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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nur noch wissen, ob du mich meinetwegen gern hattest — nicht nur meines Geldes wegen. Als du aus der Zelle gestürmt bist, nachdem ich dir sagte, ich würde mein ganzes Vermögen verlieren, war ich fest davon überzeugt, du würdest zu Mr. Westfield rennen, um ihn zu fragen, wieviel Geld du noch einstecken könntest, ehe sie mich hängen.«
    »Das hast du von mir gedacht?« sagte sie leise. »Du hast mich für so niederträchtig gehalten und geglaubt, ich wäre imstande, den Mann, den ich liebe, dem Gericht zu überlassen? Du hast geglaubt, ich würde keinen Finger krumm machen, um ihn vor dem Strick zu retten?« Sie wandte sich ihrem Pferd zu.
    »Houston, Süßes — das habe ich doch nicht so gemeint, Baby! Ich wollte es nur ganz genau wissen. Ich hatte doch keine Ahnung, daß du so verrückt sein würdest und . . . Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung, daß du das Gefängnis in die Luft sprengen würdest und mich fast dazu!«
    »Du scheinst die Sache ja recht gut überstanden zu haben.«
    »Houston, du wirst mir doch deswegen jetzt nicht böse sein, nicht wahr, Baby? Es war doch nur ein kleiner Scherz. Hast du denn gar keinen Sinn für Humor? Ich meine, in der Stadt werden sie jetzt alle . . .«
    »Ja«, sagte sie, ihn wütend anfunkelnd, »nur weiter so. Was werden sie jetzt alle in der Stadt tun?«
    Kane sah sie mit einem schwachen Grinsen an. »Vielleicht merken sie es gar nicht.«
    Sie ging auf ihn zu. »Sie merken es nicht? Sie sehen nicht, daß am Gefängnis die ganze Vorderwand fehlt? Eine Mauer aus Feldsteinen, die vorher einen halben Meter dick war? Und keiner hat natürlich den Knall gehört, als ich sie weggesprengt habe. Ja, vielleicht fahren sie alle am Gefängnis vorbei und schauen nicht hin. Und der Sheriff beißt sich eher die Zunge ab, als den Leuten vom größten Ereignis der letzten zehn Jahre zu berichten, daß nämlich eine von den Chandler-Zwillingen Dynamitstangen in die Mauerfugen steckte, um ihren Mann aus dem Gefängnis zu befreien, der längst hätte nach Hause gehen können, statt, wie sie meinte, auf seinen Mordprozeß zu warten.
    Vielleicht ist inzwischen das Wettfieber in Chandler und Umgebung ausgebrochen, wann ich meinen Irrtum entdecken und ob ich jetzt nicht wegen Mordes angeklagt werde.« Sie drehte sich wieder zu ihrem Pferd um, ein Bild flammender Entrüstung.
    »Houston, du mußt auch mich verstehen. Ich wollte wissen, ob du mich liebst oder mein Geld. Ich sah eine Gelegenheit, das nachzuprüfen, und habe sie beim Schopf gepackt. Du kannst einem Mann deswegen keine Vorhaltungen machen.«
    »Das kann ich sehr wohl! Ich möchte, daß du wenigstens einmal zuhörst, wenn man mit dir redet. Ich habe dir gesagt, daß ich dich liebe — dich, nicht dein Geld —; aber du hast ja noch nie etwas auf meine Worte gegeben.«
    »Also«, antwortete er mit einem Achselzucken, »du hast auch zu mir gesagt, daß du nicht mit einem Mann Zusammenleben könntest, den du nicht respektieren kannst; und du bist trotzdem zu mir zurückgekommen. Und so großer Überredungskünste bedurfte es gar nicht, um das zu erreichen. Ich glaube, du kannst eben nicht aus deiner Haut heraus«, setzte er mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    »Von allen aufgeblasenen, arroganten Männern, die ich bisher kennengelernt habe, bist du gewiß der schlimmste. Ich bedauere zutiefst, daß ich dich aus dem Gefängnis geholt habe. Ich wünschte, sie hätten dich aufgehängt.« Damit schwang sie sich auf ihr Pferd.
    »Houston, Baby, das ist doch nicht dein Ernst!« rief Kane, kletterte nun ebenfalls auf sein Pferd und ritt neben ihr her. »Es war doch nur ein Scherz. Ich habe es nicht böse gemeint.«
    Sie ritten den ganzen Tag hindurch, und Kane brachte die ganze Zeit über Argumente vor oder dachte sich neue Gründe aus, warum sie ihm im Grunde dankbar sein sollte für das, was er getan hatte. Er meinte, Houston könnte sich ihrer Gefühle nun sicherer sein als vorher. Er versuchte, ihr die humorvollen Seiten der ganzen Affäre näherzubringen. Als sie diese nicht sehen wollte, kritisierte er sie heftig, weil sie zwei unmündige Kinder in diese Sache hineingezogen und sie alle in große Gefahr gebracht hatte. Kurzum — er versuchte alles, um sie zu einer Reaktion zu bewegen.
    Doch Houston saß so steif auf ihrem Pferd, als wäre sie aus Eisen gemacht. Mit ihren Gedanken weilte sie bei den Bewohnern von Chandler. Nach dem Schrecken der Minenexplosion würden sie alles, was sie von ihrer bedrückten Stimmung ablenken

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