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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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konnte, dankbar aufgreifen. Sie würden zweifellos den letzten Tropfen Humor aus dieser Geschichte herauspressen. Der Sheriff würde sie so ausschmücken, bis von der Wahrheit nicht mehr viel übrigblieb, und das Chandler Chronicle würde daraus wahrscheinlich eine Artikelserie machen, die mit der Hochzeitsnacht anfing und mit einem Mann endete, den man . . . den man am besten doch hätte aufhängen sollen.
    Jedesmal, wenn Houston an Kane dachte, fing ihr Blut an zu kochen, und sie weigerte sich, ihm auch nur eine Sekunde lang zuzuhören. Die Tatsache, daß sie ihm ihre Liebe geschenkt und er das öffentlich angezweifelt hatte — auf eine höchst spektakuläre, unverschämte Art —, kränkte sie ganz besonders.
    Sie bekam den ersten Geschmack von den Dingen, die sie in Chandler erwarten würden, bereits in der Kutschstation, wo sie wieder ihre Pferde wechselten. Der alte Mann fragte sie, ob sie das Ehepaar aus Chandler wären, von dem er inzwischen einiges gehört hätte. Er konnte kaum erzählen, was er >gehört< hatte, weil er bei jedem zweiten Satz vor Lachen fast erstickte. Und als sie aufbrachen, versuchte er,
    Houston die zwanzig Dollar wieder aufzudrängen, die sie ihm tags zuvor gegeben hatte.
    »Die Geschichte war mir hundert Dollar wert«, sagte er, während er einem grinsenden Kane heftig auf den Rücken patschte. »Ich schulde dir noch achtzig Dollar.«
    Houston reckte das Kinn in die Luft und ging zu ihrem Pferd. Sie bemühte sich sehr, so zu tun, als wären die beiden Männer gar nicht vorhanden.
    Sobald sie wieder auf dem Trail waren, redete Kane mit neuerwachtem Eifer abermals auf sie ein; doch manches war nicht zu verstehen, weil er immer wieder das Pferd zügeln und sich den Bauch halten mußte vor Lachen.
    »Als ich dich vor dem Fenster stehen sah, und du zu mir sagtest, du wolltest mich mit Dynamit aus der Zelle herausholen und meinen Kopf vor dem Galgen retten, war ich zunächst so sprachlos, daß ich kein Wort sagen konnte. Und als Ian zu fluchen anfing, weil ihm deine kleinen spitzen Absätze so zu schaffen machten . . .« Kane hielt das Pferd an, um sich das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. »Also, Houston, ich wette, daß dich alle Frauen westlich des Mississippi um deine Courage und den Mut beneiden werten, den du bewiesen hast, indem du deinen Mann in letzter Minute aus dem Rachen des Todes befreit hast. . .«
    Er hielt abermals an, um sich zu schneuzen, und als Houston zu ihm zurückkam, versuchte er vergeblich, sein lachendes Gesicht hinter einem Taschentuch zu verstecken.
    »Wenn ich nur daran denke, wie du mich angeschaut hast, als du unter der Zelle mit den beiden Pferden darauf gewartet hast, daß ich in den Sattel springe! Was waren das gleich wieder für Frauen, die Hörner an ihren Köpfen trugen? Wikinger, richtig? Du hast wie eine Wikingerdame ausgesehen, die gekommen war, ihren Mann zu retten. Und Zachary, der machte ein Gesicht dazu, als ob . . . Oh, wenn mir der Kopf nicht so weh getan hätte, hätte ich mir glatt in die . . .«
    Er hielt inne, weil Houston ihrem Pferd die Absätze in die Weichen schlug und davongaloppierte.
    Houstons schlimme Befürchtungen wurden von der Wirklichkeit weit übertroffen, als sie die Stadtgrenze von Chandler erreichten. Sie machte am Stadtrand einen weiten Bogen nach Norden, als sie zu Kanes Haus ritt, um möglichst wenig Leuten zu begegnen.
    Es war sechs Uhr morgens, als sie den Hügel zur Villa Taggert hinauftrabten; doch da hatten sich bereits ungefähr zwanzig Paare eingefunden, die >zufällig< in dieser Gegend spazierengingen. Und auf der Auffahrt waren fast alle Bediensteten des taggertschen Hauses versammelt, die eifrig ihre Meinung mit den Stadtbewohnern austauschten.
    Houston hielt sich vorne das Reitkleid zu, machte ein so würdevolles Gesicht, wie ihr das unter diesen Umständen gelingen wollte, und ritt weiter zum Küchenausgang, während Kane an der Vordertür aus dem Sattel stieg und die Leute im Nu einen Kreis um ihn bildeten.
    »Will sich wahrscheinlich wieder wichtig machen«, murmelte Houston. Irgendwie gelang es ihr, die Küche zu durchqueren und Mrs. Murchisons lächelnden Blicken und taktlosen Fragen auszuweichen.
    Oben schickte Houston Susan aus dem Zimmer und ließ sich selbst ein Bad ein. Nachdem sie einige Minuten in der Badewanne verbracht hatte, stieg sie in ihr Bett und zog die Decke bis zum Kinn hinauf. Sie hörte, wie Kane im selben Augenblick ins Zimmer kam; doch als sie so tat, als schliefe sie bereits,

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