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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Absätze von diesen Reitstiefeln sind verdammt spitz; also mach mir das Leben nicht noch schwerer, indem du dumme Fragen stellst.«
    Houston blickte in die dunkle Zelle und sah Kane quer auf der viel zu kleinen Pritsche liegen, so daß wesentliche Teile von ihm über den Rand der Matratze hingen. Sie warf einen Kieselsein in in die Zelle.
    Er bewegte sich nicht, und sie brauchte sechs Steine, von denen einer mit beträchtlichem Lärm von seiner Brust abprallte, ehe er aufwachte.
    »Kane!« rief sie so laut, wie sie die Stimme zu erheben wagte.
    »Was?« fragte er, sich aufsetzend. »Bist du das, Houston? Was suchst du denn mitten in der Nacht vor dem Gefängnis?«
    Sie winkte ihn näher ans Fenster heran. »Ich habe keine Zeit, dir alles zu erklären; aber Ian und ich holen dich aus der Zelle heraus. Wir werden diese Wand mit Dynamit wegsprengen, und deshalb mußt du dich in den hintersten Winkel verkriechen und dir die Matratze um den Leib wickeln — jedenfalls um die wichtigsten Teile davon.«
    »Ihr werdet was?« keuchte Kane. »Dynamit? Hör zu, Houston, ich muß dir etwas sagen.«
    »Houston!« sagte Ian unter ihr. »Diese spitzen Absätze bringen mich noch um. Willst du die ganze Nacht dort oben am Fenster verbringen?«
    »Ich muß wieder gehen«, sagte sie. »Stell dich nur in eine Ecke, und wenn die Mauer weg ist, stehen Pferde bereit. Ich liebe dich.« Damit zog sie sich wieder vom Fenster zurück und stieg von Ians Schultern.
    Kane stand noch ein paar Sekunden am Fenster seiner Zelle. Sie war also nicht in ihrer Kutsche davongeeilt, um sich so schnell wie möglich sein Geld zu sichern, sondern hatte vielmehr einen Plan ausgeheckt, wie sie ihn aus seiner Zelle herausholen konnte. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, lächelte und begann eine Melodie vor sich hin zu pfeifen, sich in dem Gedanken sonnend, daß Houston sich so große Sorgen um ihn machte.
    Und während er so vor sich hinpfiff, hörte er ein seltsames Geräusch, als hätte da jemand ein Feuer gelegt.
    »Dynamit!« keuchte er, packte die Matratze und sprang in eine Ecke der Zelle. Mit so einem Lärm hatte er niemals gerechnet. Er hatte das Gefühl, ihm würde der Schädel weggerissen — und dieses Donnern wollte und wollte kein Ende nehmen.
    Houston, Ian und Zach kauerten hinter einem Felsblock, als die Vorderwand des Gefängnisse fast anmutig in sich zusammenbrach. Das Dynamit hatte das Fundament der zwei Stockwerke hohen Mauer weggesprengt, und die Steine darüber rutschten nach unten, als würde man ein Denkmal enthüllen, und gaben den Blick auf das Innere des Gefängnisses frei. Kane kauerte in einer Ecke, und als der Staub sich allmählich verzog, machte er keine Anstalten, aus seiner Ecke hervorzukommen.
    »Wir haben ihn umgebracht«, heulte Houston und rannte auf das Gefängnis zu, Ian ihr dicht auf den Fersen.
    »Wir haben ihn vermutlich nur betäubt. Kane!« rief Ian, den Lärm der immer noch fallenden Steine übertönend, und als Kane ihm keine Antwort gab, turnte Ian auf den Schuttberg hinauf und in die dreiwandige Zelle hinein.
    Ian zog die Matratze weg, die Kane sich vorhielt; doch Kane konnte offenbar nicht verstehen, was Ian zu ihm sagte, also mußte Ian es mit der Zeichensprache versuchen. Aus irgendeinem Grund mußte die Explosion Kanes Begriffsvermögen beeinträchtigt haben, da er ununterbrochen den Kopf schüttelte, so daß Ian ihn fast mit Gewalt auf den Schuttberg befördern mußte, damit er von dort auf den Boden gelangte.
    Houston saß bereits im Sattel, und als Kane näher kam, sah sie, daß er sich ständig mit beiden Händen an den Kopf griff, als habe er dort große Schmerzen. Er schien ihr etwas sagen zu wollen; doch Houston wollte ihm nicht die Zeit dazu lassen, während Zach und Ian sich beeilten, ihn auf das zweite Pferd hinaufzuschieben.
    »Ihr geht jetzt sofort nach Hause, ihr beiden«, befahl sie, weil sie sah, daß bereits Leute, angelockt von dem Lärm der Explosion, auf das Gefängnis zuliefen.
    »Vorwärts!« rief sie dann Kane zu, und er folgte ihr die südliche Ausfallstraße hinunter und dann in die Wüste hinaus.
    Houston ritt so schnell und hart, wie die Pferde das zulassen wollten, und blickte hin und wieder auf Kane zurück, der ihr mit einem seltsam leeren Ausdruck auf seinem Gesicht folgte.
    Die Sonne schob sich über den Horizont, und sie ritten noch immer Galopp, verlangsamten das Tempo nur, wenn die Pferde eine Verschnaufpause brauchten. Mittags hielten sie vor einer Kutschstation —

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