch, und Ihr werdet sie nicht nur zurückgeben, sondern mir auch den Schaden erstatten, den ich durch diese Sache …«
Auch Lenz erhob sich nun und richtete sich drohend zu seiner vollen Größe auf. »Mein Herr, der Schaden, den Ihr bis hierher erlitten habt, ist nichts gegen das, was Ihr gleich erleben werdet, wenn Ihr keine Einsicht zeigt. Ich warne Euch ein letztes Mal. Wenn …«
Ada hob die Hand. »Lenz, lass mich sprechen. Der Streit ist ganz unnötig. Es gibt einen unanfechtbaren Grund, warum Ihr mich nicht zurückhaben wollt, Dietrich: Ich bin guter Hoffnung.« Sie lächelte und ließ ihre Worte wirken. Lenz musste husten, und Christopher drehte sich überrascht zu ihnen um.
Dietrich schluckte, als würde er einen Frosch herunterwürgen. »Herr Jesus, auch das noch! Wir müssen es auf jeden Fall geheim halten. Sollte das Kind leben, werden wir ein Arrangement treffen, um es andernorts versorgen zu lassen. Die Kosten dafür werdet Ihr selbstverständlich der Summe meiner Entschädigung zuschlagen müssen, von der Wenthe! Es sei denn, Ihr wollt den Bankert selbst unterbringen. Genauer betrachtet, wäre es angemessen, wenn Ihr es tätet. Ich sollte darauf bestehen. Es ist reiner Großmut Konrade gegenüber, wenn ich es nicht rundheraus fordere. Tod und Teufel, was für eine widerwärtige Angelegenheit!«
Ada ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Dietrich, Ihr müsst wissen, dass ich mich nicht von meinem Kind trennen werde und das Kind nicht von seinem Vater. Ich würde mich bei jeder Gelegenheit mit aller Kraft zur Wehr setzen. Es wäre ein maßloser Aufwand für Euch, mich mitzunehmen. Und selbst wenn ich zu Euch zurückkehrte … Überlegt doch – es könnte Jahre dauern, bis Ihr von mir wieder einen legitimen Nachkommen zu erwarten hättet. Und Ihr wisst auch, wie traurig es schon einmal endete. Glaubt mir, es wäre nicht zu Eurem Besten.«
Dietrich betrachtete sie mit verzogenem Gesicht, angewidert von der Erkenntnis, dass sie recht haben könnte.
Sie strahlte ihn an. »Denkt doch daran, welchen Vorteil Ihr von der Sache haben könntet. Wenn wir es geschickt anstellen und kein Aufsehen erregen, wird schon eine neue Braut zu finden sein. Sicher wird Eure Großmutter sich mit Eifer dem Unternehmen widmen, eine große Mitgift ausfindig zu machen.«
»Nun. Wenn Ihr es so darstellt …« Seine Stimme schwankte, und Ada wusste, dass die Schlacht gewonnen war. Zufrieden lehnte sie sich zurück und faltete die Hände züchtig über ihrem Bauch.
»Guter Hoffnung?«, fragte Lenz später in ihrem Zimmer. »Hast du dir das ausgedacht?« Er stellte sich hinter sie und umfasste ihren immer angenehm gerundeten Bauch.
»Ich weiß nicht. Es ist zu früh, um sicher zu sein. Ich hätte es dir aus freien Stücken noch nicht gesagt. Andererseits hat meine Hoffnung schon ihren Anfang genommen.«
»Dann müssen wir bald nach England. Das Kind soll dort auf die Welt kommen.«
»Fragst du mich nicht, ob ich nach England möchte?«
»Das habe ich dich doch schon einmal gefragt.«
»Ich habe nicht geantwortet.«
»Unsinn.«
»Vielleicht, habe ich gesagt.«
»Herrgott, Ada. Willst du etwa nicht? Warum?«
Sie lachte und drückte seine Hände auf ihr Herz. »Ich gehe mit dir, keine Sorge. Aber glaube nicht, dass ich mich stets so einfach fügen werde.«
19
Procurator Eckermann kam auf ihre Bitte hin schon am nächsten Tag. Er arbeitete den Nachmittag und die ganze Nacht daran, die komplizierten Papiere aufzusetzen, die Ada von Dietrich losmachen und fest an Lenz binden sollten. Papiere, die die Hinterlassenschaft von Gotthard Lobeke zugunsten seines Gesindes regeln würden, Papiere, die Luise und Curd verheiraten und Curd zum Verwalter des Gutes machen würden.
Eckermann war aufgebracht darüber, dass der korrupte Richter von Hermannsburg auf Befehl von Graf Ferdinand den Mörder Stechinelli freigelassen hatte. Sie bräuchten nicht zu befürchten, dass
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