Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
überdurchschnittlich harte Vorgehen. Doch sollte man bei diesen Darstellungen immer im Hinterkopf behalten: Tacitus ist nicht irgendwer, sondern der Schwiegersohn des Agricola …
79 n. Chr. agiert Agricola von Nordwestengland Richtung Norden. Im Jahr 80 n. Chr. bildet die Linie zwischen Forth und Clyde die nördliche Grenze des militärisch befriedeten Territoriums der Provinz Britannia.
Doch das reicht Agricola noch nicht. Nur zwei Jahre später steht der römische Feldherr an der südwestschottischen Küste und blickt nachdenklich auf die Küstenlinie, die sich an diesem außerordentlich klaren Tag jenseits des Wassers deutlich am Horizont abzeichnet. Ein idealer Küstenstützpunkt, in der Tat. Strategisch gesehen wären Flottenhäfen auf beiden der Pretanischen Inseln die Vollendung der Bemühungen Roms um die Erringung der kompletten Macht im Westen. Aber andererseits hat Agricola keinerlei Informationen über das Land jenseits des Wassers außer denen, die ihm ein geheimnisvoller Besucher gegeben hat. Kann man diesem trauen? Einem Mann, der bei seinem Volk so etwas wie ein Kleinkönig gewesen ist, bevor ihn ein anderes Mitglied seiner Familie von der Macht verdrängt hat? Der deshalb zu Agricola gekommen ist, um ihn um Hilfe zu bitten?
Würde er nicht alles erzählen, nur um diese Hilfe zu erhalten?
Genau diese Zweifel des Julius Agricola sind es, die dazu führen, dass in Irland, das nur 21 Kilometer vom inzwischen weitgehend römisch besetzten Britannien entfernt liegt, nie eine römische Legion über eine von Römern erbauten Straße marschieren wird. Der römische Statthalter lenkt seine Legionen schließlich nach Norden und stößt in das Gebiet des heutigen Schottland vor. Nach mehreren kleineren Gemetzeln kommt es im Sommer des Jahres 84 n. Chr. zu einer Entscheidungsschlacht am Mons Graupius (vermutlich der Bennachie bei Inverurie).
Agricola hat diesen Vorstoß generalstabsmäßig vorbereitet. Er hat auf der Seeseite die Flotte zusammengezogen und ausreichend britannische Alliierte als Hilfstruppen rekrutiert. Alles in allem zählt sein Heer 30
000 Mann.
Diese aufwändigen Vorbereitungen erscheinen auch notwendig, denn den Truppen unter Agricola steht ein gleich großes Heer unter der Führung eines Mannes namens Calgacus gegenüber.
Was zunächst wie ein überwältigender Sieg der Römer aussieht, entpuppt sich nach näherem Hinsehen lediglich als eine weitere Schlacht, die nichts entschieden hat. Sicher, 10
000 Feinde liegen totauf dem Schlachtfeld, doch 20
000 sind auf wundersame Weise im unzugänglichen Hochland verschwunden. Was am Ende in Schottland bleibt, ist eine Reihe von Legionsbasen, von denen einige – darunter die größte, Inchtuthil – erst nach 84 n. Chr. unter Agricolas Nachfolger entstehen.
Bis ins Jahr 90 n. Chr. bleibt es bei dieser eher provisorischen Landnahme im Norden. Ab diesem Zeitpunkt ziehen sich die Römer sogar wieder in die Region südlich der Clyde-Forth-Linie zurück und setzen dort auf Konsolidierung. Das eroberte Gebiet schrumpft unter Kaiser Trajan, der seine Bestimmung eher im Osten in der Ausrottung der Daker im heutigen Rumänien sieht. Am Ende seiner Regierungszeit wird die Provinz Britannia im Norden durch eine Linie zwischen Tyne und Solway begrenzt.
Der 117 n. Chr. an die Macht kommende Kaiser Hadrian vollendet ab 122 n. Chr. die Konsolidierung der Provinz, indem er auf dem ehemaligen Stammesterritorium der Brigantes mit einem gewaltigen Bauwerk die nördliche Grenze für alle sichtbar markiert.
Der Hadrianswall – errichtet nach einem Besuch des Kaisers in Britannien anlässlich einer Bedrohung »von außerhalb der Provinz« – ist keine undurchlässige Grenze. Dagegen sprechen kleinere Forts, die auch nördlich des Walls liegen. Vielmehr muss man sich das Ganze als eine breite militärische Zone vorstellen, für die der Wall mit seinen Forts eine Art Basislagerstreifen darstellt. Südlich der militärischen Installation mit Palisade, Graben, Türmen und Forts liegt eine große durchgehende Erdaufschüttung ( vallum ). Dieser Erdwall, natürlich mit einigen Durchlässen und Übergängen, trennt die zivile von der militärischen Zone (s. im Farbbildteil Abb. 25).
Der Hadrianswall wirkt in beide Richtungen, denn außer, dass er als Schutzwall gegen Eindringlinge aus dem Norden fungiert, hören südlich des Walls nach und nach die Stammesauseinandersetzungen der neuen römischen Provinzler auf. Diese Phase der Konsolidierung dauert
Weitere Kostenlose Bücher