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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wenngleich ihr der Gedanke durchaus zusagte, den Grafen von Duncan für immer zu beseitigen. Sie mochte die Blicke nicht, die er in ihre Richtung warf. Seine Drohungen hatte sie nicht vergessen.
    »Wobei ich vermutlich nicht für Euren Fürsten, den Herrn von Anjou, sprechen kann«, berichtigte sie ihre spontane Antwort nach kurzem Nachdenken. »Ginge es nach ihm, so würde er diese Insel mit Krieg überziehen, nur damit er endlich seine Krone bekommt. Er scheint ein Mann zu sein, dem die Macht alles bedeutet.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    Der Seigneur versuchte seine Verblüffung zu verbergen. Mit Ausnahme der beeindruckenden Dame Elisabetta de Cambremer hatte er noch nie ein weibliches Wesen kennen gelernt, das seine Meinung zu politischen Dingen so ungeschminkt zur Kenntnis gab.
    Frauen kümmerten sich gewöhnlich nicht um solche Angelegenheiten. Wie sollten sie auch, da der Himmel den wenigsten von ihnen den nötigen Verstand gegeben hatte, um die Zusammenhänge zu erfassen?
    »Ich bin nicht einfältig«, entgegnete Roselynne ein wenig trotzig, denn sie las seine Gedanken wie die Seiten eines Stundenbuches. Er dachte wie alle anderen Männer, mit Ausnahme ihres Vaters. »Warum akzeptiert der Herzog das Testament des Königs nicht? Es ist der Wille des Eroberers, und schon die normale Sohnespflicht müsste ihn dazu veranlassen, es zu tun.«
    »Robert ist der Erstgeborene«, rief er ihr die Tatsachen in Erinnerung.
    »Ein Erstgeborener, der das Vertrauen seines Vaters in zahllosen Revolten verspielt hat und dem dieser sein neues Königreich nicht anvertrauen wollte«, beharrte Roselynne auf ihrem vernichtenden Urteil. »Würdet Ihr wirklich wünschen, dass auf dieser Insel Krieg geführt wird?«
    »Warum nicht, wenn es dazu dient, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen?«
    »Nennt Ihr das Gerechtigkeit, andere Menschen in Not und Kummer zu stürzen? Vielleicht sogar Menschen, die Ihr selbst schätzt?«
    Er ging nicht in die gestellte Falle, sondern lächelte kalt. Nur er selbst wusste, wie schwer es ihm fiel, sich dem Flehen in den schönen Augen zu verweigern. »Auf dieser Insel gibt es keine Menschen, die ich so schätze, dass mich ihr Schicksal sonderlich bekümmern würde.«
    »Himmlische Mutter! Ihr wisst nicht, was Ihr sagt, Seigneur!« Die anmaßende Abfuhr traf Roselynne wie ein Hieb. »Ihr fordert das Schicksal heraus!«
    »Das tue ich, seit ich zu denken und begreifen gelernt habe, Mylady. Es ist nicht nötig, dass Ihr Euch deswegen um mich sorgt.«
    »Ich mich um Euch sorgen? Pah!«
    Es war mehr, als sie ertragen konnte. Warum verleugnete er sich selbst und die edle Seite seines Gemütes so rücksichtslos? Sie stand abrupt auf, hob die Säume ihres Gewandes und rauschte wortlos davon. Sie brauchte frische Luft und einen ungestörten Platz, an dem sie sich beruhigen konnte, ehe sie etwas unverzeihlich Falsches sagte und das ohnehin schon dünne Eis zwischen ihnen noch mehr belastete.
    Der normannische Ritter sah ihr ebenso verblüfft hinterher wie alle anderen in ihrer Nähe. Was hatte sie nur so wütend gemacht? Denn wütend war sie, dafür sprachen das jähe Feuer in den Veilchenaugen und der stürmische Aufbruch. Welch ein befremdliches Benehmen für eine edle Dame! Man musste schon eine Cambremer sein, um dergleichen im Angesicht des Königs zu wagen, sogar wenn sich das Bankett schon dem Ende zuneigte.
    Freilich wollte er nicht zugeben, dass sie den Glanz des Festes mit sich genommen hatte. Auf der Suche nach Ablenkung von den eigenen Gedanken entdeckte er den schottischen Grafen, der ebenfalls aus der Halle strebte. War es schon so spät? Welche Macht hatte dieses Frauenzimmer über ihn, dass er Zeit und Raum vergaß, wenn sie ihn mit dem Bann ihrer Persönlichkeit belegte?
    Er sollte zufrieden sein, dass es ihm endlich gelungen war, Roselynne de Cambremer so zu verärgern, dass sie ihn von selbst mied. Dennoch wusste er im geheimsten Winkel seines Verstandes, dass es nicht so war.

7. Kapitel
    Roselynne umklammerte Halt suchend die eigenen Oberarme und versuchte ihre Fassung zurückzugewinnen, während sie aus der Halle hinaus und über den Burghof an die frische Luft eilte. Hatte es auf Gottes weiter Welt je eine dümmere, ungeschicktere Person gegeben? Welcher Teufel ritt sie, eine solch unsinnige Debatte zu beginnen? Was hatte sie in Erfahrung bringen wollen? Ob er dem Herzog von Anjou treu ergeben war? Ob er möglicherweise bereit war, Rufus zu dienen, damit sie ein Argument besaß, um

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