Herz an Herz mit dem Boss?
Flughafen gekommen waren, und Jamie sah, wie Ryan einen Anruf auf seinem Handy entgegennahm.
Sie kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass er mit einer Frau sprach – er wandte sich ab, senkte die Stimme und lachte leise.
„Bitte sag, dass ich nicht schon morgen Blumen an deine Neue schicken muss.“ Die Stimme drohte ihr zu versagen, doch es gelang Jamie, den Satz deutlich auszusprechen, und sie war fast ein wenig stolz auf ihre Contenance.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Auch gut“, antwortete sie und streckte einen Arm aus, um ein Taxi herbeizuwinken.
„Aber wenn es so wäre“, fragte Ryan, „würde es dich stören?“
Jamie wickelte sich fest in ihren Mantel ein. „Willst du eine ehrliche Antwort?“
Ein wenig Ehrlichkeit? Wer konnte da schon Nein sagen. Ryan deutete ein Nicken an und legte den Kopf schief.
„Es würde sich nicht gut anfühlen.“ Es gelang Jamie, mit fester, gleichmäßiger und wohlmodulierter Stimme zu sprechen. „Aber denk bitte nicht, dass du mich jetzt mit Samthandschuhen anfassen müsstest. Unser arbeitstechnisches Verhältnis ist mir wichtiger als diese Affäre. Ehrlich gesagt …“ Sie hielt inne und sah sich nach Ryans Fahrer um, der auf ihn wartete. Ryan würde direkt ins Büro fahren. Sie hingegen würde erst einmal nachsehen, welchen Schaden ihre Schwester in ihrem Haus angerichtet hatte.
„Ehrlich gesagt …“, hakte Ryan nach.
„Ehrlich gesagt hast du mir letzten Endes einen Gefallen getan.“
„Inwiefern?“
„Ich habe viel zu viele Jahre damit verbracht, mir vorzumachen, dass ich noch etwas für Greg empfinde. Du hast mich erkennen lassen, wie falsch es war, mich hinter meiner Vergangenheit zu verstecken.“ Fast gelang es ihr, sich selbst weiszumachen, dass alles zu ihrem Besten geschehen war, und wenn ihr das gelang, dann würde sie auch damit klarkommen, wenn Ryan mit anderen Frauen telefonierte und süße Nichtigkeiten in den Hörer hauchte. „Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden. Jetzt kann ich anfangen, London wirklich zu genießen. Das wollte ich dir noch sagen. Und, bevor ich es vergesse: Darf ich fragen, wann du vorhast, mit deiner Mutter über uns zu sprechen?“
„Spielt das eine Rolle? Du bist doch eh aus dem Spiel.“
„Ja, aber ich mag Vivian sehr, und je besser ich sie kenne, umso weniger gefällt mir, was wir getan haben. Sie wird sehr enttäuscht sein.“
„In dem Fall muss ich zusehen, dass ich ihr etwas anderes gebe, über das sie sich freuen kann“, sagte er und beugte sich vor, sodass Jamie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spürte. Es kitzelte und löste alle möglichen wohlbekannten Empfindungen in ihr aus.
„An was denkst du dabei?“
„Du bist nicht die Einzige, die etwas aus der Geschichte gelernt hat, Jamie. Während du London unsicher machst, werde ich mich auf die Suche nach der richtigen Frau machen. Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass ich heirate.“
9. KAPITEL
Ryan sah die Blondine an, die auf seinem Sofa im Büro saß, und sie erwiderte seinen Blick erwartungsvoll. Sie wollte sich einen schönen Abend machen – teuer essen und danach in einen angesagten Nachtclub gehen.
Es war Freitagabend, und er hätte allen Grund gehabt, sich auf den Abend zu freuen. Doch stattdessen ertappte er sich dabei, dass er überlegte, wie er sich aus dieser Verabredung herauswinden konnte, und ärgerte sich über sich selbst.
Wo war Jamie? Jetzt erst merkte er, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte, dass sie ohne zu murren länger geblieben war, wenn er es verlangt hatte. Freitagabend hatten sie oft irgendwelche neuen Ideen ausgebrütet. Irgendwann wurde dann immer etwas zu essen bestellt, das sie umgeben von Ordnern und Papierstapeln verzehrt hatten.
Doch seit sie vor zwei Wochen nach London zurückgekommen waren, war alles anders. Jetzt ging sie, sobald sie Feierabend hatte, und kam nicht eine Sekunde früher als nötig zur Arbeit. Sicherlich führte sie jetzt das fabelhafte Singleleben, welches sie erwähnt hatte, als sie sich am Flughafen voneinander verabschiedet hatten. Aber sie erzählte überhaupt nichts davon, und er würde sich auf keinen Fall zum Affen machen, indem er nachfragte.
Abigail, mit der er sich ein paar Mal getroffen hatte, und derer er bereits müde zu werden begann, stand lächelnd vom Sofa auf.
„Wir wollten doch ausgehen, oder? Bitte sag mir nicht, dass du vorhast, den Freitagabend im Büro zu verbringen.“
„Ich habe hier schon viele schöne Freitagabende
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