Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
die Archäologie untermauerten Fakten sprechen gegen das Lebor Gabála . Die Funde geben keinerlei Hinweise auf aufeinanderfolgende Wellen von Einwanderern im Sinne von großen Menschenzahlen. Das lässt nur einen Schluss zu: Das keltische Irland ist – wie auch das keltische Britannien und das keltische Gallien – aus sich heraus gewachsen. Nur so erklärt sich, dass Irland im 8. und 7. vorchristlichen Jahrhundert denselben Entwicklungsstand hat, wie auch das spätbronzezeitliche Europa. Eine zeitliche Verschiebung in der Entwicklung, wie sie für eine Wanderung charakteristisch wäre, ist nicht nachweisbar.
Das heißt jedoch nicht, dass Irland über die Jahrtausende hinweg völlig isoliert im Atlantik gelegen hat. Kontakte nach Europa sind offensichtlich, denn im 8. Jahrhundert v. Chr. tauchen in Irland dieselben Schwerter auf, die in Süddeutschland und Österreich die Periode charakterisieren, die Archäologen als Hallstatt C bezeichnen (siehe S. 22). Doch um 700 v. Chr. passiert etwas in Irland, was die Kontakte zur Außenwelt fast völlig abbrechen lässt. Was es ist, liegt im Dunkeln. Hat eine Kriegeraristokratie die Herrschaft übernommen, deren interne Macht- und Dynastiekämpfe keinen Platz für Kontakte nach außen ließen? Die ein Klima schufen, das auf Händler und Reisende abschreckend wirkte? Erst ab Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., zu einer Zeit, als die großen Wanderungen der Kelten nach Griechenland, Norditalien und Kleinasien noch im Gange oder bereits abgeschlossen sind, beginnt in Irland aus der 1500 Jahre langen Bronzezeit heraus eine ganz eigene La-Tène-Zeit zu wachsen. Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts kommen im Gepäck der vor den Römern flüchtenden Gallier neue Impulse auch nach Irland. Im ersten Jahrhundert schließlich nehmen die fremden Einflüsse deutlich zu. Diesmal sind es britannische Kelten, die eine wohltuend nicht römische Umgebung suchen. Denn während sich die Britannier auf der Hauptinsel relativ schnell mit den neuen, den römischen Werten anfreunden, sind die Iren trotz zum Teil intensiver Handelskontakte dem römischen Luxus gegenüber eher gleichgültig. Ihre Kunst zeigt keinerlei Spuren römischen Einflusses.
Es gibt nicht viele historisch fundierte Informationen aus der Zeit vor dem 4. Jahrhundert n. Chr. Irland wurde weder von den Römern besetzt, noch großartig bereist. Erst als die mündlichen Überlieferungen ihren Weg in die Aufzeichnungen christlicher Mönche finden, wird die Geschichte zwar immer noch ausschmückbar, aber in ihren Grundlagen unveränderlich.
Doch auch die realen historischen Fakten bieten noch mehr als genug Raum für Sagen, Mythen, Legenden und Fantasien.
Plündern, Stehlen, Töten – die Gesellschaft der Helden
Wer als moderner Zeitreisender in die Welt der irischen Kelten von vor 2000 Jahren zurückreisen könnte, der würde sich in einer Gesellschaft wiederfinden, die Startrek-Erfinder Gene Rodenberry als Vorlage für seine düstere, kriegerische Welt der Klingonen gedient haben könnte. Es ist eine reine Kriegergesellschaft; Bauern, Hirten spielen eine untergeordnete Rolle, ja, sie finden in den Sagen und Erzählungen noch nicht einmal Erwähnung. Das Ideal ist der Krieger, der durch besonders verwegene Taten (vor allem das Töten anderer, ebenso hoch angesehener Krieger) seinen eigenen Status erhöht. In dieser Gesellschaft hat jedes Leben seinen Preis, genannt eric . Dieser eric ist an die Familie eines Getöteten zu zahlen, wenn das Töten von der Gemeinschaft als ungerechtfertigt beurteilt wurde.
Das Zentrum des Lebens bildet die Familie, die fine , die über Kinder und Kindeskinder ihre Erweiterung findet, bis man schließlich von einem Clan sprechen kann. Die Welt der irischen Sagen und Erzählungen ist so reich, dass sie viele Bücher füllt. Doch ein Thema kehrt immer wieder: die Verteidigung der Ehre der Familie, der Linie, steht über allem. Und dabei kommt es oft zu solchen Szenen, wie sie in dem Epos Scél Mucci Mic Dathó , die »Geschichte des Schweins von Mac Dathó« beschrieben werden. Zum Hintergrund:Bei dem König Mac Dathó der irischen Provinz Leinster finden sich die Kriegshelden etlicher Familien ein, um von ihm einen besonderen Hund zu erbitten. Mac Dathó nutzt diese Gelegenheit zu einem Festgelage, bei dem er sein Schwein (ebenfalls ein ganz besonderes Tier) schlachten lässt. Als man zusammensitzt, kommt es zunächst zu den üblichen Prahlereien und Drohgebärden. Doch das alles ist nur
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