Herz an Herz mit dem Boss?
Ryan konnte Richard nicht standhalten, und sie hatte ihm schnell klargemacht, dass aus ihnen nichts werden würde. Das machte den Besuch in diesem Club ein wenig erträglicher, denn so musste sie sich wenigstens nicht gegen Annäherungsversuche von Richard wehren.
Aber sie hatte sich ziemlich aufgedonnert und wusste, dass andere Männer sich die Köpfe nach ihr verdrehten. Sie befürchtete, dass einer von ihnen ankommen und sie fragen würde, ob sie tanzen wolle. Als sie aus dem Waschraum zurückkam und plötzlich am Arm gepackt wurde, machte sie vor Schreck einen Riesensatz. Empört drehte sie sich nach demjenigen um, der die Dreistigkeit besaß, sie einfach anzufassen, um ihm gehörig die Meinung zu sagen. Als sie Ryan erblickte, war sie so verblüfft, dass ihr der Mund offen stehen blieb.
„Was machst du denn hier?“
„Das Gleiche wollte ich dich auch gerade fragen. Machst du mit deiner Schwester die Stadt unsicher?“
„Nein. Und ich muss jetzt zurück zu meinem Tisch. Mein Date wartet.“
„Date? Was für ein Date? Willst du mir etwa erzählen, dass du mit einem Mann hier bist?“
Sein Ton ging Jamie gegen den Strich. Dachte er etwa, sie hätte kein Leben außerhalb der Arbeit? Sie hatte ihm doch deutlich gezeigt, dass dem nicht so war, schließlich machte sie neuerdings stets pünktlich Feierabend und kam nicht eine Minute zu früh ins Büro.
„Das meinen wohl die meisten Frauen, wenn sie von einem Date reden.“
„Bist du mit ihm hergekommen oder hast du ihn hier kennengelernt? Wenn Letzteres der Fall sein sollte, muss ich dich nämlich warnen. Die meisten Typen kommen her, um Ausschau zu halten, ob es etwas zum Abschleppen gibt.“
Jamie machte sich in Richtung ihres Tisches auf, und Ryan folgte ihr. Sie war mit einem Mann hier! Er war außer sich bei dem Gedanken. Als er sah, dass der Mann, der sich erhob, um sie zu begrüßen, ein anständiger Typ zu sein schien, wurde er noch ärgerlicher. Der andere hatte kurzes braunes Haar, ein angenehmes Lächeln und trug eine Brille mit Metallgestell – kurz gesagt, er war genau ihr Typ. Ryan bemühte sich, nicht allzu finster dreinzublicken, als sie einander vorgestellt wurden.
„Darf ich so unhöflich sein …“, sagte Ryan rasch, bevor sie ihn wegschicken konnte, was sie eindeutig vorhatte, „… und dein Date auf die Tanzfläche entführen? Sie ist heute furchtbar früh aus dem Büro verschwunden …“
„Ich bin gegangen, als ich Feierabend hatte!“
„… und es gab da noch ein, zwei Dinge, die ich mit ihr besprechen wollte. Normalerweise schleppe ich meine Arbeit nicht mit mir herum, aber …“
„Du bist doch sicher nicht alleine hier, oder?“, fragte Jamie schroff. Dann senkte sie die Stimme und zischte ihm ins Ohr: „Oder bist du einer von den Typen, die hierherkommen, um Ausschau zu halten, ob es etwas zum Abschleppen gibt?“
„Das ist nicht meine Art.“ In der Annahme, dass der unscheinbare Typ, mit dem sie hier war, schon nichts dagegen haben würde, wenn er ihm Jamie für ein paar Minuten abspenstig machte, legte er ihr den Arm um die Taille. Und richtig, er hatte nichts dagegen einzuwenden, dass seine Begleitung im Arm eines anderen zur Tanzfläche ging.
Die Musik wurde langsamer, und als er Jamie enger an sich zog, versuchte sie, von ihm abzurücken. Doch er zog sie noch dichter an sich und legte ihr die Hand in den Nacken, was sie daran erinnerte, wie es sich anfühlte, von ihm berührt zu werden. Und daran wollte sie nicht erinnert werden.
„Ich glaube nicht, dass es deinem Date gefällt, wenn du mit mir tanzt“, mutmaßte sie schnippisch und machte sich steif. „Apropos, wo ist sie eigentlich?“
„Hinter dir, auf Viertel vor zehn. Sie hat ein knallblaues Kleid und blaue Schuhe an.“ Er drehte sie um, sodass sie direkt in Richtung der großen Blondine mit den langen Haaren und den noch längeren Beinen sah. Ihr wurde auf der Stelle schwindelig vor Eifersucht.
Diese Frau hatte Ryan verborgen gehalten. Auf seinem Rechner, für den Jamie das Passwort hatte, waren keine Mails von ihr aufgetaucht, es hatte keine gesäuselten Telefonate gegeben und auch nicht die Bitte, irgendwelche Termine zu verlegen, damit er seine neuste Eroberung dazwischenschieben konnte.
Jamie mochte nicht darüber nachdenken, aber sie konnte nicht anders. War das die Frau, mit der er es ernst meinte? „Sie ist sehr hübsch“, bemerkte sie knapp. „Hast du sie schon deiner Mutter vorgestellt?“
„Meine Mutter weiß noch gar nicht,
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