Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Im 5. Jahrhundert kommt noch die Provinz Midhe (Meath) hinzu. Jede dieser Provinzen liegt irgendwie ständig im Krieg mit einer anderen, denn die Hauptbeschäftigung der Herrscher ist es, Macht auf sich zu vereinigen und Wohlstand anzuhäufen. Die Fürstensitze sind meist beeindruckende Residenzen, die auf Hügeln (wie zum Beispiel Emhain Mhacha , heute Navan Fort in der Grafschaft Armagh) oder natürlichen Felsenüberhängen an den Küsten liegen. Die Grundform ist fast ausnahmslos ein Ring. Ist der Wall eine einfache Erdaufschüttung, ist es ein rath , ist er mit Steinen befestigt, ist es ein cashel . Die schwerste Befestigungsart mit aufwändigen Verteidigungsanlagen nennt man schließlich dun . Noch heute geben Ortsnamen an, in welcher Form sie einmal gegründet wurden.Ein Muss ist das große Rundhaus. Hier empfängt der Herrscher seine Gäste aus dem In- und Ausland. Er selbst wohnt aber letztendlich relativ selten dort, denn eigentlich befindet sich der Fürst einer Provinz auf einer ständigen Roadshow. Er muss Kontakte pflegen, Gastfreundschaften anbieten und einfordern und somit ein Netzwerk der Macht aufbauen. Genutzt werden die Herrschaftssitze jedoch auch für andere Dinge. Sie sind Handelsplätze und Anlaufpunkte für die Menschen der Umgebung für Zusammenkünfte und religiöse Zeremonien. Der Hauptsitz der Provinz Connacht , Rathcroghan , gilt darüber hinaus als magischer Ort: Innerhalb des Festungsrings liegt angeblich ein Eingang zur Anderen Welt.
Der wohl geheimnisvollste Ort ist das sagenumwobene Temair (Tara), der Sitz der irischen Hochkönige in der heutigen Grafschaft (und damaligen fünften irischen Provinz) Meath. Doch so weit die Sagen um Tara auch zurückreichen mögen, als historischer Fakt taucht aus dem Gewirr von Machtkämpfen zwischen den Provinzen und Familien erst um 410 n. Chr. ein Mann auf, der die Bezeichnung »Hochkönig« ansatzweise verdient. Sein Name ist Niall Noígiallach (»Neill der neun Geiseln«), seines Zeichens Herrscher der Provinz Munster. Er erobert das mächtige Ulster und teilt das Land unter seinen Söhnen auf. Laoghaire Uí Néill regiert von nun an das Irland südlich von Tara; seine beiden Brüder herrschen über das Gebiet des modernen Derry und Donegal. Das ist auch die Geburtsstunde der »Fünften Provinz« Midhe , denn Niall Noígiallach wählt diesen Ort als seine Herrschaftsresidenz. Und seine Dynastie ist außerordentlich erfolgreich; nach Niall herrschen stolze 140 Könige der Uí Neill von Tara aus.
Nialls Ehrgeiz beschränkt sich jedoch nicht auf Irland. Er ist einer der Skoten, die in den Tagen des Zusammenbruchs der römischen Macht Ende des 4. Jahrhunderts (also noch vor seiner Machtergreifung in Irland) die Küsten Britanniens heimsuchen. Die Krieger unter Niall stoßen dabei sogar bis zur Isle of Wight vor. Von den Walisern werden die Iren im Übrigen nicht scotii , sondern gwyddel genannt, wovon sich das Wort »Gälen« ableitet.
Im frühen Irland leben zwischen 500
000 und 1
000
000 Menschen. Während in Gallien Stammesräte die Regierung ausüben, sind es in Irland wie auch in Britannien Einzelherrscher. Das Land besteht zum großen Teil aus Wald und Sumpf, aus Gebieten, die oft die Grenzen der Herrschaftsbereiche und die Zuflüchte für Verstoßene und später auch Eremiten darstellen. Sklaverei ist in Irland nicht Fehlinterpretation, sondern Fakt. Dabei handelt es sich meist um Kriegsgefangene oder Kinder, die von ihren Eltern verkauft wurden. Man lebt in einzelnen Gehöften, die von einer ringförmigen Aufschüttung umgeben sind, wobei sich die Kornmühle und der Trocknungsofen für das Getreide grundsätzlich außerhalb dieser Einfriedung befinden. Der Grund: Beide stellen eine Feuergefahr für die meist aus Holz bestehenden Wohnhäuser und Ställe dar. Die Felder sind eingezäunt, das Klima lässt auch den Winteraustrieb zu, sodass kein Heu gelagert werden muss. Man ernährt sich viel von Milch und Fleisch, die Butter ist schwer gesalzen, man isst Porridge und Gerstenbrot. Weißbrot gilt als Luxus. Aufgrund des feuchten Wetters muss alles Korn vor dem Mahlen künstlich getrocknet werden. Gemüse steht eher selten auf dem Speiseplan, wenn, dann sind es meist Zwiebeln, Lauch und Bärlauch. Man produziert für den Eigenbedarf und die an den Herrn zu leistenden Abgaben; ein Handel mit Lebensmitteln ist fast nicht existent. Missernten bedeuten eine Katastrophe, Hungersnot und Krankheiten sind die Folge.
Ansonsten unterscheidet
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